INTERVIEW
„Junge Menschen sind mehr als nur User“ Die NGO BUR weitet ihr Engagement mitten im Krieg aus BUR – Building Ukraine Together – wurde gegründet, um die Menschen in der Ukraine einander näher zu bringen. Ihre Freiwilligen reparieren Häuser, die im Krieg zerstört wurden und involvieren junge Menschen in das Gemeindeleben vor Ort. Dieses Engagement hat seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sogar noch zugenommen. Internationale Freiwillige sind willkommen.
IJAB: Was macht BUR und wofür wurde die Organisa- tion gegründet?
Problemlösungen mit einem Bottom-up-Ansatz inner - halb der Gemeinschaft verbinden und kombinieren das mit non-formaler Bildung. Mehr Freiwillige als üblich
Oleksii Lavrynenko: BUR wurde 2014 gegründet und unterstützt Menschen, deren Häuser im Krieg zerstört oder beschädigt wurden. Unsere Freiwilligen stellen sie wieder her – ursprünglich nur im Donbas, der bereits in unserem Gründungsjahr von Russland angegriffen wur - de, jetzt im ganzen Land. Das hat eine praktische Seite, aber auch eine, die darüber hinaus geht. Wir unterstüt- zen damit den Dialog und die Kommunikation in der uk - rainischen Gesellschaft
Was könnt ihr unter den Bedingungen des russischen Angriffskrieges überhaupt noch machen?
Olena Lupova: Wir haben unser diesjähriges Programm ganz regulär im April begonnen. Wir hatten keine Ah - nung, ob das möglich sein würde oder nicht. Deshalb ha - ben wir zunächst im Westen angefangen, in Drohobytsch und Iwano-Frankiwsk, wo es sicherer ist als im Rest des Landes. Dort haben wir ein leerstehendes Studenten - wohnheim für Flüchtlinge instandgesetzt und einen Ju- gendclub eingerichtet. Wir haben auf die grundlegenden Sicherheitsvorkehrungen geachtet und sind bei Luft alarm immer in den Luftschutzraum gegangen. Aber was sollten wir mit dem Osten und Norden tun? Nachdem die ukrainische Armee die ersten Gebiete befreien konnte, war uns klar, dass wir auch dorthin müssen. Junge Men - schen wollen nicht herumsitzen, sie wollen etwas tun. Wir haben mehr Anfragen von Freiwilligen bekommen als üblich. Schon im März haben wir begonnen, unsere Kontakte auszubauen und humanitäre Hilfsgüter in den Osten zu schicken.
Worum geht es bei diesem Dialog und inwiefern ist er als Beitrag zum Frieden zu verstehen?
Oleksii Lavrynenko: Unsere Gründer, Yurko Didula und Kolya Dorokhov, wollten eine neue Kultur des Dia - logs etablieren. Yurko hat in den USA studiert und da - bei erlebt, wie man Menschen zusammenbringen kann. Das ist es, was wir mit unseren Freiwilligen-Camps tun. Die ukrainische Gesellschaft ist nicht besonders mobil. Die Menschen aus dem Westen reisen nicht unbedingt in den Osten des Landes und umgekehrt. Das verfestigt Vorurteile, besonders im Osten, wo russische Medien lange wirksam waren. Mit unseren Freiwilligen-Camps wollen wir das aufbrechen. Wir arbeiten mit allen, die
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