Berliner – Compendium 11 – DE

„Es ist ein Risiko, wenn es kein Risiko mehr beim Spielen gibt.“

Mit Sicherheit

viel Spielspaß

Der Nutzen des risikoreichen Spielens Herausforderungen und Risikoerfahrungen sind beim Spielen für die Entwicklung eines Kindes enorm wichtig. Hier entwickeln Kinder Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen für das weitere Leben. Ellen Sandseter, Psychologin an der Queen Maud University sagt, dass risikoreiches Spielen relevant und absolut normal für die Entwicklung eines Kindes ist:„Wer nicht die Möglichkeit zum riskanten Spiel hat, der wird nie erfahren, dass er mit Angst erzeugenden Situationen umgehen kann.“ „So besteht ein direkter Zusammenhang zwischen risikoreichem Spielen und der Entwicklung von Ängsten im Erwachsenenalter.“ Wenn Kinder keine Risikoerfahrungen sammeln, entsteht die Gefahr, dass Kinder ängstlich aufwachsen und auf das wirkliche Leben nicht vorbereitet sind.„Das wäre bei weitem schlimmer als ein gebrochener Arm, eine Prellung oder eine Gehirnerschütte­ rung“, sagt die norwegische Psychologin. Kinder setzten sich mit immer gefährlicheren Situationen schritt­ weise auseinander und erwerben dadurch Risikokompetenz und Selbsteinschätzung. Auch Sozialverhalten wird bei risikoreichem Spielen gefördert. Bei herausforderndem Klettern helfen sich Kinder gegenseitig. Sie geben sich Tipps, wo die Kletternden ihre Füße als nächstes abstellen können. Darüber hinaus regen risikoreiche Spielplätze Kinder zu mehr Bewegung an. Eintönige Spielflächen bieten hingegen weniger Anreiz für körperliche Aktivitäten.

Bei einem herausfordernd aussehenden Spielgerät lässt sich das gewisse Risiko gut erkennen. Das führt dazu, dass sich die Nutzer bewusst vorsichtiger verhalten. Überwindet das Kind das Hindernis zu locker, sucht es sich die nächste Herausforderung. Dann locken angrenzende Dächer oder Baustellen zum Spie­ len, die mehr Nervenkitzel anbieten, aber gleichzeitig große Gefahren bergen.

Lernorte für das weitere Leben

„Das ist ja ganz schön hoch hier!“„Schaffe ich es? Wage ich das?“ In solchen Momenten auf dem Spielplatz, wenn Kinder sich sol­ che Fragen stellen, lernen sie, Gefahren zu erkennen und damit umzugehen. Diese Lernprozesse sind für das weitere Leben essenziell. Ob am Steuer eines Autos, auf der Piste im Skiurlaub oder auf der Leiter auf Arbeit – jeden Tag sind wir mit Risiken konfrontiert, bei denen die richtige Selbsteinschätzung uner­ lässlich ist. Neue Herausforderungen zu meistern und Eigenver­ antwortung zu übernehmen, sollte daher schon als Kind erlernt werden. Der Spielplatz ist der perfekte Lernort. Die europäische Spielgerätenorm DIN EN 1176 legt sicherheits­ technische Anforderungen an Spielplatzgeräte fest, welche Kinder vor nicht erkennbaren Gefahren sowie Unfällen mit Schwerverletzungen schützen sollen. Zugleich wird in der Norm ein gewisses Maß an Risiken damit begründet, dass Klettern und Spielen„die Gelegenheit gibt, in einer kontrollierten Umgebung etwas über Gefahren und ihre Folgen zu lernen“. Überfürsorglich­ keit hingegen kann dazu führen, dass Spielplätze ihre Lernfunk­ tion komplett verlieren. Seit Bestehen der Norm sind schwere Unfälle auf europäischen Kinderspielplätzen äußerst selten. Als Mitglied im Normaus­ schuss konnte die Berliner Seilfabrik dank ihrer Expertise die Norm im Segment„Raumnetze“ mitgestalten. Dabei sind drei wesentliche Erkenntnisse von Bedeutung:

David Ball, Professor für Risiko­ management an der Middle­ sex University in London meint dazu:„Ältere Kinder werden durch zu viele Sicherheitsmaßnahmen davon abgehalten, sich auf Spielplätzen aus­ zutoben. Sie suchen sich gefährlichere Plätze oder lassen die gesunde Bewegung gleich ganz bleiben.“ Der wirksame Schutz vor schweren Unfällen ist also nicht Risiken zu eliminie­ ren, sondern sie sichtbar zu machen.„Es ist ein Risiko, wenn es kein Risiko mehr beim Spielen gibt!“, fasst es Anita Bundy von der Universität Sydney zusammen.

1 Das spielende Kind hat mindestens drei Sicherheitspunkte am Gerät, um vorwärts zu kommen. 2 Unfreiwilliges Durchfallen bei geeigneter Maschenweite ist nicht möglich. 3 Bei Spielgeräten, die sich nach oben verjüngen, fällt man immer senkrecht, entweder nach innen in das nächste Netz, oder vom äußersten Punkt der Kletterstruktur auf den dar­ unter liegenden Fallschutz.

Aus diesen Gründen streben wir nach der optimalen Balance zwischen Sicherheit und altersgerechten, wahrnehmbaren Risi­ ken. Auf diese Weise werden Spielplätze zu Lernorten, wo Kinder lernen, Gefahren zu erkennen und zu beherrschen, mit stressi­ gen Situationen umzugehen und Eigenverantwortung zu über­ nehmen. Nur so können sich Kinder auf das große Abenteuer Leben vorbereiten.

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Berliner Spielgeräte fürs Leben

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