Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

35

Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden

ßerungen Sanktionen in Frage kommen, schon um ggf. Betroffene in der Teilneh­ mendengruppe zu schützen. Da Behauptungen und vermeintliche Tat­ sachen oft rhetorisch wirkungsvoll vor­ getragen werden, bietet sich eine Ausei­ nandersetzung mit Gegenstrategien an, wie sie etwa das kurze und gut lesbare Buch „Argumente am Stammtisch“ von Klaus-Peter Hufer anregt. Pädagogisch- methodisch empfehlen sich beispielswei­ se „Trainings gegen Stammtischparolen“, Antidiskriminierungs- oder Diversitäts­ trainings, aber auch eine Selbstvergewis­ serung und Positionierung des jeweiligen Trägers. Dies kann bis zu Satzungsände­ rungen gehen, in denen sich der Träger klar gegen Rechtsextremismus und Dis­ kriminierung ausspricht, was im Ernstfall auch die Begründung von Sanktionen er­ leichtern kann.

Die Geister schieden sich auch an der Fra­ ge, ob Sanktionen sinnvoll sind. Es gibt die diskursive Möglichkeit, den Teilneh­ menden klar zu machen, dass es sich bei den rassistischen Äußerungen nicht um Fakten, sondern um persönliche Sichtwei­ sen und auch um bewusste Fehlinformati­ on geht. Es kann dabei auch hilfreich sein, nach dem Warum (also der Motivation der Äußerung) oder dem Woher (also der Quelle der Äußerung) zu fragen. Jedoch gab es auch die Einschätzung, dass bei fortgesetzten menschenfeindlichen Äu­

zu thematisieren und wenn möglich eine Einordnung in das Themenfeld Rechtsext­ remismus vorzunehmen. Danach könnten auch gemeinsame Verabredungen zur Si­ cherheit in der Gruppe getroffen werden. Es hilft jugendlichen Gruppen erfahrungs­ gemäß, wenn jemand, der bereits einen Umgang mit solchen Situationen finden musste, authentisch davon berichtet. Im zweiten Fallbeispiel ging es um die Fra­ ge, wie auf einen Jugendlichen reagiert werden kann, der während der Maßnah­ me diskriminierende Sprüche oder rassis­ tisches Gedankengut äußert. Die erste Idee, gute Gegenargumente zu liefern, wurde kontrovers diskutiert. Die Zugänglichkeit des Betroffenen für derartige Argumente wurde überwie­ gend angezweifelt. Dennoch gab es auch Stimmen für das Aufklären beispielsweise über die tatsächliche Sachlage und über historische Hintergründe, allerdings stär­ ker, um eine Auseinandersetzung in der Gruppe anzuregen und Gegenargumente aus der Gruppe zu aktivieren. Es wurde überwiegend als sinnvoller eingeschätzt, wenn Gegenargumente von anderen Teil­ nehmenden und nicht von Leitungsver­ antwortlichen formuliert werden.

Made with FlippingBook - Online catalogs