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Politische Dimensionen erlebbar machen
Stories that move. Discussing Diversity and Discrimination. Eine internationale Jugendkonferenz in Berlin
D as Anne Frank Zentrum ist die deutsche Partnerorganisation des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam. Die Organisationen verstehen sich als Orte historisch-politischer Bildungsarbeit und setzen sich für die Erinnerung an Anne Frank und ihr Tagebuch ein. Mit vielfäl- tigen Bildungsangeboten für Jugendliche fördern sie das Engagement für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie und gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung.
Direktor des Anne Frank Zentrums. Schwerpunkt: Historisch-politische Bildungsarbeit, Antisemitismus- prävention, Internationale Arbeit; Kontakt: siegele@annefrank.de
sie eine gemeinsame Definition von Dis- kriminierung, die sie dann auf Alltagssitu- ationen anwendeten. Als nächstes arbei- teten die Teilnehmenden mit historischen Biografien aus verschiedenen historischen Kontexten. In einer vierten Einheit stand die Frage im Mittelpunkt: Was können wir heute gegen Diskriminierung tun? Die Teilnehmenden trafen Jugendliche aus Berlin, die sich in verschiedenen Nichtre- gierungsorganisationen (NRO) aktiv für Gleichberechtigung einsetzen und entwi- ckelten Ideen für ihre Schule, ihre Freizeit- einrichtung oder ihre Heimatstadt.
Beispiel Jugendliche unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Jugendliche, die sich selbst als lesbisch oder transgen- der definierten, Jugendliche, die Opfer von Rassismus sind, Jugendliche mit Be- hinderungen oder Jugendliche mit un- terschiedlichen Lernvoraussetzungen. Der Umstand, dass einige Jugendliche Minderheiten angehörten und sich in Minderheiten-Organisationen engagier- ten, brachte eine politische Dimensi- on in viele der Auseinandersetzungen. Schon im Workshop ‚Identität‘ zeigte sich bald, wie sehr die Frage von Selbst- und Fremddefinition mit der Frage nach Macht und Ohnmacht zusammenhängt. So berichtete eine Jugendliche aus der Ukraine, dass sie ihre jüdische Identität nicht offen lebt, in einem Dorf, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg über die Hälfte der Bevölkerung jüdisch war, von denen aber fast niemand den Holocaust überlebte. Und ein schwarzer deutscher Jugendlicher aus Äthiopien berichtet,
Stories that move: das Konzept
Gemeinsam mit Partnerorganisationen aus sieben Ländern Europas veranstal- teten das Anne Frank Zentrum und das Anne-Frank-Haus im September 2013 im WannseeForum/Berlin ein internati- onales Jugendtreffen. 41 Teilnehmende zwischen 14 und 17 Jahren tauschten sich über die Themen Identität, Diversität und Diskriminierung in Europa aus und such- ten gemeinsam nach Wegen, Ungleich- heit und Diskriminierung zu überwinden. Das Konferenzprogramm bestand aus vier Teilen, wobei die Jugendlichen jeweils Neues kennenlernen, kreativ werden und sich austauschen konnten. Zunächst be- schäftigten sie sich mit den Fragen: Wer bin ich? Was macht meine Identität aus, wo habe ich Gemeinsamkeiten mit ande- ren? In einem zweiten Schritt erarbeiteten
Die Alltagserfahrungen der Jugendlichen
Die Jugendlichen, die an der Konferenz teilnehmen wollten, mussten sich dafür bewerben. So konnte das Projektteam Einfluss auf die Diversität in der Zu- sammensetzung der Gruppe nehmen. Unter den Teilnehmenden waren zum
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