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Politische Dimensionen erlebbar machen
Die Priorität des Jugendprojektes lag auf der Einbeziehung der Erfahrungswelten der Jugendlichen. Aus diesem Grunde wurde ein Handlungsrahmen über parti- zipative Methoden mit großer Eigenver- antwortung geschaffen. Nicht das ver- antwortliche Team war mit dem Agenda Setting betraut, sondern die Jugendlichen haben – unter Nutzung der Methode des Barcamp – selbst ihre Prioritäten gesetzt.
Das Barcamp
aktiviert. Die Erfahrung, dass Bildung ein eigenverantwortlich gestalteter Prozess sein kann – und in diesem Fall sein muss – hat die Teilnehmenden ‚gefordert‘, einige auch überfordert. Die Ergebnisse der ein- zelnen Barcamp-Sessions wurden von den Jugendlichen analog (Flipcharts) oder di- gital (Etherpads/Padlets) dokumentiert. In einem anschließenden Prozess wurden die einzelnen Ergebnisse noch einmal re- flektiert, um jene Themen, Fragen und Thesen herauszufiltern, die vertieft be- handelt werden sollten.
Gepaart mit ersten Impulsen durch Expert(inn)en rund um das Thema Politik und Bild gestalteten die Jugendlichen ihr Programm im Barcamp selbst und setz- ten eigene Schwerpunkte. Das führte die Teilnehmenden in einen Prozess selbst- bestimmten Lernens, weil sie für die Er- stellung der Inhalte selbst verantwortlich waren und eigene Sessions moderieren mussten. Das Team war zu diesem Zeit- punkt nur noch für die Bereitstellung von Dokumentations- und Moderationsma- terialien sowie für die Begleitung des ex- perimentellen Prozesses zuständig. Der Session-Plan war prall gefüllt und es gab ganz unterschiedliche thematische An- gebote durch die Jugendlichen. Politische Themen im engeren Sinne wurden dabei ebenso angesprochen wie Ausgrenzung und Gewalt sowie ästhetische Fragestel- lungen medialer Darstellung. In vielen Sessions hat das Barcamp den Teilnehmenden – eigentlich sollte hier besser von Teilgebenden gesprochen wer- den – einen Zugang zu komplexen The- matiken eröffnet, sie inspiriert und für die weitere Auseinandersetzung im Projekt
zweite Seite eine europäische Utopie und eine dritte Seite zeigte eine Projektmeta- pher inklusive Veranstaltungs-Hashtag. Im Plenum wurden die dargestellten Ideen der drei Seiten intensiv diskutiert und Jugendliche bezogen aus politischer Perspektive Stellung. Besonders kontro- vers, und dies ist auch in der Gruppenzu- sammensetzung begründet, wurden der Umgang mit Homosexualität und mit religiösen Minderheiten und das Thema Islam diskutiert. Vor der Wand wurde es hitzig, auch weil es im Projekt sowohl homosexuelle als auch muslimische Teil- nehmende gab. Die Diskussionen wurden fortan mit und nicht mehr über Betrof- fene geführt. Kurz nach der Diskussion kam das Team zusammen und beriet sich über das weitere Vorgehen, denn es war klar, dass einige Äußerungen und Thesen der Aufarbeitung bedurften. Aber noch bevor das Team zu einer gemeinsamen Reflexion bitten konnte, hatten sich die Jugendlichen schon auf einer großen Flä- che im Eingangsbereich versammelt und arbeiteten die vorangegangene Diskus- sion selbstständig auf. Vielfach wurden
Gegen die Wand
Ein gemeinsames Projekt erfordert auch ein gemeinsames Ergebnis. In diesem Projekt haben die Jugendlichen an den letzten beiden Tagen Stücke einer Papppi- xelwand – bestehend aus 60 Sitzhockern – bekommen und konnten ihre Meinun- gen und Ideen zu den Barcamp-Themen visualisieren. Je nachdem, wie die Wand zusammengebaut wurde, kamen unter- schiedliche Ergebnisse zum Vorschein: So zeigte eine Seite der Wand eine europäi- sche Dystopie (Worst-Case-Szenario), die
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