IJAB journal 01/2023

INTERVIEW

„Es gibt nicht nur Konflikte auf dem Westbalkan“

RYCO unterstützt die Zivilgesellschaft RYCO wurde 2016 als Jugendwerk des Westbalkans gegründet, um zur friedlichen Entwicklung bei- zutragen und jungen Menschen eine gemeinsame Perspektive zu eröffnen. Wir haben Marija Bulat, die Leiterin des Belgrader Büros von RYCO, gefragt, welche Fortschritte dabei erzielt wurden.

IJAB: Marija, wie gefährlich ist die Situation auf dem Balkan im Augenblick?

Menschen zusammenzubringen, ihnen Räume anzubie- ten, wo sie sich treffen und austauschen können, und sie dabei zu unterstützen, in der Region zusammenzuleben. „Jugend, Frieden und Sicherheit“ kommt auf die Agenda Welche Bedeutung hat die UN-Resolution zu „Jugend, Frieden und Sicherheit“ für euch und wie seht ihr die Rolle junger Menschen für den Frieden? Tatsächlich planen wir, „Jugend, Frieden und Sicherheit“ in den kommenden Jahren auf die regionale Agenda zu setzen. Die Rolle junger Menschen für den Frieden ist entscheidend. Sie müssen bei allem, was sie betrifft, mitreden können und Frieden und Sicherheit sind eine ganz elementare Angelegenheit. Frieden ist auch nicht etwas, das einem einfach geschenkt wird, sondern man muss ihn aktiv aufbauen und nachhaltig machen, ihn gestalten. Deshalb bringen wir junge Menschen mit Entscheidungsträger*innen zusammen. Aber auch der informelle Austausch ist hilfreich. Wir konfrontieren jun - ge Menschen mit ihren Perspektiven, und das hat eine langfristige Wirkung. Selbst wenn die Teilnehmenden ei - nes Austausches sich dessen nicht bewusst sind, tragen sie etwas zum Frieden bei. Ich erwähne das alles, weil es nicht um Phrasen wie „der Jugend gehört die Zukunft“ geht, sondern darum, wie wir einander mit Respekt be -

Marija Bulat: Eine Antwort auf diese Frage hängt von der Perspektive und dem lokalen Kontext ab. Das Leben in Konfliktzonen ist für die Betroffenen schwierig. Den Frieden aufzubauen ist immer noch eine Herausforde - rung, wir müssen mehr dafür tun. Einige Politiker*innen und deren Propaganda verschlechtern die Situation im - mer weiter. RYCO setzt sich für den Frieden ein, aber die Streitigkeiten zwischen Serbien und dem Kosovo beispielsweise haben auch Auswirkungen auf unsere Ar - beit. In anderen Regionen des Balkans ist die Situation unverändert. Wir haben eine stabilere regionale Zusam- menarbeit. Als RYCO 2016 gegründet wurde, war das ein starkes Signal für den Frieden auf dem Balkan. Wie weit seid ihr als Organisation auf diesem Weg vorangekommen? Die Gründung von RYCO war eine Selbstverpflichtung der beteiligten Regierungen für die Zusammenarbeit im Jugendbereich. Aber um ehrlich zu sein, nicht jede Regie- rung unterstützt das auf demselben Niveau. Wir bekom - men viel Unterstützung von Deutschland und Frankreich und das ist wichtig, damit unsere Regierungen diese Selbstverpflichtung weiterhin ernst nehmen. Seit 2016 sind wir ein großes Stück dabei vorangekommen, junge

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