Politische Dimension Internationaler Jugendarbeit

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… und wie kann der Funke überspringen?

… und wie kann der Funke überspringen? Impulse Internationaler Jugendarbeit zu einer aktiven Bürgerschaft

D er Begriff Active Citizenship (Aktive Bürgerschaft) hat in den letzten zehn Jahren in Debatten der Jugendarbeit und Jugendpolitik in Europa an Bedeutung gewonnen. In zahlreichen Förderpro- grammen, Publikationen und in der pä- dagogischen Praxis findet sich der Begriff wieder. So verfolgt der Europarat mit dem Konzept einer „Education for Democratic Citizenship (EDC)“* das Ziel, Active Citi- zenship als Bildungsziel in der formalen wie in der non-formalen Bildung zu veran- kern. In diesem Sinne werden Methoden und Aktivitäten verstanden, die Jugend- liche und Erwachsene dazu befähigen, aktiv und verantwortungsbewusst an Ent- scheidungsfindungsprozessen in ihrem Umfeld mitzuwirken und sowohl auf na- tionaler als auch auf internationaler Ebe- ne im Rahmen der zivilgesellschaftlichen und politischen gebotenen Möglichkeiten aktiv zu partizipieren.

politischen Dimension, so in den vorange- gangenen Kapiteln beschrieben, wird ein Prozess eingeleitet, der die Lernenden er- mutigt und unterstützt, ihre Fähigkeiten zum kritischen Denken zu entwickeln und anzuwenden. Sei es durch eine konstruk- tive Auseinandersetzung mit irritierenden Situationen oder im Rahmen intendierter Lernsettings zu genuin politischen The- menschwerpunkten – in jeder internati- onalen Begegnung besitzt die kritische Reflexion einen wichtigen Stellenwert. Was kann darüber hinaus getan werden, um die Aktivierung junger Menschen hin- sichtlich ihres demokratischen Bewusst- seins und politischen Engagements zu fördern? In diesem Kapitel sind Projekte skizziert, die Jugendliche oder junge Erwachsene durch ihre Teilnahme an einer internati- onalen Bildungsveranstaltung anregen, im Anschluss im eigenen sozialen Umfeld politisch aktiv zu werden. Die Erfahrungen sollen verdeutlichen, was Internationale Ju- gendarbeit in dieser Hinsicht leisten kann bzw. welche Rahmenbedingungen wichtig sind, um nachhaltige Wirkungen zu erzie- len und den Funken im Sinne einer aktiven Bürgerschaft überspringen zu lassen.

Doch wie kann es gelingen, dass junge Menschen im Rahmen internationaler Be- gegnungen ihre Erfahrungen, Meinungen und Wertvorstellungen austauschen und diese gemeinsam nutzen, um daraus po- litische Aktivitäten abzuleiten? Sicherlich existiert hier kein Automatis- mus, der aus allen Teilnehmenden von Maßnahmen und Aktivitäten Interna- tionaler Jugendarbeit aktive Bürgerin- nen und Bürger macht. Doch bietet die Methodik Internationaler Jugendarbeit in ihrer Vielfalt gute Ansatzpunkte, die politische Dimension auch in ihrer Hand- lungsorientierung zu stärken und gesell- schaftliches und politisches Engagement junger Menschen zu fördern. Schaut man sich die bildungsbezogenen Methoden der EDC an, sind bereits viele der hier beschriebenen didaktischen Vorausset- zungen gegeben. So findet im Kontext Internationaler Jugendarbeit immer ein kooperatives Lernen statt, bei dem der Schwerpunkt auf Gruppenprozessen liegt und das Lernen von und mit anderen im Mittelpunkt steht. Dadurch wird ein ak- tives Lernen gefördert, dass die Teilneh- menden aus der Passivität reiner Wissens- rezeption in die Rolle aktiver Partnerinnen und Partner versetzt. Mit der Stärkung der

* www.coe.int/t/dg4/education/edc/default_ en.asp

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