33
Politische Dimensionen erlebbar machen
ihr Bewusstsein über globale Verknüpfun- gen und die Auswirkungen des eigenen Handelns zu schärfen. Das ENSA-Pro- gramm fördert seit 2007 entwicklungs- politische Schulpartnerschaften und ent- wickelt die pädagogische Begleitung der Begegnungsreisen kontinuierlich weiter. Wichtig ist auch hier eine profunde Vor- und Nachbereitung der Jugendlichen. Da die Begegnungsreisen in der Regel nicht länger als drei Wochen dauern, eröffnet die Einbindung der Partnerschaft in das Schulleben und -lernen sowie die Koope- ration mit Nichtregierungsorganisationen zusätzliche Reflexions- und Lernräume für die Schülerinnen und Schüler, um ihre Ein- drücke und Erfahrungen zu vertiefen und in einen erweiterten Kontext zu setzen. Die Themensetzung für die Begeg- nungsreise und das daraus resultierende praktische Lernprojekt, das von den Ju- gendlichen umgesetzt wird, setzt einen relevanten Rahmen auch für die Sicht- barmachung politischer Dimensionen. Inhaltliche Anregungen lassen sich bei- spielsweise aus den Themenbereichen des Orientierungsrahmens für Globale Ent- wicklung und der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen (z. B. migrantische Organisationen, Selbstver- tretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen) ziehen. Diskriminierungssensible Bildungsarbeit beabsichtigt, die Teilnehmenden in ei- nem Perspektivwechsel sowie einem kri- tisch-selbstreflektierten Verständnis der eigenen Identität, Rolle und Handlungs- möglichkeiten in einer globalen Welt zu unterstützen. Hierbei spielt die Beschäf-
tigung mit Stereotypen, Rassismen und dem kritischen Hinterfragen einseitiger Hilfsansätze eine wichtige Rolle. Diese Lern- und Reflexionsprozesse finden so- wohl während der Vor- und Nachberei- tungsseminare als auch der Reise selbst statt. Das Programm der gemeinsamen Begegnung sollte daher ausreichend Raum für Zwischenauswertungen bie- ten und insgesamt so flexibel gestaltet sein, dass auch spontan aufkommende Themen, Fragen oder Konflikte einen Raum zur Bearbeitung finden. Auch die Inhalte und Methoden des Programms selber können von den Jugendlichen und erwachsenen Akteuren auf Diskriminie- rungssensibilität, Partnerschaftlichkeit und Partizipationsmöglichkeiten hin überprüft werden. Ein Perspektivwechsel während der Vor- und Nachbereitungs- seminare kann sowohl durch die ange- wendete Methodik als auch durch die personelle Zusammensetzung der Grup- pe sowie des Teams der Trainer/-innen begünstigt werden. Die Zusammenarbeit mit transkulturellen Trainer/-innen-Teams und/oder die Umsetzung der Semina- re mit den Jugendlichen beider Schulen gleichzeitig erweitern für alle Beteiligten den Blick auf die zu bearbeitenden The- men. Die Vorstellungen und Bilder, die die Jugendlichen vor, während und nach der Begegnung von dem Land der jeweils anderen Gruppe im Kopf hatten und ha- ben, lassen sich insbesondere in einem Nachbereitungsseminar der Gesamt- gruppe gut bearbeiten. Die bewusste und ausgesprochene Reflexion dieser Bilder kann weit über den Abschluss der Begeg- nungsreise hinausreichen und wesentli- chen Einfluss darauf haben, wie sich die
Jugendlichen weiter – ob innerhalb oder außerhalb der Schule – engagieren und welche Vorstellungen und Annahmen sie als Multiplikator(inn)en in diesem Zusam- menhang weitertragen.
Methodenbox:
Der „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“, ein gemeinsames Projekt der Kultusminis terkonferenz (KMK) und des Bun- desministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), zeigt Themen, Ansätze und Methoden zur Verankerung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung in allen Schulfächern aller Schulformen. Er richtet sich insbesondere an Personen, die mit der Gestaltung von Lehrplänen, Unterrichtsmaterialien oder mit Lehrer- bildung befasst sind. Die Broschüre „Von Trommlern und Helfern“, 2009 herausgegeben vom Berliner Entwicklungspolitischen Rat- schlag, bietet Beiträge zu einer nicht rassistischen entwicklungspolitischen Bildungs- und Projektarbeit.
Made with FlippingBook - Online catalogs