IJAB journal 01/2023

INTERVIEW

Belarus: Es hängt alles von der Ukraine ab Weiterhin viele Verhaftungen Leanid (Lavon) Marozau ist der Internationale Sekretär von RADA, der Dachorganisation der unab- hängigen Jugendorganisationen in Belarus, und Doktorand an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań. Seit der Niederschlagung der Proteste gegen die gefälschten Wahlen 2020 lebt er im Exil. Wir haben ihn gefragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Belarus noch weiter in den Krieg gegen die Ukraine hineingezogen wird und was das für junge Menschen bedeuten würde.

IJAB: Belarus ist Aufmarschgebiet der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine und steht dadurch am Rande eines Krieges. Was bedeutet das für junge Menschen? Lavon Marozau: Ja, Lukaschenko beteiligt sich an der russischen Aggression. Ganz sicher wollen junge Men- schen nicht Teil der russischen Armee sein oder mit ihr gemeinsam in der Ukraine kämpfen. Nach den Ereignis - sen von 2020, als die Proteste gegen die gefälschten Prä - sidentschaftswahlen niedergeschlagen wurden, stehen

wir jetzt vor einer zweiten Herausforderung. Wenn ich meinen Freundinnen und Freunden zuhöre, dann merke ich, dass sich ihr ganzes Denken darum dreht, wie und wohin sie das Land verlassen können. In den internationalen Medien gibt es im Augenblick we - nige Nachrichten aus Belarus. Aber pro Monat werden weiterhin etwa 100 Menschen verhaftet und verurteilt. Das geschieht mithilfe eines neuen Gesetzes gegen die „Unterstützung terroristischer Vereinigungen“. Aus Sicht

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