sodass Reichweiten von 500 Kilome- tern im Sommer und immerhin 400 Kilometern im Winter kein Problem mehr darstellten. Um die beiden Fahrzeuge umwelt- freundlich laden zu können, bau- te Günter S. bei sich zu Hause eine eigene Lade-Infrastruktur auf. Ein Carport mit zwei Wallboxen und 24 Solarpaneele auf dem Hausdach mit je maximal 245 Watt bilden ihr Herzstück. Später kamen zwölf zu- sätzliche Paneele an der Hauswand dazu. Bei voller Sonneneinstrahlung produzieren die insgesamt 36 Solar- paneele eine maximale Leistung von 9,7 Kilowatt – genug, um die beiden Fahrzeuge mit Strom zu versorgen: „Elektroautos fangen nämlich erst ab einer gewissen Stromstärke an zu la- den, abhängig von dem Modell und der Ladeleistung“, erklärt Günter S. Reicht die Sonnenenergie nicht aus, braucht es eine Speicherbatterie oder zusätzlichen Strom aus dem Netz. Der Akku seines jüngeren Elekt- roautos verfügt über eine Kapazität von 100 Kilowattstunden. Damit der Salzburger sein Fahrzeug optimal
laden kann, hat er eine dreiphasige Wallbox mit einer Ladeleistung von 14,5 Kilowatt. Damit ist die leere Batterie etwa sieben Stunden später wieder voll. Theoretisch also perfekt, um das Auto über Nacht laden zu las- sen. Nur scheint da eben keine Sonne. Daher nutzt Günter S. eine Energie- Cloud bei seinem Netzbetreiber: Ge- gen eine Gebühr kann überschüssiger Strom von Sonnentagen dort virtuell eingespeist werden. Wenn der Strom in der Nacht benötigt wird, bekommt er ihn mit einem Abschlag von 20 Prozent wieder zurück. So kann er in der Früh mit einem „vollgetankten“ Elektroauto in den Tag starten. Autofahren mit Wasserkraft Einfacher ist das Laden des Elektro- autos über Nacht für Barbara P. Ihre Ladestationen in Oberösterreich werden von zwei eigenen Klein- wasserkraftwerken gespeist, die auf Grundstücken von Barbaras Unter- nehmen in Scharnstein und Grünau im Almtal stehen: „Ein Glücksfall“, wie sie sagt. Denn dank der Alm, dem Fluss vor der Haustür, kann sie neben ihrem IT-Unternehmen auch öffentliche Ladestationen betreiben. Das bedeutet: Alle, die vorbeifahren, können 365 Tage im Jahr ihr Elek- troauto mit CO 2 -freiem Strom aus Wasserkraft aufladen. Bezahlt wird unkompliziert über eine App. Entlang der Alm wurden früher Sägewerke und Mühlen mittels Was- serzuläufen aus dem Fluss betrieben. Für die Errichtung ihrer Kleinwasser- kraftwerke hat Barbara zwei dieser Werkskanäle umgebaut und moder- nisiert. Dazu waren zum Beispiel Fischwanderhilfen und eine gewisse Restwasserabgabe notwendig, um das
Eine Wallbox (links) gehört für alle, die ihr E-Auto bei sich zu Hause laden wollen, zur Grundaus- stattung. Ein eigenes Kleinwasserkraft- werk (unten) stellt schon einen besonde- ren Luxus dar.
Ökostrom, hausgemacht NACHHALTIGKEIT
S
Für effektiven Klimaschutz brauchen wir mehr emissionsfreie Autos.
Gratis laden, dank Sonnenenergie
onne, Wasser und Wind sind natürliche Ressourcen, aus de- nen sich nachhaltiger Strom gewin- nen lässt. Auf diese Weise werden künftig nicht nur Wohnungen be- heizt, sondern auch Elektroautos an- getrieben werden. Denn E-Mobilität ist erst dann die Zukunft, wenn ne- ben dem Fahrzeug auch sein Betrieb nachhaltig ist. Die folgenden drei Erfahrungs- berichte zeigen, wie sich Elektroautos mit CO 2 -freiem Strom aus unter- schiedlichen Quellen laden lassen.
Bereits seit 2014 setzt Günter S. aus Salzburg auf E-Mobilität. Da- mals legte er sich ein vollelektrisches Zweitfahrzeug für kurze Strecken in der Stadt oder im näheren Umkreis (130 Kilometer) zu. Für längere, be- rufliche Wege nutzte er weiterhin ei- nen Verbrenner, den er allerdings im Jahr 2019 ebenfalls durch ein Elek- troauto ersetzte. Mittlerweile hatte sich die Technik weiterentwickelt,
Doch nachhaltig werden diese erst,
wenn mit CO 2 -freiem Strom geladen wird. Drei Beispiele, wie das im persönlichen Umfeld möglich ist. TEXT: LAUREN SEYWALD
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eigentümer:in
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