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tem durch die auf Dauer in geringer Menge konsumierte Allergen-Menge, z.B. durch das tägliche Honigbrot zum Frühstück, an diese gewöhnt und eine Allergie nicht mehr so stark vom Körper bekämpft wird. Wo stehen Ihre Stöcke und warum dort? Wieviel sind es? Wieviel Zeit wenden Sie dafür auf? Unsere Bienen stehen in Ostholstein, bei meiner Mutter. Ich hätte auch gerne einige Bienen in meinem jetzigen Hei- matort Kiel, leider fehlt mir hier nur der Platz für das Imkerei-Equipment. Der Vorteil des landwirtschaftlich gepräg- ten Ostholsteins ist, dass die Bienen dort zur Frühtracht meinen Lieblings- honig in großen Mengen erzeugen: Den cremigen, perlmuttfarbenden und mild schmeckenden Rapshonig. Das Nahrungsangebot ist durch viele Lindenbäume auch zur Spättracht sehr ausgeprägt, sodass unsere Bienen viel Honig eintragen können. Derzeit haben wir sieben Völker, die auf drei Standorte verteilt sind. Gerne möchten wir die Völkeranzahl in diesem Jahr auf zwölf erhöhen – indem wir neue Völker züchten und vielleicht auch einen Bienenschwarm einfangen. „Unsere Bienenarten sind friedlich, im Umgang ange- nehm und agieren ruhig“ Der Arbeitsaufwand fürs Imkern ist über das Jahr unterschiedlich ausgeprägt. (Derzeit sitzen die Bienen noch fest zusammengedrängt in der sogenannten Wintertraube, das heißt, dass sich alle Bienen im Bienenstock um die Königin schmiegen, um diese bestmöglich vor den niedrigen Temperaturen und Au- ßeneinwirkungen zu schützen. In dieser Zeit versuchen wir die Bienen überhaupt nicht zu stören, sodass sie möglichst
Anne Bayer, vor 30 Jahren in Olden- burg/Holstein geboren, war zum Zeitpunkt des Interviews stellvertre- tende Referatsleiterin, Ressortkoor- dinierung in Angelegenheiten aus dem Geschäftsbereich des Minis- teriums für Energiewende, Land- wirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in der Kieler Staatskanzlei. Sie wechselt in ein großes Kieler Unternehmen für Stadt- und Pro- jektentwicklung. Zu ihren Hobbys zählen Imkerei, Jagd, Politik, Reisen, Kochen und Sport. Frau Bayer, spätestens seit dem Erscheinen von Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ sind diese Insekten in das Bewusstsein vieler Menschen gerückt. Was hat Sie zu Ihrem Hobby gebracht? Seit ich ein kleines Kind bin, habe ich meinem Großvater beim Versorgen sei- ner Bienen und auch bei der Honigernte geholfen. Er hat sich immer gewünscht, dass ich später auch seine Bienenvölker übernehme und sein Hobby fortsetze. Je mehr ich mich mit diesen wunder- baren Tieren auseinandergesetzt habe, desto faszinierter war ich. Die Imkerei betreibe ich nun zusammen mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester. Wie geht man da heran? Braucht man dafür eine Ausbildung oder könnte das jeder machen? Ich selbst habe es von klein auf gelernt, mit diesen sensiblen und zarten Tieren zu arbeiten und mit ihnen umzuge- hen. Für Interessierte, die noch keine oder wenig Berührungspunkte mit der Imkerei haben, empfehle ich, eine Imkerin oder einen Imker bei der Arbeit mit den Bienen zu begleiten. Auch wir bieten das Interessierten regelmäßig an. Dabei stelle ich häufig fest, dass viele Menschen Angst haben, sich einem Bienenvolk anzunähern und diesem mit
Frei nach Wilhelm Busch: „Sie fliegen ein und fliegen aus in Anne Bayers Bienenhaus“
Das führt dazu, dass die Anzahl an Imkern in Deutschland immer weiter steigt. Auch wenn weit über 90 Prozent aller Imker dies als Hobby betreiben und nur wenige Bienenvölker halten, steigt die Anzahl an Bienenvölkern in Deutschland seit Jahren kontinuierlich an und liegt mittlerweile wieder bei ca. 1 Million Völkern, Tendenz steigend. Wie reagieren die Leute, wenn sie von Ihrem Hobby erfahren? Die meisten Menschen, die von meinem Hobby erfahren, sind sehr interessiert und fragen dann auch oft Honig an. Das allgemeine Interesse und die Wert- schätzung gegenüber der Imkerei hat merklich zugenommen. Ich denke, dass liegt auch daran, weil die Menschen heimische Produkte immer stärker nachfragen. Einige Allergiker desensi- bilisieren ihre Pollenallergien auch mit heimischem, regionalem Honig. Denn durch die im Honig enthaltenen Pollen kann das Immunsystem ähnlich wie bei einer schulmedizinischen Desensi- bilisierung trainiert werden. Das kann dazu führen, dass sich das Immunsys-
viel Respekt und Ehrfurcht begegnen. Diese Hemmungen sollten zunächst einmal abgebaut werden. Beim Landesverband Schleswig-Hol- steinischer und Hamburger Imker e.V. werden regelmäßig unterschiedliche Imkerkurse angeboten, auch sogenann- te Schnupperkurse. Hier wird Inter- essierten die Imkerei nähergebracht. Wer mit dem Imkern beginnt, sollte optimalerweise eine erfahrene Imkerin oder einen Imker an seiner Seite haben, damit auch kurzfristig jemand zur Seite stehen kann, wenn Fragen zu den Bie- nen auftreten oder sich Komplikationen entwickeln. Mit der Entscheidung, sich ein Bienenvolk anzuschaffen, über- nimmt man die Verantwortung für bis zu 50.000 Bienen. Ich finde, dass man sich dessen immer bewusst sein muss. Gibt es eigentlich viele Imkerinnen? Meine Erfahrung zeigt, dass sich immer mehr Menschen, gerade vor dem Hintergrund des Insektenrückgangs, mit dem Thema Bienen auseinandersetzen.
Imkerin sein bedeutet Verantwortung für viel Leben.
liche Bienenart, die im Umgang sehr angenehm und ruhig agiert. Stresst man die sensiblen Tiere aber, so kommt es vor, dass sie den Menschen stechen, weil sie das Volk oder sich in Gefahr sehen. Durch meinen Imkeranzug und Handschuhe schütze ich mich bei der Arbeit mit den Bienen, wodurch ich auch Bienenstiche unbeschadet über- stehe. Vermarkten Sie Ihren Honig selber? Einen Großteil unseres Honigs verschen- ken wir an Freunde und die Familie. Aber wir verkaufen unseren „Küstenhonig“ auch an Interessierte. Hierfür habe ich ein eigenes Etikett erstellt. Steuerrecht- lich gilt unsere Imkerei als „Liebhaberei“, also als steuerfreies Hobby, was den Verkauf unkompliziert ermöglicht. >>
ruhig ins Frühjahr starten können.Erst wenn die Temperaturen steigen und das Bienenvolk wieder aktiv wird, beginnt die arbeitsintensive Zeit. Insbesondere im Mai und Juni müssen die Völker sehr regelmäßig kontrolliert werden. (Sind unsere Bienenvölker von der Varro- amilbe befallen, müssen diese dann im Winter behandelt werden.) Pro Volk rechnen wir ca. 15 bis 20 Stunden pro Jahr ein. Sind Sie schon mal gestochen worden? Es kommt immer wieder mal vor, dass ich von einer Biene gestochen werde. Hierzu muss ich aber sagen, dass das immer auf fehlerhaftes Verhalten im Umgang mit den Bienen geschieht. Un- sere Honigbiene, die Westliche Honig- biene Apis mellifera ist eine sehr fried-
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