ASIEN-PAZIFIK
KASACHSTAN Grüner Wasserstoff im Fokus
Kasachstan hat im September 2024 eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet, mit der das Land bis 2060 klimaneutral werden will. Grüner Wasser- stoff – erzeugt mit Wind- und Solarenergie – soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Dank seiner riesigen Steppenflächen verfügt das zentralasiatische Land über ideale Bedingungen für Solar und Windenergie. Diese sollen genutzt werden, um sowohl die heimische Industrie zu dekarbonisieren als auch neue Exportmöglich- keiten zu schaffen. Bereits ab 2030 sollen jähr- lich 25.000 Tonnen Was- serstoff produziert werden, davon 15.000 Tonnen für den Export. Die Hälfte davon soll aus grünem Strom stammen. Besonders ambitioniert ist das Projekt Hyrasia one der deutschen Firma Svevind Energy, die ab 2032 jährlich 2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff in Westkasachstan herstellen und unter anderem nach Europa exportieren will. Dafür sind riesige Wind- und Solarparks mit 40 Gigawatt und Elektrolyseure mit 20 Gigawatt geplant. Laut einer Studie der Deut- schen Energie-Agentur (dena) eignen sich vier Regionen besonders gut für Wasserstoff- projekte: Atyrau, Öskemen, Pawlodar und die Gegend um den Balchaschsee. Diese Re- gionen kombinieren günstige Wetterbedingungen für erneu- erbare Energie, Wasserverfüg- barkeit und Nähe zu industriel- len Verbrauchern. Der Export nach Europa erfordert jedoch neue Infrastruktur, etwa über Pipelines oder multimodale Transportwege über das Kaspi- sche Meer.
Wasserstoffkoope - ration auf höchster politischer Ebene: Bundespräsident Steinmeier (links) startete bei seinem Besuch 2023 ge- meinsam mit dem kasachischen Pre- mierminister Älihan Smaiylov (rechts) und SVEVIND CEO Wolfgang Kropp (Mitte) die ersten geologischen Bohrungen für das grüne Wasserstoff - projekt Hyrasia one in Agtau in der Region Mangystau.
geht die dena davon aus, dass der Wasserstoffsektor nur ei- nen geringen Teil des Gesamt- wasserbedarfs beansprucht. Der Wassermangel ist aber in der gesamten Zentralasiati- schen Region zunehmend ein Problem. In extrem wasser- armen Regionen, etwa im Wes- ten Kasachstans, müsste Was- ser aus dem kaspischen Meer aufwendig entsalzt werden – was nicht nur kostenintensiv ist, sondern auch den Was- serverbrauch pro Kilogramm Wasserstoff deutlich erhöhen würde. Zur Effizienzsteigerung hierzu will das Land vor allem auf technische Lösungen durch internationale Partner- schaften setzen, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Hierzu sind deutliche Investi- tionen in die Modernisierung der Infrastruktur notwendig. Dies dürfte auch für weitere deutsche Unternehmen Chan- cen bieten. GTAI /IHK
Kasachstan sieht vor allem in der Industrie – insbesondere in der Metallurgie und Chemie –, im Verkehrssektor (etwa beim Schwerlastverkehr) sowie per- spektivisch in der Strom- und Wärmeerzeugung wachsende Einsatzmöglichkeiten. Erste Wasserstoffbusse und Tank- stellen sind bereits ab 2027 geplant. Auch ein Pilotprojekt zur Beheizung von Wohnge- bäuden mit Wasserstoff ist ab 2026 vorgesehen. Neben grünem Wasserstoff plant Kasachstan auch blauen Wasserstoff, erzeugt mit Erd- gas und CO₂-Abscheidung, sowie rosa Wasserstoff, der künftig mit Strom aus Kern- energie produziert werden könnte. Ein Referendum im Herbst 2024 hat den Weg für den Bau von neuen Atom- kraftwerken ab 2035 bereits geebnet. Ein kritischer Punkt bleibt die Wasserversorgung. Zwar
10 MILLIONEN TONNEN grünen Wasser- stoff will die EU ab 2030 jährlich aus Kasachstan importieren. QUELLE: GTAI
13
IHK Global Business 05/2025
ihk.de/rhein-neckar
Made with FlippingBook Learn more on our blog