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Aufwachsen im Vereinigten Königreich

Anliegen der Jugend im Vereinigten Königreich Langfristige Anliegen junger Menschen Das britische Jugendparlament organisiert alle zwei Jah- re eine Veranstaltung mit dem Titel Make Your Mark , bei der fast eine halbe Million junge Menschen zwischen 11 und 18 Jahren über die Themen abstimmen, die ihnen am meisten am Herzen liegen. Die fünf am häufigsten genannten Themen zwischen 2011 und 2020 waren: › Wahlrecht ab 16, › ein schulischer Lehrplan mit Schwerpunkt auf Lebens- kompetenz und politische Bildung zur Vorbereitung junger Menschen auf das Leben, › Verbesserung der psychischen Gesundheit junger Menschen, › Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel, › Anhebung und Angleichung des Mindestlohns für junge Menschen. Meinungen junger Menschen zum Brexit Das Vereinigte Königreich ist nach einem Referendum am 23. Juni 2016 aus der Europäischen Union ausgetre - ten. Bei diesem Referendum stimmte die Mehrheit der 18- bis 34-Jährigen für den Verbleib in der EU, während die Mehrheit der über 55-Jährigen den Austritt unter- stützte. 34 Untersuchungen zeigen, dass viele junge Men­ schen nun frustriert über die Brexit-Entscheidung sind , die ihrer Meinung nach hauptsächlich von älteren Gene- rationen getroffen wurde. Die meisten sind besorgt über den Verlust von Chancen und sozialen Vorteilen der EU- Mitgliedschaft sowie über die negativen Auswirkungen des Brexits auf die britische Wirtschaft. Junge Menschen sind auch sehr besorgt über die negativen Auswirkungen des Brexits auf multiethnische Gemeinschaften in Form von wachsender Intoleranz, Diskriminierung und Rassis- mus. Da Nordirland eine Grenze mit der Republik Irland hat und viele junge Menschen grenzüberschreitende Bil- dungsangebote nutzen, sind junge Menschen in Nordir- land vom Brexit besonders stark betroffen.

Auswirkungen der Coronapandemie Wie in vielen anderen europäischen Ländern haben auch im Vereinigten Königreich junge Menschen die so- zialen und wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie am stärksten zu spüren bekommen. Sie sind jetzt nicht nur mit den dauerhaften Folgen von Unterbrechungen ihrer Bildung und Erwerbstätigkeit konfrontiert, sondern leiden auch unter einer Verschlechterung ihrer psychi- schen Gesundheit. Die Pandemie hat nicht alle jungen Menschen gleichermaßen getroffen. Diejenigen, die in Nordengland leben oder aus weniger wohlhabenden Familien stammen, sind stärker von Arbeitsplatzverlus- ten betroffen. Darüber hinaus waren junge Menschen, die einer ethnischen Minderheit angehören, einem un- verhältnismäßig höheren Risiko ausgesetzt, nach dem Lockdown arbeitslos zu werden, und verloren doppelt so häufig ihren Arbeitsplatz. 35 Die „Cost of Living“ Krise Für junge Menschen im Vereinigten Königreich kamen der Brexit und die Coronapandemie dicht gefolgt und verschärften eine wirtschaftliche Situation, die für sie nach der Sparpolitik in der Folge der Bankenkrise von 2007–2008 bereits schwierig war. Im Jahr 2022, kurz nach der Coronapandemie, führte die konservative Re- gierung unter der damaligen Premierministerin Liz Truss eine radikale Wirtschaftspolitik ein, die einen rapiden Anstieg der Lebenshaltungskosten („cost of living“) nach sich zog. Heute geben 49 % der 16- bis 25-Jährigen im Vereinigten Königreich an, dass die Krise der Lebenshal-

34 Ipsos-Website (2016), How Britain voted in the 2016 EU referendum 35 The Health Foundation (2020), Generation COVID-19

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