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Multiplikator(inn)enausbildung: Politische Bildung von und mit Geflüchteten
Fallstricke und Herausforderungen
Alle geplanten Aktivitäten basieren auf den Prinzipien und Praktiken des non-formalen Lernens, wobei die Be- dürfnisse, die Motivation, Interessen und Erfahrungen der Teilnehmer/- innen berücksichtigt werden. Ziel ist es, Kreativität, aktive Beteiligung und Initiative der Teilnehmenden zu stärken. Dabei werden die Teilneh- menden so intensiv wie möglich in die Umsetzung der Aktivitäten einge- bunden, ungeachtet ihrer Sprach- kenntnisse und anderer Fähigkeiten. Die Gruppe wird in allen Aktivitäten als Ressource für das gemeinsame und individuelle Lernen betrachtet und beachtet. Die Umsetzung der Inhalte ist auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden abgestimmt und die Gruppendynamik wird durch interaktive Aktivitäten gestärkt. Die Thematiken werden durch Methoden des informellen und non-formalen Lernens, wie z. B. durch Übungen, Simulationen, Rollenspiele, Diskus- sionsrunden, Präsentationen und Inputs sowie Plenumsdiskussionen aller Beteiligten vermittelt und ent- sprechendes Wissen vertieft.
nale Vorstellungen (…) verzichtet“ 2 . Und weiter formuliert Winkelmann: „Tatsäch- lich ist eine gelungene Begleitung diver- sitätsbewusster Lernprozesse vor allem eine Frage der Haltung, die sich seitens der Lernbegleitenden in einem Prozess von kritischer Auseinandersetzung mit Schubladen, Machtverhältnissen und Dis- kriminierung sowie der entsprechenden Selbstreflexion immer weiterentwickelt.“ 3 Letztendlich liefert sie Fragen, die helfen können, diesen Fallstricken und Heraus- forderungen zu begegnen: • Gelingt es, Verallgemeinerungen und ‚Festschreibungen‘ zu vermeiden? • Werden die Gefahr der Kulturali- sierung und die (Re-)Produktion von kulturellen Differenzen explizit problematisiert? • Geraten Rassismus und andere Formen von Diskriminierung in den Blick? • Wird ein Raum eröffnet für die Erfahrungen der Teilnehmenden mit Schubladen und Diskriminierung? • Werden die Einzelnen mit ihren vielfältigen subjektiven Zugehörig- keiten sichtbar? • Werden gesellschaftliche und struk- turelle Ungleichheitsverhältnisse aufgespürt und hinterfragt? • Wird ein konstruktiver Umgang mit Verunsicherungen und Komplexität gestärkt? 4
„Eine diversitätsbewusste Bildungsarbeit unterstützt Jugendliche darin, zu verste- hen, dass es gefährlich ist, wenn Men- schen in eine Schublade gesteckt werden (…) und deswegen bewertet und auf eine bestimmte Weise behandelt werden. Sie hinterfragt ‚normal’ und ‚anders’ und er- öffnet Räume, in denen das Thema Diskri- minierung entlang eigener Erfahrungen und Themen der Jugendlichen reflektiert werden kann“ 1 . Hier wird deutlich, dass die Kategorien „Geflüchtete“ und „Deut- sche“ trotz Sprachbarrieren und wahrge- nommenen „kulturellen Unterschieden“ im Verlauf des Projektes eben nicht zu „anders“ und „normal“ führen dürfen. Unter der Überschrift „Eine diversitäts- bewusste Grundhaltung“ schreibt Anne Sophie Winkelmann: „Eine besondere Herausforderung für die Begleitpersonen diversitätsbewusster Lernprozesse ist, die Zusammenhänge zwischen den kon- kreten Erfahrungen und Reflexionen in der Gruppe, den gesellschaftlich-struktu- rellen (Ungleichheits-)Verhältnissen und dem alltäglichen Erleben und Handeln der jungen Menschen immer wieder herzu- stellen. Dabei ist eine wohlwollende, an- erkennende Grundhaltung unerlässlich, die eine Reflexion fernab von ‚richtig’ und ‚falsch’ ermöglicht und auf eindimensio- 1 Anne Sophie Winkelmann: MORE THAN CUL- TURE. Diversitätsbewusste Bildung in der internatio- nalen Jugendarbeit : https://www.jugendpolitikineuropa.de/down- loads/4-20-3627/jfe_divhandreichung_gold.pdf am 26.02.2016 sowie http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und- Lehren/content/12202 am 26.02.2016
2 Ebd. 3 Ebd. 4 Ebd.
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