Unwetter treten mittlerweile nicht nur häufiger auf. Sie unterscheiden sich auch in Intensität und lokaler Ausbreitung.
NACHHALTIG WOHNEN
Eigentümer:innen im Klimawandel Die globale Erwärmung verursacht mehr extreme Unwetter und damit mehr Gebäudeschäden. Nicht nur Immobilienbesitzer:innen, auch Versicherungen müssen sich anpassen. TEXT: GERHARD MESZAROS
F ür Immobilienbesitzer:innen ist der Klima- wandel keine weit in der Zukunft liegende Bedrohung. Er ist hier und heute relevant und kann Existenzen gefährden: „Wir beobachten bereits seit den 1980er Jahren, dass extreme Un- wetter häufiger auftreten“, sagt Judit Havasi. Als Generaldirektorin der Donau Versicherung ist sie berufsbedingt Risiko-Expertin. Und weiß daher, dass Phänomene, die es bislang in unse- ren Breiten nur selten gab, wahrscheinlicher geworden sind – verursacht durch die globale Erwärmung. Heftige Stürme, Hagel, Blitze oder intensiver Regen, der zu Überschwemmungen führt: Bilder der Verwüstung schafften es zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen. Erst im April fegte ein Tornado durch Oberfladnitz im öst- lichen Waldviertel und beschädigte zahlreiche Gebäude. Vergangenen Sommer wurden gro- ße Teile der Kärntner Gemeinden Treffen und Arriach durch Murenabgänge verwüstet. Beson- ders heftig traf ein Wirbelsturm im Juni 2021 den Ort Schrattenberg im Weinviertel. Lokal- medien berichteten über von Hagel regelrecht durchlöcherte Dächer. Insgesamt wurden dabei 90 Prozent der Gebäude beschädigt. Höhere Risiken, teure Absicherung Sogenannte Jahrhundertereignisse würden neu- erdings alle paar Jahre auftreten, so Havasi. Die Folge: tendenziell steigende Gebäudeschä- den. Wobei die Extremereignisse häufig auf eine kleinere Fläche als früher beschränkt sind:
„Ein regionales Hochwasser, das ein paar Kel- ler überflutet, ist heute wahrscheinlicher als ein großes Hochwasser entlang eines längeren Flus- ses“, sagt die Versicherungsmanagerin. „Ein Ge- witter kann in ein, zwei Orten immense Schä- den verursachen, aber ein paar Kilometer weiter ist nichts davon zu bemerken.“ Der Tornado in Oberfladnitz zog eine gerade mal 20 Meter brei- te Schneise der Verwüstung. 100 Meter weiter war nur ein schwacher Wind zu spüren. Wegen des zunehmenden Risikos großer Schadensfälle muss für Haushalts- oder Gebäu- deversicherungen mittlerweile tiefer in die Ta- sche gegriffen werden. Versicherungsunterneh- men wie die Donau, die im Schadensfall Ersatz leisten, schließen ihrerseits Versicherungen ab – bei sogenannten Rückversicherern. „Aufgrund der wachsenden Zahl von Unwettern haben die Rückversicherer ihre Prämien erhöht, die wir ihnen zahlen müssen“, so Havasi. „Außerdem steigen die Kosten für Baustoffe und Dienst- leistungen, etwa von Dachdeckern. Dadurch erhöhen sich auch die Prämien, die wir Immo- bilienbesitzer:innen verrechnen.“ Das kann man tun
Judit Havas i ist seit 2020 Generaldirek- torin der Donau Versicherung. Davor hatte die gebürtige Ungarin verschiedene Top-Management- Positionen in der Vienna Insurance Group, zu der auch die Donau gehört, inne.
So können Immobilienbesitzer:innen sich auf die neue Risikolandschaft einstellen:
> Nicht jede Immobilie ist den gleichen Risi- ken ausgesetzt. Regionale Unterschiede spielen eine wichtige Rolle. Daher kalkulieren Versiche- rungsunternehmen ihre Prämien unter anderem
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