EUROPA/ZENTRALASIEN
POLEN Hohe Gaskosten wirken sich auf Lebensmittelindustrie aus
Die Düngemittelindustrie ist besonders anfällig für den drastischen Anstieg der Gaspreise in Polen. Rund 70 Prozent der Produktionskosten von Stickstoff- dünger entfallen auf Erdgas. Die beiden teilstaatlichen Hersteller „Grupa Azoty“ und „Anwil“ drosselten deshalb im August ihre Produktion. Die Entscheidung dieser beiden größten polnischen Düngemittelhersteller zieht ungeahnte Konsequenzen nach sich. Bei der Produktion von Düngemitteln entsteht das Abfallprodukt CO2. Dieses wird in Veredelungsbe- trieben aufbereitet und verflüssigt oder in Trockeneis umgewandelt. Sowohl das verflüssigte CO2 als auch das Trockeneis sind Hilfsstoffe für die Lebensmittelindus- trie. Fleischverarbeiter und Molkereien verpacken ihre Produkte unter einer CO2-Schutzatmosphäre, die das Bakterienwachstum hemmt. Brauereien reichern ihr Bier mit CO2 an. Falls es über einen längeren Zeitraum zu Ausfällen von CO2 kommt, würden laut Einschätzung des polnischen Verbands der Lebensmittelhersteller und der polnischen Milchkammer Lebensmittel im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro verderben. Der Brauereikonzern Carlsberg Polska warnte Vertriebspartner, wegen fehlen- dem CO2 könnten Lieferungen ausfallen. Die polnische Regierung kündigte indes an, dass Dün- gemittelhersteller vergünstigtes Erdgas erhalten könnten. Konkrete Pläne dazu liegen allerdings noch nicht vor. GTAI/IHK
Verfallsdatum im Blick: Milch und andere Lebensmittel könnten verderben, wenn veredeltes CO2 längerfristig als Verpackungsgas ausfällt, warnt Polens Milchkammer.
POLEN Großflughafen: CPK trifft Auswahl der Projektpartner
Ein Kernprojekt des neuen Zentralflughafens (Centralny Port Komunikacyjny – CPK) ist der Ausbau des Schienennetzes, damit Reisende das Luftfahrt- drehkreuz in Zentralpolen aus allen Landesteilen per Schnellzug erreichen können. Im Juli hat die Projektgesellschaft der CPK elf Konsortien für entsprechende Bahnprojekte ausgewählt. Darunter sind auch drei Unternehmen mit deutscher Muttergesellschaft: Voessing Polska, SSF Ingenieure und die Schüssler-Plan Inge- nieurgesellschaft. Darüber hinaus haben sich Firmen aus Spa- nien, Frankreich und Südkorea in der Erstauswahl qualifiziert. Die Firmen nehmen in Zukunft an Ausschreibungen im Zuge von Planungen einzelner Gleisabschnitte teil. Der Gesamtwert der Arbeiten wird auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Ähnliche Rahmenvereinbarungen gibt es für Ingenieur- arbeiten an den Eisenbahnstrecken. 20 Firmen können
sich als Vertragsingenieure auf Projekte im Wert von rund 540 Millionen Euro bewerben. Voessing Polska gehört zu diesem Kreis. Deutsche Unternehmen, die sich als Zuliefe- rer an den Projekten beteiligen wollen, können sich auf der Online-Plattform SmartPZP über aktuelle Ausschreibun- gen rund um Planung und Bau des neuen Großflughafens und der ergänzenden Bahnstrecken informieren. Neben dem Ausbau des Schienennetzes will die Projekt- gesellschaft auch Schienenfahrzeuge einkaufen. Es fanden schon Gespräche mit potenziellen Lieferanten statt. Neben polnischen und asiatischen Firmen saßen auch Siemens Mobility aus Deutschland und Alstom aus Frankreich mit am Verhandlungstisch. GTAI/IHK Ausschreibungsportal SmartPZP: portal.smartpzp.pl
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IHK Global Business 10/2022
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