IJAB journal 01/2023

IM FOKUS – Jugend, Frieden und Sicherheit

spracherecht bei der Entscheidungsfindung auf lokaler, nationaler, regionaler und internationaler Ebene einzu - räumen. Es ist ein vielschichtiges Dokument, das Par - tizipation, zivilgesellschaftlichem Engagement, Schutz und der Wahrung von Menschenrechten verpflichtet ist. Gerade seine Komplexität macht es interessant. Es erin - nert uns daran, dass Frieden mehr als die Abwesenheit von Krieg ist. Denn Menschen- und Bürgerrechte, Demo - kratie, Rechtstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit sind die politischen und gesellschaftlichen Grundvorausset- zungen für Frieden. Autoritäre Regime dagegen lassen der Aggression nach innen häufig die Aggression nach außen folgen. Wenn die Despoten ihren Bevölkerun - gen nicht mehr anzubieten haben, als die Unterschei - dung zwischen Freund und Feind, beginnen sie nach der Phase des inneren Kriegs gegen Minderheiten und Oppositionelle durch Repressalien, Verhaftungen und Tötungen, äußere Feinde zu imaginieren und schließlich zu bekämpfen. Krieg wird dann zur einzigen Selbstver - gewisserung, dass eine Gesellschaft noch am Leben ist und erhält entsprechende Zustimmungswerte. Russland ist ein trauriges Beispiel dafür. Die Resolution 2250 – „Jugend, Frieden und Sicherheit“ – bietet vielfältige Anknüpfungspunkte. Sie legt die Mitsprache an Friedensprozessen in die Hän - de junger Menschen. Die lokalen, regionalen und natio - nalen Ebenen machen sie interessant für Jugendorgani - sationen und Jugendinitiativen.

Auf der internationalen Ebene findet auch die Interna - tionale Jugendarbeit ihren Platz. Denn durch Austausch und Begegnung werden Lern- und Erfahrungsräume für junge Menschen eröffnet, in denen sie über Themen wir Frieden und Sicherheit diskutieren können, in denen sie Meinungen, Ideen und Sichtweisen teilen und im grenz - überschreitenden Dialog auch verändern können. Jun - ge Menschen aus verschiedenen Ländern lernen sich kennen, machen gemeinsame Erfahrungen, schließen Freundschaften und engagieren sich zusammen für selbstbestimmte Ziele. Dafür bietet die Internationale Jugendarbeit den pädagogischen Rahmen. Gestärkt wer - den sollte die Rolle als unterstützende und motivierende Kraft, jungen Menschen und ihren Anliegen mehr Gehör und Sichtbarkeit zu verschaffen. So hat IJAB beispielswei - se die Aufnahme von „Jugend, Frieden und Sicherheit“ als fünfte Säule während des Y7 Summits im März 2022 unterstützt. Y7 ist die Stimme der Jugend im Konzert der G7. Unter dem Eindruck von Russlands Krieg gegen die Ukraine erhielt damit die UN-Resolution erstmals auch in Deutschland Aufmerksamkeit. Exemplarisch konnte Y7 zeigen, wie wichtig es ist, dass sich junge Menschen über Grenzen hinweg zum Thema Frieden austauschen – und wie wirkungsvoll. Einladungen der NATO und zur Münchner Sicherheitskonferenz folgten. Das mag sich für einige befremdlich anhören, aber wer will, dass die Stimme junger Menschen gehört wird, muss sie genau dahin bringen, wo Krieg und Frieden verhandelt werden. Manches in der Resolution 2250 ist schwer greifbar. Die - se Erfahrung haben auch die Teilnehmer*innen am Y7 Summit gemacht. Aus ihr lassen sich keine tagespoliti - schen Forderungen ableiten. Aber sie ist dennoch mehr als ein unverbindliches „wir wollen doch alle Frieden“. Sie gibt einen Rahmen auf lokaler, nationaler und inter - nationaler Ebene vor und fordert die Mitgliedsstaaten der UN auf, junge Menschen zu beteiligen. Wie die Stim - me junger Menschen gehört werden kann, wie wir vom Abstrakten zum Konkreten kommen, darüber wollen wir mit dieser Ausgabe des IJAB journals einen Anstoß zur Diskussion geben.

Kontakt Daniel Poli Direktor von IJAB

Mail: poli@ijab.de

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