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Politische Dimensionen erlebbar machen
lungsempfehlungen: Reagieren statt ignorieren: Auf rechtsextreme, men- schenverachtende oder ausgrenzende Äußerungen und Verhaltensweisen sollte in jedem Fall angemessen reagiert wer- den. Je nach Situation und Vorfall reicht die Skala der Reaktionsmöglichkeiten von klarer Intervention bis zum individuellen Gespräch. Dies setzt Wahrnehmungssen- sibilität und Handlungskompetenz vor- aus.
• Botschaften verstehen und ver- steckte Botschaften erkennen: Voraussetzung für eine pädagogi- sche Intervention ist das ‚Verstehen der Botschaft‘; aus diesem Grunde sollte nachgefragt und nachgefasst werden. Zudem ist eine Sensibilität dafür zu entwickeln, dass rechts- extreme und menschenfeindli- che Botschaften auch durch real vorhandene Problemfelder bedingt sein können (z. B. Angst vor sozialem Abstieg, eigene Ausgrenzungserfah- rungen). • Emotionen offen zeigen, Ar- gumentationen einfordern: Argumentative Strategien zur Auseinandersetzung mit entspre- chenden Äußerungen setzen auf ‚Aufklärung durch Gegenargumen- te‘. Dieses Vorgehen setzt Wissen und kommunikative Fähigkeiten im Leitungsteam voraus. Argumenta- tive Strategien stoßen jedoch nicht selten an ihre Grenzen und sollten deshalb immer auch mit einer offenen, emotionalen Reaktion gekoppelt werden. Eine emotionale Komponente macht dabei deutlich, dass ‚ICH als Person von der erfolg- ten Äußerung bzw. dem gezeigten Verhalten betroffen bin‘.
• Differenzieren und deutlich
distanzieren: Rechtsextreme und menschenfeindliche Einstellungen sind oft durch Pauschalisierungen und Gleichsetzungen geprägt. Demgegenüber setzt ein wertorien- tierter, politischer Bildungsansatz auf die Fähigkeit zur Differenzie- rung. Überall dort, wo rechtsex trem orientierte Teilnehmende die Diskussion zur Selbstdarstellung nutzen wollen, ist eine deutliche Distanzierung und ein Rückbezug zu demokratischen Grundwerten wichtig. Nicht in jedem Fall sollte (unmittelbar) Raum für eine breite Diskussion eingeräumt werden. Zu einer angemessenen Distanzierung gehört es auch, zuerst die Situation, die Interessen und Bedürfnisse von Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen.
• Möglichkeit zur Korrektur
eröffnen, aber keine Plattform bieten: Der ‚störenden‘ Person sollte die Möglichkeit eingeräumt werden, ihre Äußerung und ihr Verhalten zu erklären, zu relativie- ren oder zurückzunehmen. Überall dort, wo der/die Betreffende eine ‚Strategie der Wortergreifung‘ für ihre Einstellungen oder politische Ideologie verfolgt und die Gruppe als Plattform dafür benutzt, ist dies zu unterbinden. • Persönliche Erfahrungen der Teil- nehmenden ernst nehmen, aber Pauschalisierungen zurückwei- sen: Berichte von Teilnehmenden über persönliche Erfahrungen, die als Argumente für entsprechende Einstellungen oder als Begründung für ein Verhalten genannt werden, sollten ernst genommen, analysiert und wenn nötig dekodiert werden. Überall dort, wo Einstellungen und Verhaltensweisen zu Pauschalisie- rungen führen, müssen diese bear- beitet und deutlich zurückgewiesen werden.
• Thematik gezielt aufgreifen,
aber auch Grenzen erkennen: In vielen Fällen ist es angemessen, die Thematik mit einer zeitlichen Verzögerung erneut aufzugreifen, um die Auseinandersetzung didak- tisch zu planen und sich im Team zu verständigen. Hierbei müssen allerdings mögliche gruppendyna- mische Prozesse in der Zwischenzeit im Blick behalten werden. Zugleich sollte im Leitungsteam aber auch
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