AMERIKAS
URUGUAY Sprungbrett nach Lateinamerika
Klein, aber attraktiv: Uruguay gilt als eines der stabilsten und sichersten Länder Lateinamerikas. Kira Potowski, Geschäftsführerin der AHK Uruguay und Kai von Linden vom Kompetenzzentrum Lateinamerika der IHK Pfalz zeigen im Gespräch mit uns auf, warum deutsche Unternehmen das Land zunehmend als vielversprechenden Investitionsstandort, Südamerika- Hub und Nischenmarkt in den Fokus nehmen. Trotz überzeugender Standortvorteile wird Uruguay oft unterschätzt. Womit kann das Land aus Unternehmens- sicht punkten? Kira Potowski: Tatsächlich schneidet Uruguay in den Indizes zu Korruption, Demokratie, Gewerbefreiheit und Rechtsstaatlichkeit stets auffallend gut ab. Unternehmerinnen und Unterneh- mer schätzen aber auch das vorteilhaf- te Steuersystem, sprich das Erlassen von Eigenkapitalsteuer, Mehrwert- steuer und Importsteuer in den vielen Freihandelszonen (13 an der Zahl). Auch der freie Devisenmarkt und die Befreiung von der Gewerbeertrags- steuer ziehen Investitionen an. Oft fällt der Begriff des „Entry Hub“. Was hat es damit auf sich? Potowski: Uruguay gilt aufgrund sei- ner geografisch vorteilhaften Lage als „Entry Hub“, also als Einstiegsmarkt, für ausländische Firmen. Dank wirt- schaftlicher und politischer Stabilität erleben die Firmen hier ein „soft land- ing“. Einer weiteren Marktexpansion auf dem Kontinent steht dann nichts mehr im Wege. In welchen Branchen sind die Ge- schäftschancen für deutsche Firmen derzeit besonders aussichtsreich?
erwähnt sei der Bausektor. Recycling- lösungen für Bauschrott, aber auch alternative Baustoffe, insbesondere der Holzbau, erfahren in Uruguay eine steigende Nachfrage. Uruguay im Aufwind: Der kleine Pampas-Staat am Rio de la Plata punktet mit stabilen Verhältnissen und fortschrittlicher Entwicklung. Gute Gründe für unternehme- risches Engagement. Was sollten Unternehmen beim Markteintritt beachten? Von Linden: Wir empfehlen eine Ko- operation mit lokalen Unternehmen einzugehen. Uruguayische Dienstleis- ter bevorzugen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und legen großen Wert auf einfache Instandhaltung und umfangreichen After-Sales-Care. Die Fragen stellte Kathrin Fausel.
Kai von Linden: Uruguay hat es geschafft sich im Feld der erneuer- baren Energien zu profilieren. Großes Potenzial wird insbesondere der Erzeugung grünen Wasserstoffes zu- geschrieben, wo sich die Republik in Rankings sogar vor dem großen Nach- barn Argentinien behaupten kann. Die geografischen und klimatischen Voraussetzungen sind einfach ideal. So können hochkompetitive Produk- tionskosten erreicht werden. Wie sehen hier die Prognosen aus? Von Linden: Laut der aktuellen Green Hydrogen Roadmap könnte Uruguay 2040 fast 1 Million Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Ermöglicht werden soll das mit einer Elektrolysekapazität von 10 Gigawatt und einer installierten Leistung an Erneuerbaren Energien in Höhe von 20 Gigawatt. Hier bestehen für deutsche Unternehmen interessante Markteinstiegschancen. Gibt es weitere attraktive Branchen? Potowski: Hervorheben kann ich die Lebensmittelindustrie. Uruguay ist durch Land- und Viehwirtschaft geprägt. Es gibt Bedarf an techno- logischen Lösungen in der Auto- matisierung, ressourcenschonenden Lebensmittelproduktion, Lebens- mittelsicherheit und bei effizienten Abfüll- und Verpackungsprozessen. Außerdem besteht Potenzial im Ab- fallmanagement. Hier gibt es ambi- tionierte Regierungsvorgaben, wie die derzeitige internationale Ausschrei- bung zur Errichtung eines landeswei- ten Pfandsystems. Und nicht zuletzt
Kira Potowski, Geschäftsführerin der AHK Uruguay in Montevideo
Kai von Linden, Leiter des Kompetenzzentrums Lateinamerika bei der IHK Pfalz in Ludwigshafen
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0621 1709-226 kathrin.fausel@rhein- neckar.ihk24.de
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IHK Global Business 10/2023
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