Refugees welcome – auch in der Internationalen Jugendarbeit

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Europäische Workcamps mit Geflüchteten – ewoca³ und ewoca³(+) – for everyone!

„Fremd sein“ ist bei den Begegnungen normal. Jugendliche und Leitungsperso- nal kennen sich noch nicht gut und haben einen ganz unterschiedlichen Hinter- grund. Das macht es einfacher, Teil der Gruppe zu werden. Durch den Fokus auf die praktische Arbeit können auch The- men wie Krieg und Flucht nicht nur verbal, sondern auch praktisch verarbeitet bzw. künstlerisch aufgearbeitet werden. Im Rahmen von Workcamps ist es mög- lich, dass die jungen Menschen gemein- sam an und in Unterkünften arbeiten. So hat zum Beispiel ein Projekt die Renovie- rung und Einrichtung eines Kinderraums in einer Unterkunft zum Gegenstand gehabt. Das Engagement der jungen Geflüch- teten wird durch ihre Mitarbeit in den Workcamps in der Gesellschaft sichtbar gemacht. Ehrenamtliche Tätigkeit von Geflüchteten, gerade in ländlichen Berei- chen, wird so vor Ort von der Gemeinde positiv wahrgenommen.

Allerdings gibt es auch ein paar Schwierig- keiten und Hindernisse. Die Realisierung von Rückbegegnungen ist rechtlich meist schwierig beziehungsweise sogar unmög- lich. Es gibt zwar über Kooperation mit Schulen die Möglichkeit, Ausnahmen zu erlangen, diese sind aber abhängig von Einzelfallentscheidungen. Oft ist es selbst bei positiver Entscheidung ein Problem, die Eltern ins Boot zu holen, weil sie nicht wollen, dass die Jugendlichen an der Maß- nahme im Partnerland teilnehmen. Grund dafür ist die Angst, in Länder zu reisen wie Griechenland oder die Türkei. Insgesamt besteht eine große Unsicherheit, ein Kind für zwei Wochen alleine verreisen zu las- sen. Die Tatsache, dass die Geflüchteten nicht an den Rückbegegnungen teilneh- men können, kann zu Frustration führen, da sich die jungen Menschen natürlich freuen würden, die anderen Teilnehmen- den wiederzusehen.

Ein weiterer Stolperstein ist auch der lange Zeitraum: Zum einen warten viele Geflüchtete auf ihre Aufenthaltsgenehmi- gung beziehungsweise einen Termin zur Anhörung. Dafür sind die Fristen in der Regel sehr kurz, was es schwierig macht für die Geflüchteten, 14 Tage unterwegs – also abwesend – zu sein. Zum anderem gibt es in einigen Camps keine Internet- verbindung. Dies kann zu emotionaler Belastung führen, weil die Jugendlichen nicht online mit ihren Angehörigen in Verbindung stehen können. Es besteht die Gefahr der Re-Traumatisierung. Daher muss ein gutes Programm ausgearbeitet werden, das genau berücksichtigt, wel- che Aktivitäten durchgeführt und wel- che vermieden werden (Bootsfahrten, Gedenkstättenbesuche etc.). Auf Grund der Intensität der Erfahrung durch Krieg und Flucht sollte die Auswahl der Themen sehr gut bedacht werden. Insbesondere

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