7
Junge Geflüchtete als Thema in der europäischen und internationalen Jugendpolitik
onsprozess in Deutschland zu befördern. Alle Beteiligten in Bund, Ländern und Gemeinden, öffentliche und freie Träger, seien deshalb gefordert, die Förderung der Internationalen Jugendarbeit mit allen Kräften zu unterstützen. Weil das Arbeitsfeld selbst die Öffnung der Internationalen Jugendarbeit auch für Ju- gendliche mit Migrationshintergrund als ein vordringliches Anliegen begriff, wurde von Prof. Thimmel und anderen das Pra- xisforschungsprojekt „JiVE. Jugendarbeit international, Vielfalt erleben“ entwickelt, um Wege der Zusammenarbeit zwischen Internationaler Jugendarbeit und Jugend- migrationsarbeit aufzuzeigen und die in- terkulturelle Öffnung des Europäischen Freiwilligendienstes zu unterstützen. Wesentliche Erkenntnisse des in den Jah- ren 2008 bis 2010 vom Bundesministe- rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Projekts waren: Internationale Jugendarbeit kann in besonderer Weise zur Integration von jungen Migrantinnen und Migranten bei- tragen, die interkulturelle Öffnung unter- stützen. Sie ermöglicht interkulturelles Lernen in authentischen Zusammenhän- gen. Mit eigenen Methoden konzentriert
sie sich auf die Kompetenzen von Jugend- lichen. Internationale Jugendarbeit bietet also Möglichkeiten zur Partizipation an der Gesellschaft. Sie macht diese Teilhabe aber nicht nur von individuellen Motiven, Anstrengungen und Kompetenzen abhän- gig, sondern bietet entgegenkommende Strukturen. Die Internationale Jugendar- beit ist somit ein komplexes Übungsfeld für junge Menschen, in dem sie – wie im Achten Buch Sozialgesetzbuch (SGB VIII) postuliert – zu gesellschaftlicher Mitver- antwortung und zu sozialem Engagement anregt und hingeführt werden. Anknüpfend an die Erkenntnisse und Ergebnisse des Modellprojekts hat sich unter dem mittlerweile bekannten Na- men JiVE eine jugendpolitische und auch gesellschaftspolitische Initiative entwi- ckelt, die sich für Bildung, Teilhabe und Integration von Jugendlichen und dabei auch von Jugendlichen mit Migrations- hintergrund einsetzt und damit auch auf die Stärkung von Jugendlichen und För- derung von Chancengleichheit zielt. Mit JiVE haben sich in den letzten Jahren ganz unterschiedliche Akteure gemeinsam auf
den Weg gemacht, die Zugänge zu euro- päischer und internationaler Jugendarbeit zu verbessern. Während die Schnittstellen zu anderen Feldern der Kinder- und Ju- gendhilfe lange nur wenig entwickelt wa- ren, ist es mit JiVE gelungen, zum Beispiel im Bereich der Jugendmigrationsdienste, der Jugendsozialarbeit und bei Kommu- nen, neues Interesse an der Methodik der Internationalen Jugendarbeit zu wecken. Ergebnis ist ein Mehrwert für das Gemein- wesen, die öffentlichen und freien Träger, die jungen Menschen und die Fachkräfte. Zugleich konnte durch die jugendpoliti- sche Initiative eine nachhaltige struktu- relle Verbindung zwischen Internationa- ler Jugendarbeit und den Strukturen der Jugendsozialarbeit/Jugendmigrationsar- beit, Migrantenselbstorganisationen, Ver- eine junger Migrantinnen und Migranten, kommunaler Jugendhilfe, Schulen und an- deren geschaffen werden. Diese Entwick- lungen zeigen, dass der Ansatz richtig ist, mit Förderung durch den Bund Anregun- gen zu geben für die Arbeit vor Ort, in den Kommunen, dort, wo die Jugendlichen leben, dort, wo die Fachkräfte in ihren Diensten und Einrichtungen tätig sind.
Made with FlippingBook - Online catalogs