Politische Dimension Internationaler Jugendarbeit

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Politische Dimension der Internationalen Jugendarbeit

wicklung. Die praktischen Projekte, die von den Jugendlichen umgesetzt wer- den, beziehen sich also oft auf eine der Dimensionen von Nachhaltigkeit oder zumindest werden verschiedene Aspek- te immer mit eingebunden. Wichtig ist uns hierbei ein Austausch zwischen den jungen Menschen, d. h. es soll immer die Perspektive der verschiedenen Länder mit beachtet werden. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel, dass die Teilnehmen- den ein praktisches Projekt zum Thema Recycling machen und dann in mehreren Sessions erläutern, wie die Handhabung in ihren Herkunftsländern ist. Ein anderes Projekt hat sich aber auch mit dem Thema Grenzen in und um Europa auseinander- gesetzt und ein kleines Monument auf Zy- pern an der Demarkationslinie errichtet. Nach der praktischen Arbeit haben die Jugendlichen sich dann über ihre Erfah- rungen mit Grenzen unterhalten und was es bedeutet, nicht einfach in ein anderes Land oder auch nur eine andere Region reisen zu können.

Frage: Und wenn keine politischen Ziele und Themen explizit verfolgt werden – glaubst du dennoch, eine politische Di- mension in der Internationalen Jugendar- beit erkennen zu können? Marie: Auch wenn Internationale Jugend- arbeit nicht immer explizit politische Ziele verfolgt, leistet sie oftmals auch indirekt einen Beitrag zur politischen Bildung der jungen Menschen. Im Rah- men von internationalen Begegnungen agieren sie bewusst oder unbewusst als Vertreter /-innen des Landes und über- nehmen für die ausländischen Partner die gastgebende Rolle. Als Gastgebende stellen sie ihr Land, ihren Staat und die Gesellschaft vor. Dazu müssen sie sich na- türlich erst einmal selber mit ihrer Kultur auseinandergesetzt haben. Das ist eine wichtige Grundlage für politisches und gesellschaftliches Engagement. In der in- ternationalen Begegnung und in den Ge- sprächen mit Jugendlichen aus anderen Ländern finden automatisch ein Perspek- tivwechsel und eine Reflexion statt: Hier können die Jugendlichen bspw. die Ei- gen- und Fremdwahrnehmung der eige- nen Kultur abgleichen. Schließlich findet politische Bildung ja auch immer dann

statt, wenn Menschen Kenntnisse über Inhalte von politischen und gesellschaftli- chen Diskursen vermittelt bekommen. So werden sie in ihrer Meinungsbildung un- terstützt und zur Partizipation an öffent- lichen Diskursen ermutigt und befähigt. Die Jugendlichen erleben die Vorteile der Europäischen Union (EU) ganz unmittel- bar: Sie reisen ohne Probleme und auf- wändige Grenzkontrollen in ein anderes Land. Vielleicht erinnern sie sich bei der nächsten Europawahl daran, wenn mal wieder jemand fordert, die EU abzuschaf- fen. Letztendlich ist aber alles eine Frage der Reflexion. So kann ein Programm, das auf den ersten Blick nicht politisch erscheint, durch einen guten Transfer politisch werden. Andererseits wird das beste politische Programm sich nicht ef- fektiv auf die jungen Menschen auswir- ken, wenn die politische Dimension nicht reflektiert und der Brückenschlag zum eigenen Leben nicht hergestellt wird. Katharina: Ich stimme Marie da auf jeden Fall zu. Die Begegnung mit jungen Men- schen aus anderen Ländern führt, wenn sie pädagogisch begleitet wird, fast immer dazu, dass über die eigene Perspektive noch einmal genauer nachgedacht wird.

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