FRANKREICH ––
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S . 37 siehe WEINLISTE
2018 CHABLISVENTD’ANGE Pattes Loup, Burgund
T homas selbst nimmt’s aber locker: „Ach, Wein,“ sagt er lachend, „ist auch nicht das Wichtigste auf der Welt. Manchmal stelle ich mir vor, ich würde als Schlagzeuger leben.“ Als er das zugibt, leuchten seine Augen förmlich vor Begeisterung. Aber er wird schnell wieder ruhig und sein Blick verträumt. „Ach, ich könnte sowieso nicht aus Courgis wegziehen. Von meinem Haus aus kann ich direkt auf die Weinberge sehen, das ist wunderschön. Und spätestens nach einem längeren Wochenende in Paris brauche ich den Ausgleich.“ Dass er seine Region und seine Weine liebt, merkt man sofort. Als er mit einem Teil des Weinguts seines Vaters angefangen und Pattes Loup gegründet hat, hat Thomas sofort angefangen, auf biologischen Weinbau umzustellen. „Das ist doch alternativlos. Bei den meisten Winzern im Chablis ist immer noch Sahara zwischen den Pflanzen, das sieht bei mir ganz anders aus. Schön locker und begrünt.“ Tatsächlich, erzählt er mit Genugtuung, habe sogar sein Vater nach wenigen Jahren nachgezo- gen und ebenfalls auf Bio umgestellt. Aber auch im Keller ist Thomas geduldig, liebevoll und unaufgeregt. So hat er vor einigen Jahren begonnen, immer mehr seiner Weine als „Mise Tardive“ abzufüllen, sie also ein Jahr später auf die Flasche zu füllen. Das Ergebnis ist erstaun- lich. Vergleicht man denselben Wein als mise tardive und normale Füllung, ist der Unter- schied verblüffend: Die Mise Tardive wirkt reifer, komplexer und ausgewogener, als wäre er aufgeblüht. Dass ein zusätzliches Jahr im Edelstahltank solche Auswirkungen hat, ist schon verblüffend. Thomas, wie auch seine Weine, ruhen in sich. Das macht ihre große Stärke aus und hebt sie auf ein Niveau zum Beispiel mit den Weinen seiner Mentoren aus dem Heimatort Courgis, Alice und Olivier de Moor. In Zukunft will Thomas übrigens eher weniger Wein machen, als mehr. „Was soll es denn, dieses größer, weiter, schneller?“, fragt er und wenn er einen dabei aus hellblauen Augen ansieht, weiß man darauf keine Antwort, außer zustimmend zu nicken und noch einen Schluck vom Mise Tardive zu nehmen. —
Frisch, fruchtbetont und voller Mineralik. Der Vent D’Ange von Thomas Pico ist herrlich kom- plex und vielschichtig, mit einem Hauch exoti- scher Früchte in der Nase und auch einem Gau- meneindruck, der zuerst fruchtig ist, bevor Mineralität und Frische für Struktur und Leben- digkeit sorgen. Hierzu könnte man sich nicht nur Meeresfrüchte, sondern auch Kalbfleisch gut vorstellen. 10– 12 °C 29857-18 0,75 l jetzt bis 2027 1l =46,53 € 34,90 €
BEWERTUNG
2017 CHABLIS 1ERCRU „BUTTEAUX“MISETARDIVE Pattes Loup, Burgund Thomas Pico hat sich mit seinemWeingut Pattes Loup auf Bio-Chablis von nachhaltig bewirt- schafteten, alten Weinbergen spezialisiert. Nach einem Jahr im Holzfass reift der Wein im Edel- stahl noch ein Jahr länger als üblich, nämlich 24 Monate, bevor er gefüllt wird. Frische und die Feuerstein-Mineralität der Lage sind da, aber der Wein hat so reife, warme Fruchtnoten, dass man ihn intuitiv weiter nach Süden an die Côte d’Or sortieren würde. Ein wahnsinnig faszinie- rendes Spiel. 10– 12 °C 29859-17 0,75 l jetzt bis 2027 1l =92,00 € 69,00 €
95 Parker
OKTOBER 2021
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