Politische Dimension Internationaler Jugendarbeit

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Politische Dimensionen erlebbar machen

Politische Dimensionen erlebbar machen Politische Dimensionen und Politische Bildung in der Internationalen Jugendarbeit aus dem Blickwinkel der Praxis

I m Zentrum politischer Bildungs- und Lernprozesse stehen jene Fragen, die für ein gleichberechtigtes, friedliches und verteilungsgerechtes Zusammenle- ben konstitutiv sind: • die Frage nach der Verteilung der Macht und der Überwindung von Ungleichheit, • nach der Freiheit des Einzelnen und den verbindenden Werten, • nach dem gerechten Ausgleich der Interessen • und den zukünftigen globalgesell- schaftlichen Entwicklungen. Politische Bildung vermittelt demokra- tische Grundwerte , sie thematisiert und gestaltet die zentralen Schnitt- und Scharnierstellen zwischen dem Individu- um und der Gesellschaft und übernimmt eine zentrale Transmissionsfunktion zwi- schen der Politik und dem politischen Alltagsbewusstsein der Menschen. Sie thematisiert soziale, ökonomische und ökologische Bedingungen des Zusam- menlebens und entwickelt zukunftsfä- hige Modelle der Teilhabe und aktiven Mitgestaltung. Sie setzt sich mit verein- fachenden, ausgrenzenden und men- schenfeindlichen Einstellungen und Ver- haltensweisen auseinander und erinnert durch die historische Aufarbeitung an die Opfer dieser Prozesse.

Ulrich Ballhausen, freiberuflicher Referent im Bereich Politische Bildung und Internationale Jugendarbeit; Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten e.V.; Kontakt: u.ballhausen@t-online.de Eva Feldmann-Wojtachnia, Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte Politikforschung CAP, Ludwig-Maximilians- Universität München; Kontakt: eva.feldmann@lrz.uni-muenchen.de

Politische Bildung hat also deutlich mehr zu leisten als politisches Wissen zu ver- mitteln. Sie zielt auf selbstbewusstes und kompetentes Handeln in gesellschaft- licher – und globaler – Verantwortung, indem sie Mündigkeit, Kritikfähigkeit und Handlungskompetenz fördert. Die Bildungs- und Lernprozesse sind von zentraler demokratiepolitischer und von persönlichkeitsbildender Bedeutung. De- mokratiepolitisch deshalb, weil Demo- kratie als Lebenswelt und als politisches System in der Generationenfolge immer wieder neu ‚gelernt‘, aber auch erstritten werden muss; persönlichkeitsbildend und

biografisch, weil das Lernen und Einüben politischer Urteilsfähigkeit, kritisches Nachdenken, und die öffentliche Einmi- schung die soziale und politische Subjekt- werdung und somit die Identitätsbildung fördern. Politische Bildungsformate sind selbst ein demokratisch-partizipativer Lernort , sie sind zu verstehen als ein ‚La- boratorium der kritischen Demokratiebil- dung‘ (Hafeneger). Politische Lernprozesse vollziehen sich in Maßnahmen der Internationalen Ju- gendarbeit in vielfältiger Hinsicht. Vor- aussetzungen dazu sind ein geeignetes

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