Politische Dimension Internationaler Jugendarbeit

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Politische Dimension der Internationalen Jugendarbeit

z. B. auch über das nationale Schulsys- tem transportiert werden, rahmen die Kommunikation und sind immer mitein- zubeziehen und zu reflektieren. In der Kommunikation sind Grundregeln der Diplomatie und eines adäquaten freund- lichen Umgangs zu beachten, aber auch eine spezifische Verantwortung gegen- über den z. B. am Seminar oder in der Be- gegnungsgruppe Beteiligten aus anderen Ländern. Oft herrscht in anderen Ländern eine andere Vorstellung von den Möglich- keiten der Kritik an den politischen Eliten bzw. dem politischen System eines Lan- des als in der deutschen Jugendarbeit. In der Tradition der politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland ist Kritik an Politiker(inne)n und Politik „erlaubt“ und sogar erwünscht. Dies ist nicht in allen Partnerländern der Fall. Die intensive und vertrauliche Kommunikation zwischen

den Beteiligten unterscheidet z. B. das Format des binationalen Fachkräfteaus- tauschs von eher unverbindlichen Fach- tagungen. Beim letztgenannten Format kommt es selten zu persönlichen und fachlich tieferen Begegnungen. In der Planung gemeinsamer gemischt-natio- naler Seminare ist zu beachten, dass die Generierung politischer Themen oft aus nationalen Kontexten entsteht und die Partnerorganisation für das aus dem eige- nen nationalen Diskurs erarbeitete Thema noch gewonnen werden muss. Hier sind eine intensive Abstimmung und vielfach Kompromisse im Sinne der Sache not- wendig. Eine kritische Perspektive weiß dabei um die Gefahr der Instrumentali- sierung der Partner für eigene partikulare Themen und widersetzt sich dem Anlie- gen, in der Internationalen Jugendarbeit nur die eigenen Themen zu bearbeiten.

Siebtens wird auf Ebene der Struktu- ren und Angebote von Internationaler Jugendarbeit die politische Dimension schließlich auch darin gesehen, dass der Zugang zu diesem Konzept non-formaler Bildung und grenzüberschreitender Mo- bilität für Jugendliche aller Lebensalter und Milieus zu fördern und zu gewähr- leisten ist. Mobilitätsermöglichung für benachteiligte Jugendliche und junge Menschen mit geringeren Teilhabemög- lichkeiten sowie Schülerinnen und Schüler aus allen Schulformen und Ausbildungs- gängen erfordert stärkere strukturelle und finanzielle Anstrengungen im non- formalen Bildungsbereich als bisher ge- schehen. Hier besteht Nachholbedarf für zielgruppenspezifische Internationale Ju- gendarbeit. Diese zusätzliche Förderung für strukturell benachteiligte Gruppen in der Internationalen Jugendarbeit darf aber nicht zum Rückzug der öffentlichen Förderinstitutionen aus der Finanzierung von nicht zielgruppenbezogener politi- scher Bildungsarbeit und Internationaler Jugendarbeit gehen. Unterschiedliche Formate und Zielgruppen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

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