Berliner – Compendium 11 – DE

„Inklusive Spielräume gestalten heißt, Orte schaffen, an denen uns die Offen­ heit, Neugier und Unbefangenheit von Kindern mit oder ohne Beein­ trächtigung den Reichtum eines Miteinanders vor Augen führt.“

Inklusive Spielplätze gestalten

lichst viele unterschiedliche Personen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, durch seine Gestaltung anzusprechen. Ein inklusi­ ver Spielplatz sollte großen und kleinen, jüngeren und älteren Nutzern die Gelegenheit bieten, ihren persönlichen Interessen, Fertigkeiten und Stärken zu folgen, an diese anzuknüpfen und diese einzubringen. Über zwanglose Nähe oder Distanz können hier verschiedene Menschen ihre Gemeinsamkeiten und Ihre Unterschiede möglichst selbstständig wahrnehmen und erleben. Dann kann ein Spielplatz ein Ort der Begegnung sein. Ein Ort an dem sie voneinander und miteinander lernen können. Seite an Seite werden auf diese Weise soziale und strukturelle Barrieren kompensiert bzw. überwunden. Dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Autonomie muss bei der Gestaltung eines Spielraumes Beachtung geschenkt werden. Dabei sollte möglichst vielen Menschen entsprochen werden, auch Kindern mit Rollstühlen. Es geht aber keineswegs um„Gleichmacherei“. Nicht jeder Sandkasten muss verschwinden, damit das Kind

Inklusive Spielräume, Barrierefreiheit, Inclusive Play – viele Men­ schen denken dabei an ein Kind im Rollstuhl. Schnell kommt die Erkenntnis, dass ein Spielplatz, der nur von Sand umgeben ist, auf dem es viele hohe Kanten gibt und keine Rampen vor­ handen sind, schlicht unzugänglich ist für dieses Kind. Sind geeignete Spielgeräte vorhanden, ist es dennoch auf ständige Unterstützung angewiesen. Diese Überlegungen sind richtig, erfassen aber nur einen kleinen Teil dessen, was einen inklusiven Spielplatz wirklich ausmacht. Inklusive Spielräume sind abwechs­ lungsreich. Sie berücksichtigen in ihrem Design die menschliche Vielfalt. Sie gleichen nicht nur„Defizite“ aus. Ein breites Spektrum an Spiel- und Nutzungsmöglichkeiten ist die beste Voraussetzung, einen inklusiven Spielraum zu realisie­ ren. Bei der Planung sollte nicht nur eine einzelne Beeinträchti­ gung Berücksichtigung finden. Der Spielplatz sollte verschiedene Sinneserfahrungen ermöglichen und motorische Herausforde­ rungen in unterschiedlichen Abstufungen bereithalten, um mög­

mit Rollstuhl nicht bemerkt, dass es nicht laufen kann. Solche Gedanken sind diskriminierend. Dieses Kind kann genauso gut oder schlecht wie jedes andere Kind mit seinen eigenen Grenzen umgehen. Es lässt sich nicht verhindern, dass Möglichkeiten für den einen Benutzer, Barrieren für einen anderen Benutzer bedeu­ ten können. Ein Beispiel: Eine für ein Kind mit Rollstuhl erreich­ bare Klimmzugstange kann für ein blindes Kind eine Barriere darstellen. Da es die Stange nicht mit dem Blindenstock ertasten kann, müsste diese Barriere blindengerecht gekennzeichnet werden, z. B. durch eine Veränderung der Bodenstruktur. Anders­ herum ist ein Sinnespfad mit unterschiedlichen Bodenbelägen für ein blindes Kind eine spielerische Erfahrung, für ein Kind im Rollstuhl, aber eine Barriere, die es auf anderen Wegen umgehen können muss. Inklusive Spielräume gestalten heißt, Orte schaffen, an denen uns die Offenheit, Neugier und Unbefangenheit von Kindern mit oder ohne Beeinträchtigung den Reichtum eines Miteinanders vor Augen führt. Eine Umgebung zu schaffen, die menschliche Vielfalt berücksichtigt, bedeutet nicht, den kleinstmöglichen Nenner zu finden. Es bedeutet vielmehr, das Potential einer Gesellschaft in Gänze zu ermöglichen, zu erfahren und zu för­ dern. Dies ist eine lohnende Herausforderung.

Erfahren Sie mehr in „Inklusive Spielräume – Ein Leitfaden“ , ein Handbuch für inklusive Spiel­ plätze, erschienen in Zusammenarbeit mit Maria Feske. Es bietet Informationen und Richtlinien für die Gestaltung integrativer Spielplätze. Gern können Sie das Heft mit einer Mail an info@berliner-seilfabrik.com anfordern oder es online lesen.

Maria Feske , Bachelor of Science in Psychologie, staatlich anerkannte Heilerziehungspflegerin, Leiterin eines Tagesförderbereiches für erwachsene Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen in Berlin und Mutter eines elfjährigen Sohnes. Sie berät die Berliner Seilfabrik bei der Realisierung inklusiver Spielplätze.

32

Berliner Spielgeräte fürs Leben

Berliner Spielgeräte fürs Leben

33

Fotos: oikotie

Made with FlippingBook - Online catalogs