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Politische Dimensionen erlebbar machen
Absichtspädagogik
G rundsätzlich verfolgt jede Pädagogik eine Absicht. Wichtig ist dabei, welche Inhalte vermittelt werden und auf welche Weise dies geschieht. Im Gegensatz zur Anlasspädagogik werden bei der sogenannten „Absichts pädagogik“ die Lernziele im Vorhinein klar definiert, passende Inhalte zur Veranschaulichung und Diskussion ausgewählt und der Lernprozess mit allen notwendigen Schritten zum Erreichen der intendierten Ziele metho- disch-didaktisch geplant. In der Praxis der Bildungsarbeit lassen sich jedoch beide Ansätze nicht trennscharf vonei- nander abgrenzen. Auch in sehr strukturierten Settings und Formaten kann es jeder Zeit zu unvorhergesehenen bedeutsamen Störungen und Irritationen kommen, die ein Abweichen von der ursprünglichen Absicht oder zu- mindest einen ‚inhaltlichen Umweg‘ erforderlich machen. Zudem ist es Aufgabe jeder Didaktik zu beschreiben, auf welche Weise die pädagogische Leitung Einfluss auf den Lernprozess nimmt, welche Absichten sie verfolgt, mit welchen Methoden sie Einfluss nehmen kann und welche Medien verwendet werden (Englert u. a.). Nach- haltige Bildungsprozesse können aber nur dort in Gang kommen, wo auch eine intrinsische Motivation seitens der Kinder und Jugendlichen besteht, sich auf die Lern- angebote einzulassen und sie dazu angeregt werden, ihren Interessen, Wahrnehmungen und Fragen kritisch hinterfragend nachzugehen. In der politischen Bildungs- arbeit hat sich das pädagogische Konzept der Ganzheit- lichkeit, also dem Lernen mit „Kopf, Herz und Verstand“ (Pestalozzi) durchgesetzt, weil es durch seine starke Erfahrungs- und Handlungsorientierung den überge- ordnet gesetzten Zielen (Erziehung zu Demokratie und Toleranz, Förderung einer aktiven Bürgerschaft) metho- disch am ehesten gerecht wird. Zudem bietet es im inter-
die Sensibilität dafür vorhanden sein, die eigenen pädagogischen Wirkungsmöglichkeiten realistisch einzuschätzen. Zu einem kompe- tenten pädagogischen Verhalten gehört es auch, auf rechtliche Kon- sequenzen hinzuweisen und diese gegebenenfalls auch einzusetzen.
• Spaß haben, aber nicht jeden
Spaß zulassen: Gemeinsam Spaß zu haben, ist für Jugendliche eine zen- trale Motivation für ihre Teilnahme an internationalen Jugendbegeg- nungen und zugleich eine wichtige Grundlage für das Gelingen der dort initiierten Bildungsprozesse. Aller- dings hat der Spaß überall dort seine Grenzen, wo die Empfindungen und Persönlichkeitsrechte von Menschen unterschiedlicher sexueller, kulturel- ler, sozialer oder religiöser Orien- tierung verletzt werden. In einem solchen Fall ist die menschenrechts- orientierte Pädagogik der Internati- onalen Jugendarbeit aufgefordert, dies angemessen zu thematisieren und einzuschreiten. Hierzu ist eine gleichberechtigte Zusammenarbeit und Verständigung innerhalb eines internationalen Leitungsteams notwendig.
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