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Politische Dimensionen erlebbar machen
Wege und Grenzen der Anlasspädagogik in der europapolitischen Jugendbildung
D ie Europäische Akademie Otzenhau- sen ist eine anerkannte Tagungs- stätte der außerschulischen politischen Bildung. Seit 60 Jahren bildet die deutsch- französische interkulturelle europapoli- tische Bildungsarbeit eine der Grundsäu- len ihrer Tätigkeiten. Als Anbieter von Drittortbegegnungen arbeitet die Akade- mie in diesem Bereich mit jungen Erwach- senen in der beruflichen Aus- und Wei- terbildung aus Deutschland, Frankreich und Drittländern, die für mehrtägige bi- oder trinationale Seminare zu euro- papolitischen Themen zusammentreffen. In den Veranstaltungen werfen die Teil- nehmenden einen gemeinsamen Blick auf europäische und globale Themen (bspw. gemeinsame europäische Werte/ europäische Identität, berufliche Mobili- tät in Europa, wachsender Nationalismus und Euroskeptizismus in Europa, Nach- haltigkeit …), entwickeln gemeinsame Perspektiven und lernen dabei über und aus Unterschieden und Gemeinsamkeiten zwischen den beteiligten Ländern und Kulturkreisen. Unabhängig von den jewei- ligen inhaltlichen Schwerpunkten der Ver- anstaltungen spielt daher die Förderung des interkulturellen Wissens und interkul- tureller Kompetenzen der Teilnehmenden eine zentrale Rolle. Neben der Stärkung sozialer Kompetenzen wie Teamarbeit, Verantwortungsgefühl, Anpassungsfä- higkeit und der Entwicklung von Eigen-
Stéphanie Bruel, Ressortleiterin „Frankreich und Großregion“ an der Euro- päischen Akademie Otzenhausen, Schwerpunkt: interkulturelles Lernen, grenzüberschreitende (berufliche) Mobilität, interkulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung; Kontakt: bruel@eao-otzenhausen.de Daniel Horst, Studienleiter im Ressort „Frankreich und Großregion“ an der Europäischen Akademie Otzenhausen, Schwerpunkt: gemeinsame europä- ische Werte, Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP), Nationalismus und Euroskeptizismus in Europa; Kontakt: horst@eao-otzenhausen.de
initiative verfolgt die Akademie in ihren Seminaren schließlich das Ziel, das bür- gerschaftliche Verständnis der Teilneh- menden durch staatsbürgerschaftliche Bildung (Wissensvermittlung), kritische Reflexion (Urteilsfähigkeit) und gemein- sames Handeln (Anregung zur gesell- schaftlichen Partizipation) zu fördern. Die internationalen Jugendbegegnungen haben daher per se einen (bildungs-) politischen Charakter. Mit der Plattform Bi- bzw. Trinationaler Gruppenarbeit zu politisch brisanten Themenkomplexen werden bewusst Anlässe für Kommu- nikationsblockaden, Frustrations- und Erfolgserlebnisse, interkulturelle (Miss-) Verständnisse bis hin zu offener Kon-
frontation zwischen den Teilnehmenden geschaffen. Diese können sich sowohl in interkultureller als auch in inhaltlich-po- litischer Richtung äußern. Auf derartige Situationen reagiert die Tagungsleitung situationsbezogen, wobei diese Form der Anlasspädagogik durch den vorgege- benen methodisch-didaktischen Rahmen bewusst provoziert wird, um die o. g. Lernziele zu erreichen.
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