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Politische Dimensionen erlebbar machen
Handlungsempfehlungen zur konstruktiven Bearbeitung unerwarteter Anlässe in internationalen Jugendbegegnungen
D ie drei beschriebenen Beispiele wer- fen ein Schlaglicht auf Ereignisse und Anlässe, die den geplanten Verlauf einer internationalen Begegnung in Fra- ge stellen können. Auch wenn die in den Beispielen erwähnten diskriminierenden und unsolidarischen Irritationen oder die von außen auf das Seminar einwirkenden politischen Ereignisse als Störungen des intendierten Ablaufes betrachtet werden, so bieten sie zugleich auch besondere Bildungs- und Lernsituationen. Um diese möglichen Potenziale im Interesse der Teilnehmenden im Grundverständnis der Internationalen Jugendarbeit angemes- sen zu berücksichtigen, sind folgende Handlungsempfehlungen hilfreich: • Neue Lernsituation und Teil- nehmendenorientierung: Jeder unerwartete Anlass stellt grundsätz- lich eine neue und herausfordernde Lernsituation dar und bietet damit gute Chancen, die politische Dimen- sion an Themen zu entdecken und einen daran orientierten Werte- diskurs zu führen. Oberstes Gebot für die gelungene Gestaltung eines solchen Prozesses ist die wertschät- zende Teilnehmendenorientierung, wobei der gemeinsame interkul- turelle Lernprozess der gesamten Gruppe im Vordergrund stehen muss. Auch darf niemand mit den
Themen und der Art und Weise der Aufarbeitung überfordert werden. • Flexibilität und Situationsorien- tierung: Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit Irritationen. Sie ergeben sich unerwartet und verlangen pädagogisches Geschick und Feingefühl. Daher ist es wichtig, im Programmablauf flexibel und situationsorientiert zu reagieren. Dies bedeutet auch, genügend Raum für die Reflexion der neu ent- standenen Lernsituation zu geben und unter Umständen auf geplante Programmpunkte zu verzichten. • Zeitsouveränität und offene Pro- zessorientierung: Weitaus zielfüh- render als eine vorschnelle Antwort und/oder Problembehebung ist in den meisten Fällen die Fähigkeit, themenbezogene und sachliche Rückfragen zu stellen und passende Zugänge für die Bearbeitung der entstandenen Anlässe zu finden. Hierfür ist es als Seminarleitung unerlässlich, sich auf mögliche An- lässe vorzubereiten. Nur wer selbst das Thema interessant findet und sich mit den Kernfragen beschäftigt hat, ist in der Lage, diese in anderen Situationen rechtzeitig zu erkennen. Pädagogische Interventionen der Seminarleitung sollten entschleuni- gend wirken und zunächst nur das
wiedergeben, was gesagt wurde, um die Möglichkeit der Erläuterung oder auch Korrektur zu bieten. Im weiteren Verlauf der Beschäftigung sollte dann versucht werden, die Gründe für das jeweilige Verhalten oder die Aussage zu erarbeiten, um erst in einem dritten Schritt in die Auseinandersetzung mit den Inhal- ten zu gehen. Auch internationale Begegnungen sind per se nicht davor gefeit, dass es zu Ir- ritationen durch diskriminierende Äu- ßerungen und Handlungen der Teilneh- menden kommen kann. Wichtig ist eine ausreichende Qualifizierung der Semi- narleitung. Pädagogisches Agieren in in- ternationalen Begegnungen setzt nicht nur fachlich-methodische Kompetenzen zur Gestaltung entsprechender Bildungs- und Lernprozesse voraus, sondern auch ein Grundlagenwissen über Ideologieele- mente, Erscheinungsweisen und Ursa- chen von Rechtsextremismus und grup- penbezogener Menschenfeindlichkeit sowie ein Orientierungswissen über die für die Internationale Jugendarbeit wich- tigen rechtlichen Rahmensetzungen (vgl. dazu S. 24 ff. dieser Publikation). Speziell zum Umgang mit rechtsextremen und menschenfeindlichen Verhaltensweisen in internationalen Begegnungen finden sich in der Fachliteratur zahlreiche Hand-
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