Initiativkreis Ruhr Broschüre

TalentMetropole Ruhr

INTERVIEW MIT: BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA IN IHRER FUNKTION ALS BILDUNGSBEAUFTRAGTE DES INITIATIVKREISES RUHR

Frau Dr. Ilse Kamski vom Institut für Schulentwicklungsfor- schung an der TU Dortmund.

TALENTAWARD RUHR 2023: ZEHN JAHRE HERAUSRAGENDE TALENTFÖRDERUNG IM RUHRGEBIET Die feierliche Preisverleihung fand 2023 bereits zum zehn- ten Mal im thyssenkrupp Quartier in Essen statt und stand zugleich im Zeichen des Jubiläums der TalentMetropole Ruhr. Die Bildungsinitiative fördert seit 2013 Kinder und Jugendliche in ganz unterschiedlichen Projekten entlang der gesamten Bildungskette. Innerhalb eines Jahrzehnts erhielten 75 Talentfördernde für insgesamt 46 erfolgreich durchgeführte Projekte den TalentAward Ruhr. Ausge- zeichnet werden Initiativen von Stiftungen, Bildungsein- richtungen oder Unternehmen, die sich in besonderem Maße für die Förderung der Begabungen von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Anfang 20 und haben bereits mehrere Jahre an Maßnahmen des sogenannten Übergangssystems teilgenommen. Mehr als die Hälfte lebt in Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften. Im JOB- LINGE-Programm erhalten Angehörige dieser Zielgruppe die Chance, ihre Fähigkeiten in der Praxis zu beweisen – unabhängig von Schulnoten und klassischen Bewerbungs- gesprächen. Die Teilnehmenden erlernen wichtige soziale und berufliche Kompetenzen. In Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen JOBLINGE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbei- tern um den Managing Director Raphael Karrasch sowie den ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren identifizie- ren sie ihre Stärken und passende Berufe. Rund 75 Prozent der Jugendlichen schaffen den Sprung in das Berufsleben und werden dort über die Probezeit hinaus weiter durch die JOBLINGE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter begleitet. Das ist ein vorbildlicher Wert, der Mut macht und zeigt, dass Jugendliche eine zweite und dritte Chance verdient haben.

Auch JOBLINGE unterstützt im Ruhrgebiet junge Menschen mit schwierigen Startbedingungen. Sie sind stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der JOBLINGE gAG Ruhr und wissen: Die Initiative macht wie keine andere Jugendliche fit für Ausbildung und Arbeitsmarkt. Warum sind zweite Chancen so wichtig? Weil wir es uns als Gesellschaft nicht leisten können, diese jungen Erwachsenen zurückzulassen. Im Jahr 2022/23 blieben vier von zehn Ausbildungsstellen unbesetzt. Zudem haben rund 17 Prozent der 20- bis 34-Jährigen in Deutschland keinen Schulabschluss. Die JOBLINGE-Ziel- gruppe profitiert aber weder von guter Konjunktur noch von dem durch den demografischen Wandel verstärkten Fachkräftemangel. Trotz zahlreicher unbesetzter Ausbil- dungsplätze finden sie keine Anstellung.

Frau Bergerhoff-Wodopia, Sie setzen sich als Mit- glied des Vorstands der RAG-Stiftung und in Ihrer Funktion als Bildungsbeauftragte des Initiativkreises Ruhr für gerechtere Bildungschancen im Ruhrgebiet ein. Warum ist das Engagement für chancenbenach- teiligte Kinder und Jugendliche so wichtig für unsere Region? Im Ruhrgebiet leben viele Kinder und Jugendliche mit ganz individuellen Talenten. Aber zu wenigen von ihnen wird die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten auch zu entfal- ten. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Oft sind es mangelnde Sprachkenntnisse, fehlende Unterstützung oder die eingeschränkten finanziellen Mittel der Eltern. Zudem fehlt es vielen Jugendlichen an Orientierung, sie gehen insbesondere an den Bildungsübergängen verloren, zum Beispiel von der Grund- in die weiterführende Schule oder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Die Corona-Pandemie hat diese Problematik noch verschärft. Deshalb ist es der RAG-Stiftung bei ihrer Bildungsförde- rung und auch mir ganz persönlich besonders wichtig, einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit zu leisten. Genau hier kommt unter anderem die TalentMetropole Ruhr ins Spiel: Mit ihren Angeboten unterstützt sie in der Region junge Talente, die bislang keine adäquate Förderung erhalten haben. Die RAG-Stiftung unterstützt die erfolgreiche Bildungsinitiative seit 2017 als Hauptförderin. Die neue PISA-Studie zeigt: In Deutsch und Mathe schneiden Jugendliche aus Deutschland schlechter ab als je zuvor. Wie kann sich das Bildungsniveau Ihrer Meinung nach wieder verbessern? Basiskompetenzen wie Lesen, Mathematik und Sprachbil- dung müssen im Unterricht dringend sehr früh und gezielt gefördert werden. Aber auch das Thema Demokratie- verständnis ist angesichts der zunehmenden weltweiten Konflikte wichtiger denn je. Genau deshalb braucht es ausreichend Ressourcen für mehr Förderprogramme sowie engagierte Bildungsstiftungen, damit Schülerinnen und

Schüler langfristig und nachhaltig besser unterstützt und gefördert werden können. Denn die Jugendlichen von heute sind die Fach- und Führungskräfte von morgen. Für den Initiativkreis Ruhr als starkes Wirtschaftsbündnis in der Region und seine Bildungsinitiative ist es deshalb eine wichtige Aufgabe, die Fachkräftesicherung erfolgreich mitzugestalten. Die Devise muss lauten, jetzt gemeinsam zu handeln, damit das Ruhrgebiet eine wirtschaftlich starke Region bleibt. Nur so werden wir im kommenden Jahr- zehnt messbare positive Entwicklungen feststellen können. Für dieses Ziel setze ich mich als Bildungsbeauftragte des Initiativkreises Ruhr, aber auch als Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung gerne weiterhin ein. Die TalentMetropole Ruhr gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren. Wie beurteilen Sie die Entwicklung und das Engagement der mittlerweile gemeinnützi- gen Stiftung innerhalb des letzten Jahrzehnts? Die TalentMetropole Ruhr hat sich 2013 auf den wichtigen Weg gemacht, Talente im Ruhrgebiet zu finden und zu för- dern. Am Standort Gelsenkirchen-Ückendorf hat das Team um Frau Dr. Britta Schröder tolle Aufbauarbeit geleistet, auch dank starker Partner wie der Westfälischen Hochschu- le, engagierter Unternehmen aus dem Initiativkreis Ruhr und der RAG-Stiftung als Hauptförderin. Die gemeinnützige TalentMetropole Ruhr arbeitet in ihren Projekten mittlerweile mit rund 400 Partnern zusammen. Was bestätigt: Die Stiftung TalentMetropole Ruhr gGmbH hat einen herausragenden Reifegrad erreicht und ist mitt- lerweile eine starke, eigenständige Marke. Das belegt auch die wissenschaftliche Evaluation unter Federführung von

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst lobte während des TalentAwards Ruhr 2023 das Engagement der TalentMetrop- ole Ruhr in einer Videobotschaft.

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