CHINA
beeinträchtigen werden. Einkaufs- verantwortliche sind in der Pflicht, die bestehenden Lieferbeziehungen umfassend zu prüfen und ein breites Netz an Lieferanten aufzubauen. Mit der sogenannten „China+1“- Strategie nehmen Unternehmen bei der Beschaffung immer stärker alternative Märkte in den Blick, allen voran bei kritischen Komponenten. Alternativen zur Volksrepublik sind aber nicht immer einfach zu finden. Viele Faktoren sprechen nach wie vor für das Reich der Mitte. Dazu gehören eine gut entwickelte Lieferantenba- sis, eine etablierte Infrastruktur und funktionierende Logistiksysteme. Zudem steigt die Qualifikation von Arbeitskräften. Außerdem können zahlreiche Vorprodukte und Rohstoffe nur aus China bezogen werden. Kurz- um, Beschaffung in China ist zumin- dest kurz- und mittelfristig praktisch nicht zu ersetzen.
Die Rückverlagerung von Produk- tionen nach Europa (sogenanntes Nearshoring) gestaltet sich aufgrund von fehlenden Fachkräften schwie- rig. Vietnam wird oft in Erwägung gezogen, kann aber die notwendi- gen Mengen nicht alleine stemmen. Andere Bezugsmärkte wie Indonesien oder Malaysia müssten sich noch stärker um industrielle Ansiedlungen bemühen.
China bleibt für Sourcing wichtig Vor allem chinesische Elektronik, darunter automatische Datenver- arbeitungsmaschinen (wie Computer) und Geräte für die Nachrichten- technik (etwa Smartphones) werden nach Deutschland importiert. Trotz Bemühungen zur Diversifizierung von Bezugsmärkten hat China als Beschaffungsmarkt für Deutschland anteilsmäßig an Bedeutung hinzuge- wonnen, auch wenn sich das Waren- angebot und die Preisstruktur derzeit im Wandel befinden. Die Suche nach Alternativen zur Volksrepublik hat Fahrt aufgenom- men. Die Instabilität von Lieferketten war nicht zuletzt in der Pandemie deutlich spürbar. Es zeichnet sich ab, dass Krisen und andere Störfakto- ren sowie geopolitische Verwerfun- gen eher zunehmen und damit die Lieferketten auch künftig immens
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SICHERES SOURCING IN CHINA Sechs Dinge, die Sie unbedingt beachten sollten
bewahren. Machen Sie sich außerdem mit der chinesischen Kultur vertraut, um kulturell bedingte Kommunika- tionsprobleme zu vermeiden.
Der Einkauf und Import von in China produzierter Ware setzt Erfahrung vor- aus und bei der Wahl neuer Lieferanten sind viele Faktoren zu berücksichtigen. Kontinuität in Qualität, Quantität, Ferti- gungskompetenz und Liefertreue sind zwar ausschlaggebend, dazu sollten Aspekte wie Kommunikation, Logistik, Zahlungen und Zollgebühren auf jeden Fall mit einbezogen werden. Ganz essenziell im chinesischen Sourcing- Geschäft sind Firmenüberprüfungen und stetige Qualitätssicherung.
zuerst ein Markenzeichen registriert. Um einen Produzenten daran zu hindern, Ihr Produkt zu kopieren, zu veröffentlichen und zu verkaufen, braucht es ein chinesisches Designpa- tent. Das Copyright eines spezifischen Designs reicht nicht aus.
Professionelle Qualitätskon- trollen: Beauftragen Sie
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(externe) Experten, die die Produk- tionsstätte inspizieren und kontrollie- ren, ob das Produkt und die Inhalts- stoffe von guter Qualität sind, internationale Standards sowie Compliance-Anforderungen eingehal - ten werden. Idealerweise wird mehrfach während der Produktion sowie zusätzlich nach Verpackung der Waren stichprobenartig kontrolliert.
Zahlungsbedingungen klar definieren: Eine Zahlung nach Erhalt der Ware ist kaum
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durchsetzbar, aber hundertprozentige Vorauszahlung sollte man ebenfalls nicht akzeptieren. Grundsätzlich empfiehlt es sich bei neuen, erstmali - gen Geschäftskontakten auf ein Dokumentenakkreditiv oder eine Bankgarantie zu bestehen. Klären Sie zudem sämtliche, auch versteckte, Kosten.
Kein Geschäft ohne Vertrag: Obwohl in China nur chinesi - sche Verträge offiziell anerkannt
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Achtsam bleiben: Seien Sie sich bewusst, dass die Qualität des
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werden und Nachverhandlungen nicht untypisch sind, sollte bereits vor der ersten Bestellung immer auch ein zweisprachiger Vertrag unterzeichnet werden. Klären Sie im Vorfeld zudem alle Spezifikationen detailliert ab, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Musters nicht unbedingt mit dem endgültigen Produkt übereinstimmen muss und sich auch sukzessive Qualitätsminderungen einschleichen können, beispielsweise durch Mate- rialeinsparungen. Im Übrigen gilt: Rat einholen ist nie verkehrt! Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie bei uns nach! Unsere Expertin Stella Metzger hilft Ihnen gerne weiter.
Firmenüberprüfungen: Nicht nur bei zweifelhaften Geschäfts- anfragen, sondern allgemein bei
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neuen Geschäftskontakten zu noch nicht persönlich bekannten chinesi- schen Unternehmen ist eine Firmen- überprüfung empfehlenswert und kann Sie vor erheblichem Schaden
Geistiges Eigentum schützen: Marken- und Patentrechte sollten Sie immer sofort bei
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Markteintritt registrieren lassen. In China ist derjenige Eigentümer, der
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IHK Global Business 10/2022
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