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Gelebte Vielfalt in der Jugendarbeit – eine Schlussbemerkung
Ist die Internationale Jugendarbeit aus- reichend vorbereitet, um Jugendliche mit Fluchterfahrung in ihre Formate einzube- ziehen? Und sind die Formate passgenau für die Zielgruppe? Die Antwort lautet: nur bedingt. Ehrlicherweise muss gesagt werden: Es gibt bereits eine Reihe von Me- thoden und Ansätzen, auf die wir unsere Arbeit stützen können. Gleichwohl steht das Arbeitsfeld vor zahlreichen Herausfor- derungen, die aber nur gemeinsam von den Akteuren bewältigt werden können. Dazu gehören: • Die Schaffung adäquater Arbeits- möglichkeiten für die Träger im Feld. Dabei kann es hilfreich sein, neue Räume und Formate für Aus- tauschmaßnahmen zu schaffen und sektorübergreifende Konzepte zu entwickeln. • Ausreichend Transparenz hinsicht- lich der gesetzlichen, administrati- ven und juristischen Vorgaben zur Arbeit mit der Zielgruppe • Fortbildungsangebote und Mög- lichkeiten zum kollegialen Aus- tausch (Supervision, Coaching) von Fach- und Führungskräften der Internationalen Jugendarbeit mit anderen Akteuren, die bereits Zugang zu jungen Geflüchteten und deren Familien haben. Dazu gehört
gewinnen, könnte solch ein neuer Weg sein. Wichtig ist es, mit Ge- flüchteten ins Gespräch zu kommen, eine offene und vertrauensvolle Kommunikationskultur zu schaffen und diese behutsam zu pflegen. Gleichwohl brauchen Träger einen geschützten Raum für Diskussionen. Eine weitere Erkenntnis aus dem Fach- diskurs ist, dass es Formate der Interna- tionalen Jugendarbeit gibt, die besser geeignet sind, um junge Geflüchtete einzubeziehen, als andere. Das Medium Sport, künstlerisch-kulturelle Aktivitäten und solche, in denen es um konkrete Ar- beits- bzw. Handwerkstechniken geht, wie beispielsweise in Workcamps, sind dafür prädestiniert, dass nonverbale Kom- munikation stattfinden kann. Die The- men Aufenthaltsstatus, Arbeitserlaubnis und die Abgrenzung zu ehrenamtlichem Engagement oder Praktika stehen über etlichen Formaten der Internationalen Jugendarbeit. Auch braucht es viel Flexibi- lität in Bezug auf die zeitliche Verfügbar- keit von Geflüchteten und Unterstützung auf kommunaler, Länder- und Bundesebe- ne bei administrativen Aufgaben.
beispielweise Betreuungspersonal in Wohnunterkünften. Hier geht es vor allem um pädagogisch-psychologi- sche Themen, wie z. B. der Umgang mit Traumatisierungen, aber auch rechtliche Aspekte. • Ein vertiefender Fachdiskurs über Ausbildungskonzepte und Inhalte unter Trägern. Dabei geht es insbe- sondere um die Abgrenzung bzw. Wahrung der Ehrenamtsrolle von Teamer(inne)n gegenüber haupt- amtlichem Personal. Hier gilt es herauszuarbeiten: Was ist leistbar? Was ist zumutbar? Braucht es zu- sätzliche Bausteine im Rahmen der Juleica-Ausbildung? Wer kann diese erarbeiten? • Und schlussendlich auf allen Seiten Mut, aufeinander zuzugehen und Neuland zu betreten. Rückschläge sind dabei nicht ausgeschlossen. Wichtig ist, zu lernen, Emotionen nicht wegzudrücken und durch die Thematisierung der Probleme zu Ergebnissen zu kommen. Anerkann- te Flüchtlinge, die schon länger in Deutschland oder anderen Ländern Europas sind, als Teamer/-innen zu
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