Politische Dimension Internationaler Jugendarbeit

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… und wie kann der Funke überspringen?

anderer Freiwilliger aus Ungarn konnte die Obdachlosigkeit hinter sich lassen und studiert nun Soziale Arbeit.

Thema und mit der eigenen Identität und gesellschaftlichen Positionierung stärken das Selbstvertrauen der Jugendlichen und Erfolgserlebnisse führen zu dem Gefühl, etwas verändern zu können. Sie können eigene Ideen und Impulse einbringen, sich ausprobieren und darüber auch di- rekte Wertschätzung für ihr Engagement erfahren und seine Auswirkungen miter- leben. So kann diese Arbeit zu einer individuellen Politisierung und einem langfristigen En- gagement im selben Bereich führen wie im Falle von einem bulgarischen Freiwil- ligen, der nach einem Freiwilligendienst nun bulgarische Migrant(inn)en in Berlin zu Themen wie Wohnen, Gesundheit und verschiedenen bürokratischen Fragen be- rät und Institutionen für Antiziganismus sensibilisiert. Eine slowakische Freiwillige, die in Frankreich mit Flüchtlingen gear- beitet hat, will sich im Bereich Menschen- rechte und Migration weiterbilden und wird ab Oktober 2014 Jura studieren und sich auf Menschenrechte spezialisieren. Durch den Freiwilligendienst hat sich die- se Vision gefestigt und konkretisiert. Ein Andra, 27, rumänische Freiwillige in Ungarn: „Ich habe mich entschieden, einen Freiwilligendienst bei Phiren Amenca zu machen, weil ich das Be- dürfnis hatte, etwas Konkretes zu tun und die Veranstaltungen des Netzwerks sehr interessant fand. Sie geben uns die Möglichkeit, der Welt zu zeigen, dass wir die Meinung der Nicht-Roma über uns verändern können.“

Non-formale Bildung und Begegnungen, die motivieren

Neben der praktischen Arbeit vor Ort ist es uns wichtig, den Freiwilligen die Möglich- keit des Austauschs sowie der Sensibilisie- rung und theoretischen Weiterbildung zu Themen wie Antiziganismus, Menschen- rechte, Vorurteilen und Marginalisierung zu bieten. Dies geschieht im Rahmen von Seminaren mit Methoden non-formaler Bildung und verschiedener kleinerer Initi- ativen und Workshops, die das Programm abrunden. Der intensive Austausch gibt den Freiwilligen das Gefühl, mit ihrem Engagement nicht allein zu sein. Die ei- genen Erfahrungen, Freundschaften und ein gemeinsames Ziel wandeln sich dabei auch in Motivationsfaktoren für weiter- gehendes Engagement. Im letzten Jahr organisierten wir ein Seminar über kreati- ve Kampagnen gegen Vorurteile und Ste- reotype in Italien und momentan planen Freiwillige gerade eine Comic-Initiative zur Mobilisierung von Jugendlichen ge- gen Rechtsextremismus durch Popkultur.

gerade im Hinblick auf Machtverhältnisse und Antiziganismus in einem Netzwerk, das aus Roma und Nicht-Roma besteht, von zentraler Bedeutung. Andererseits ist es uns wichtig, uns nicht nur auf Aktio- nen zu konzentrieren, sondern mittel- bis langfristige Perspektiven aufzuzeigen und dem Interesse der Freiwilligen an länger- fristigem Engagement Anknüpfungs- punkte zu bieten. Diesem Ziel dient unter anderem unsere Plattform für ehemalige Freiwillige, die sich noch im Aufbau befin- det und 2013 und 2014 ihre ersten Tref- fen hatte. Sie bietet den Freiwilligen der Phiren-Amenca-Mitgliedsorganisationen die Möglichkeit, langfristig vernetzt zu bleiben und gemeinsame Initiativen zu entwickeln. Somit ist sie ein wichtiger Bestandteil unserer Netzwerkarbeit, die nicht nur die Organisationen, sondern vor allem auch die Freiwilligen selbst ein- schließt und ernst nimmt. Clémence, 23, französische Freiwil- lige in Ungarn: „ Für mich ist ein Frei- willigendienst der beste Weg mich zu entwickeln, mich für den Rest der Welt zu öffnen, während ich mich für ein Projekt engagiere, an das ich glaube. Ich möchte gerne dazu beitragen, die Mentalität der Mehrheitsgesellschaft zu ändern und einen neuen Weg des Zusammenlebens zu finden.“

Perspektiven

Die politische Notwendigkeit nach ge- sellschaftlicher Veränderung ist ein Kon- sens in den Mitgliedsorganisationen von Phiren Amenca und ein Grund, warum sich diese Organisationen in unserem Netzwerk zusammengetan haben. Dabei spielen zwei Punkte eine zentrale Rolle. Einerseits ist eine kritische Selbstreflexion

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