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Politische Dimensionen erlebbar machen
Europäische Jugendwochen im Haus am Maiberg
S eit 1993 organisiert die Bildungsstätte Haus am Maiberg jedes Jahr mit Part- nerorganisationen aus rund zehn europä- ischen Ländern im Sommer eine zweiwö- chige multinationale Jugendbegegnung unter dem Titel „Europäische Jugendwo- chen“. Das Projekt ist wie alle anderen Jugendbegegnungsprojekte Teil der poli- tischen Bildungsarbeit der Akademie. Ziel der Bildungsarbeit ist es, so formuliert es das Leitbild der Einrichtung, „Teilneh- merinnen und Teilnehmern Kenntnisse über politische und gesellschaftliche The- men zu vermitteln, ihnen damit Orien tierung für ihre eigene Urteilsbildung anzubieten und sie zur Partizipation am politischen Leben anzuregen und zu be- fähigen.“ Im Rahmen ihrer Internationalen Jugend- arbeit nutzt das Haus am Maiberg politi- sche Bildungsprozesse, um die persönli- che Begegnung von Teilnehmenden zu vertiefen. Die Auseinandersetzung mit aktuellen kontroversen Themen und un- gelösten gesellschaftlichen Herausforde- rungen dient als Mittel, um die Interaktion zwischen den Teilnehmenden zu fördern. Neben der Interaktion geht es bei den Projekten um die Reflexion des eigenen Denkens und Handelns. Die Begegnung zwischen den Teilnehmenden soll nach- haltig die Persönlichkeitsentwicklung fördern. Dabei spielen beide Aspekte eine
zentrale Rolle: Interaktion auf der sozialen Ebene und Reflexion, die immer eine poli- tische Dimension beinhaltet. In den Jugendwochen geht es zum einen um die Förderung von Empathie, Offen- heit und – auch im Sinne von Fremdspra- chenkompetenz – um kommunikative Fähigkeiten. Zum anderen zielt das Pro- jekt im Sinne politischer Bildung auf die Haltung und auf das politische Selbst- verständnis der Teilnehmenden. Hierbei werden Methoden eingesetzt, die Raum geben sollen, sich politische Inhalte zu erschließen, eigene Kenntnisse und Mei- nungen beizutragen, sich darüber aus- zutauschen sowie handlungsorientiert politische Teilhabe zu praktizieren und zu reflektieren. Diese Aspekte werden im Folgenden am Beispiel des Programms der Europäischen Jugendwochen 2011 deutlich gemacht.
und Wirtschaftskrise. Der didaktische Ansatz basierte darauf, dass das Trainer/- innen-Team keine Vorkenntnisse der Teil- nehmenden voraussetzte, aber im Sinne von non-formaler Bildung davon ausging, dass die Teilnehmenden durch aktivie- rende Methoden und inhaltliche Impulse dazu in die Lage versetzt werden können, sich kontrovers und reflexiv mit den Inhal- ten auseinanderzusetzen. a. Energieversorgung: Zum Thema Energieversorgung wurde ein Planspiel erarbeitet, in dem die Teilnehmenden eine Entscheidung über den gewünsch- ten Energiemix der Zukunft in einem fiktiven kleinen Ort im Odenwald treffen sollten. Sie übernahmen dazu verschie- dene Rollen, die unterschiedliche wirt- schaftliche, soziale und ökologische In- teressen vertraten. Die Methode führte dazu, dass sich die Teilnehmenden inten- siv mit verschiedenen Perspektiven be- schäftigten und danach in der Reflexion ihre persönliche Sichtweise überprüften und diskutierten. b. Migration: Um junge Erwachsene für die Problematik des Themas Migration in Europa zu sensibilisieren und eine Re- flexion und eine kontroverse Diskussion anzuregen, besuchten die Teilnehmen- den sowohl eine Flüchtlingsunterkunft als auch eine Gewahrsamseinrichtung
Our future in Europe
Unter dem Titel „Our future in Europe“ hatte das internationale Trainer/-innen- Team sich in der Vorbereitung der Begeg- nung auf drei Themenfelder konzentriert, die exemplarisch für die Herausforderun- gen für die Europäische Union standen. Dazu gehörten (a) die Frage der Energie- versorgung, (b) die Migration in und nach Europa sowie (c) die Folgen der Finanz-
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