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Politische Dimensionen erlebbar machen
b. Wie wird eingegriffen? Mittels wel- cher Vorgehensweise wird versucht, mit diesen Situationen umzugehen und sie für das Erreichen der Lernziele zu nut- zen? „Die Ausländer kommen doch so- wieso nur nach Deutschland, um sich vor der Arbeit zu drücken und Geld vom Staat zu kassieren.“ Konfrontiert mit die- ser Aussage einer Teilnehmerin während einer Plenarphase wurde beispielsweise eine Diskussion in der Gesamtgruppe angeregt, in der es weder darum ging, ausschließlich über diese spezifische Aussage zu debattieren, noch sich wohl-
und Gruppenkonstellation reagiert das Tagungsteam auf Anlässe in gebündel- ter Form, die im Zeitverlauf aufgetreten, vom Team beobachtet, von den Teilneh- menden aber nicht lernziel- und grup- penorientiert reflektiert wurden. Somit kann mit den Teilnehmenden der Erwerb bestimmter interkultureller Kompeten- zen gemeinsam reflektiert und der Weg nachgezeichnet werden, den sie diesbe- züglich innerhalb kürzester Zeit gemacht haben (auch über die entstandenen Frus- trations-, Konfrontations- und Erfolgser- lebnisse).
Abseits der bewusst gesteuerten Kon- frontation der Teilnehmenden mit dem ‚Anderen‘ im Sinne des interkulturellen Lernens, treten während Jugendbegeg- nungen durch das Zusammentreffen von Individuen immer wieder Situationen auf, die bei der Konzeption einer Veranstal- tung weder beabsichtigt noch bewusst angeregt wurden und auf die spontan re- agiert werden muss. Da der spezifische Charakter eines jeden derartigen Anlasses (Inhalt, emotionale Intensität, Rahmen und Zeitpunkt der Aussage, Zusammensetzung und Dyna- mik der Gruppe etc.) keine verallgemein- erbaren Patentrezepte zulässt, konzen trieren sich die folgenden Ausführungen skizzenhaft auf drei der grundsätzlichen Fragen, vor denen eine Seminarleitung in diesen Situationen steht: a. Wann werden getroffene Aussa- gen und Situationen aufgegriffen? In Abwägung steht hierbei der Nutzen des unmittelbaren Aufnehmens der Aussa- ge zur Initiierung einer (politischen) De- batte innerhalb der Gruppe gegenüber dem Risiko eines Zerwürfnisses oder ei- ner unverhältnismäßigen Fokussierung der Gruppe auf diese Fragestellung für den weiteren Verlauf des Seminars. Ob die Aussage im Plenum mit allen Teil- nehmenden sofort aufgegriffen, in einer Kleingruppe (mit dem/den Betroffenen) oder mit dem/der Einzelnen zu einem späteren Zeitpunkt behandelt wird, ist situations- bzw. gruppenabhängig. Ähnliche Anlässe können daher zu un- terschiedlichen Reaktionen seitens der Tagungsleitung führen. Je nach Situation
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