10xD Magazin #8

Ginter

Der Gesundheitskiosk – Eine Brücke zur Ge- sundheitskompetenz? „Ich weiß nicht, wofür ich diese Tabletten nehme.“, „Ach, dafür brauche ich eine Überweisung?‘‘, „Ich muss mit dem Entlassungsbrief zu meinem Hausarzt?“, „Ich muss meinen Lebensstil verändern wegen meiner chroni- schen Erkrankung?“, „Was sind präventive Maßnahmen?“ Es sind grundsätzliche, naheliegende Fragen wie diese, die Menschen im Gesundheitskiosk stellen – und die zeigen, dass es oft an der sogenannten „Gesundheitskompetenz“ fehlt. Aktuell und in Zukunft wird Gesundheitskompetenz immer wichtiger, nicht nur wegen der Digitalisierung unseres Ge- sundheitswesens. Gesundheitskompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu verstehen, zu be- werten und anzuwenden, um informierte Entscheidungen zu treffen und gesund zu bleiben oder Krankheiten vorzubeu- gen. Eine verbesserte Gesundheitskompetenz kann zu einer effizienteren Gesundheitsversorgung, einer Steigerung des Wohlbefindens und auch zu geringeren Kosten führen. Ins - gesamt fallen drei bis fünf Prozent der Gesundheitsausgaben pro Jahr auf unzureichende Gesundheitskompetenz zurück. In Deutschland entspricht dies einem Betrag im zweistelligen Milliardenbereich, etwa neun bis 15 Milliarden Euro pro Jahr. Daher sollte das Gesundheitssystem möglichst barrierefrei und zugänglich gestaltet werden, um allen Menschen die Möglich- keit zu geben, sich gesundheitskompetent zu verhalten. Die Gesundheitskioske in Essen stellen nicht nur ein innovatives und integratives Konzept für die Gesundheitsversorgung dar, sondern fungieren auch als wegweisendes Element, das zur Förderung der Gesundheit in der Gemeinschaft beiträgt. Das Alleinstellungsmerkmal der Gesundheitskioske liegt in der Stärkung der Gesundheitskompetenz, durch die Menschen befähigt werden, sich im Gesundheitswesen zu orientieren und fundierte gesundheitliche Entscheidungen zu treffen. Das Team des Gesundheitskiosks Essen bietet Gesundheitsbera- tung in mehreren Sprachen an, dient als Bindeglied zwischen medizinischen und sozialarbeiterischen Perspektiven und verfügt über eine breite Palette an Qualifikationen (medizini - sche Grundausbildung und zusätzliches gesundheitswissen- schaftliches Studium oder ein Studium der sozialen Arbeit). Das Essener Modell zeichnet sich besonders durch seine Kombination aus dem niederschwelligen Angebot und der aufsuchenden Arbeit aus. Neben der Beratung im Gesund- heitskiosk werden persönliche Kontakte zu den Menschen im Bezirk hergestellt, um besonders schwer erreichbare Ziel - gruppen anzusprechen und damit auch einen Beitrag zum vorherrschenden Präventionsdilemma zu leisten. In den Be- ratungen werden die Menschen ganzheitlich betrachtet; Ge- sundheit und Soziales werden miteinander verbunden. Immer unter der Prämisse, Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen, die Menschen an den Schnittstellen zwischen ärztlicher Behand- lung, ihrem Zuhause und ggfs. dem Bereich Krankenhaus- Reha aufzufangen und ihnen den weiteren Weg zu weisen. Das jeweilige Konzept eines Gesundheitskiosks kann sich je

Nicole Ginter

>> Gesundheitskioske könnten die Nische jeder Kommune im gesundheitlichen Bereich füllen - Anpassungsfähigkeit ist hier das Wichtigste. <<

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