Politische Dimension Internationaler Jugendarbeit

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Politische Dimensionen erlebbar machen

einen thematischen Rahmen (Konzept) zu verständigen und ihre Skizzen dem- entsprechend einzubringen. Orientiert an ihren Kompetenzen, den jeweiligen kreativen oder inhaltlichen Impulsphasen und den darauf folgenden Diskussionsergebnissen standen die Teil- nehmenden für die Gesamtdauer des Pro- jektes im Zentrum des Geschehens. Diese Wertschätzung der eigenen Fähigkeiten und Perspektiven beförderte auch das Gemeinschaftsgefühl und das gemein- schaftliche Handeln der Gruppe. Kunst, so wurde durch dieses Projekt deutlich, kann „keine politischen Fragen beantworten, doch sie kann erfahrbar machen, was auf dem Spiel steht. Kunst kann keine sozialen Probleme lösen, aber sie kann sie sichtbar machen.“ 3 Damit sind wir im Zentrum po- litischer Bildungsprozesse.

sowie Einblicke in die Arbeiten aktueller Street-Art-Künstler spornten die Teilneh- menden zu einer fundierten Auseinander- setzung mit europäischen Themen an, um damit ihren eigenen, sich entwickelnden künstlerischen Ansprüchen gerecht wer- den zu können. Dies führte zu einer hohen Identifikation mit dem Projekt, das sich in der Folge zu ‚ihrem‘ Projekt entwickelte. Niklas, ein Teilnehmer aus Deutschland, fasste das Ziel wie folgt zusammen: „Wir wollen in dem Graffiti fernab von beschö- nigten Ansichten ganz klar die krassen Probleme Europas zeigen.“

spontanen Positionierungen der Teilneh- menden auf diese politischen Fragestel- lungen größtenteils oberflächlich und idealisiert, wurden diese auf der Basis des gewählten konzeptionellen Ansatzes – Wechsel von politischen Bildungsprozes- sen und künstlerischen Impulsphasen – zunehmend differenzierter, kritischer und problemorientierter. „Am Anfang dachte ich“, so ein Teilnehmer, „das Thema wäre langweilig. Jetzt aber sehe ich Europa als wichtiges Thema für uns Jugendliche.“ Inhaltliche Inputs und gezieltes Hinter- fragen, eine Einführung in die Geschich- te und Hintergründe der Graffiti-Kultur als Instrument der politischen Teilhabe 2

Der Verarbeitungsprozess

Nachdem die jungen Erwachsenen die für sie drängenden Probleme und Miss- stände innerhalb Europas und der Euro- päischen Union zunächst artikuliert, dis- kutiert und in Skizzen kreativ verarbeitet hatten, ging es bei der dann folgenden praktischen Einführung in unterschied- liche Spraytechniken und Basics bei der Gestaltung eines Graffitis darum, die bisherigen Entwürfe – auch unter dem Gesichtspunkt der Machbarkeit – zu verfeinern und den sich vertiefenden, inhaltlichen Diskussionsprozessen an- zupassen. Um ein zusammenhangloses Nebeneinander von künstlerischen Ein- zelentwürfen zu vermeiden, standen die Teilnehmenden vor der Aufgabe, sich auf

2 vgl. Olteanu, Tina (2012): Graffiti – Schmiererei oder politische Partizipation?, in: de Nève, Dorothée/ Olteanu, Tina (Hg.): Politische Partizipation jenseits der Konventionen, Opladen, S.178-200.)

3 www.bpb.de/gesellschaft/kultur/kulturelle- bildung/65380/kunst-der-demokratie-politik-medi- en-und-musik

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