10xD Magazin #8

Mental Health

DocPfoe Kolumne

Glaub nicht alles, was Du denkst Halo-Effekt - Wenn der Schein trügt. Stell dir vor, du sitzt in einem Café und beobachtest die Menschen um dich herum. Du denkst bei der gut gekleideten Frau am Nachbartisch vielleicht: „Sie sieht aus wie eine Chirurgin.“ Und der Mann gegenüber? Vielleicht hältst du ihn für einen kreativen Künstler, basierend auf seinem auffälligen Hemd. Doch warum neigen wir dazu, solche Annahmen über Berufe oder gar Charaktereigenschaften anhand äußerer Merkmale zu machen? Erklärt wird dieses Phänomen mit dem sogenannten Halo-Effekt - einer kognitiven Verzerrung oder besser noch, einem Urteilsfehler, der uns glauben lässt, das Wesen eines Menschen einschätzen zu können, nur weil uns ein positives Merkmal beeindruckt. Der Begriff wurde vom US-amerikanischen Psychologen Edward Lee Thorndike geprägt, der diesen Effekt erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts untersucht hat. Wörtlich geht die Bezeichnung auf das englische Wort “halo” zurück, welches für “Heiligenschein” steht und symbolisiert, dass eine einzelne positive Eigenschaft oft so stark strahlen kann, dass sie andere Merkmale ausblendet. Der Halo-Effekt macht vor kaum einer Alltagssituation halt: beruflich, privat, familiär - er lässt uns glauben, dass attraktive Menschen klüger, freundlicher oder kompetenter seien, als sie es möglicherweise tatsächlich sind.

Das Bessere – der Feind des Guten Es wird über das Verbot von Faxgeräten diskutiert. Das ist eindeutig eine der am wenigsten durchdachten Herangehensweisen an das Thema. Man fällt damit in die gleiche Falle wie mit dem wissenschaftlich falschen, übereilten und absolut unnötigen Atomausstieg. Verbote führen nur sehr selten zu Innovation oder Verbesserung, meistens machen sie die Welt eher komplizierter denn einfacher geschweige denn besser. Nicht wo hinaus, nein, wo HINEIN, das ist die relevante Frage. Und wie? Wir sollten uns kontinuierlich überlegen, welche modernen Lösungen besser sind und das Fax somit überholen und zum richtigen Zeitpunkt unnötig werden lassen. Die VHS Videokasette wurde nicht abgeschafft oder gar verboten, ebenso wenig wie ihre Nachfolgerin die DVD, NEIN, eine neue, bessere, einfacher zu nutzende Technologie hat sie irrelevant werden lassen. Das ist der richtige Weg. Das funktioniert. Wissenschaftlich beschrieben ist dieser Vorgang im Riepl‘schen Gesetz: „Das Riepl‘sche „Grundgesetz der Entwicklung des Nachrichtenwesens“ wurde 1913 von Wolfgang Riepl am Beispiel des Informationswesens des Altertums formuliert. Es besagt, dass in Zeiten von Medienumbrüchen die einfacheren, „alten“ Medien nie gänzlich durch die vollkommeneren, „neuen“ ersetzt oder verdrängt werden. Das bedeutet, dass einmal eingeführte Medien auch unter veränderten Bedingungen weiterbestehen können. Gegebenenfalls müssen sie sich aber den neuen Bedingungen anpassen sowie Form und Funktion ändern. Zeitungen und Radio sind trotz neuer Medien nicht verschwunden, sondern sie haben überlebt, weil sie sich mit dem Verlust ihrer einstmaligen Vormachtstellung arrangiert und ihre Formen gewandelt haben. Selbst die antike Steintafel existiert heute als Grabstein und als Denkmal weiter.“ (Quelle: https://www.bpb.de) Machen wir uns nichts vor, wenige technische Lösungen funktionieren adhoc reibungslos und fehlerfrei. Bei jeder Folienpräsentation, die nicht anspringt und jedem Druckvorgang, der scheitert, erkennen wir erneut wieso wir noch keine selbstfahrenden Fahrzeuge haben und auf diese auch noch lange warten werden. Deutschland ist gut darin, Dinge abzuschaffen, zu verbieten und anzuprangern ohne jedoch verlässliche Alternativen aufzuzeigen. Das führt dann gerne zu einer Verzerrung der Wettbewerbssituation oder gar einem völligen Stillstand in der Entwicklung. Momentan werden in den Kliniken der Welt tagtäglich ellenlange Formulare ausgefüllt, Informationen redundant abgefragt, um dann per Scan digitalisiert zu werden. Unschwer zu erkennen, dass in diesem Kontext viele Technologien schon an den Rahmenbedingungen scheitern. Der Deutsche druckt aus, steckt es in eine Klarsichthülle, sicher ist sicher – Ja! Und wenn alles andere gelöst ist, dann gibt es ja auch noch den Datenschutz, der als Universal-Sündenbock fungieren kann. Stop: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Wer Innovation schaffen will, dem gelingt das, wer etwas neues entwickeln möchte, dem kann es gelingen. Niemand will wirklich

Doch ist das wirklich ein Zeichen unserer Oberflächlichkeit? Nein, viel eher ist es ein Hinweis darauf, dass unser Gehirn Abkürzungen liebt und dazu neigt, aus wenigen Informationen große Schlüsse zu ziehen. Ein strahlendes Lächeln und eine angenehme Stimme verzaubern einen potentiell Verdächtigen schnell zum Unschuldslamm, wohingegen ein unglücklich gewählter Kleidungsstil Zweifel an der Kompetenz eines Menschen aufkommen lässt. Was uns im ersten Moment skeptisch stimmen könnte, erweist sich bei genauerem Hinsehen durchaus als nützlich. Nämlich wenn wir lernen, den Halo-Effekt für uns zu nutzen. Heißt das, täuschen und blenden, um von Schwachstellen abzulenken? Natürlich nicht. Aber es bedeutet, den Fokus auf das zu lenken, was uns ausmacht und von anderen unterscheidet. In manchen Bereichen so sehr zu strahlen, dass es andere Seiten einfach in den Schatten stellt. Mental Health Hack: Wie gehen wir nun damit im Alltag um? Wenn uns bewusst ist, dass wir dazu neigen, aufgrund minimaler Informationen voreilige Schlüsse zu ziehen, können wir Denkfehler wie den Halo-Effekt minimieren. Beim nächsten Mal, wenn du denkst „Wow, in deren Leben scheint alles perfekt zu laufen“, erinnere dich daran, dass du möglicherweise einem Schein zum Opfer gefallen bist. Meistens sehen wir bei anderen gerade nur das, was uns selbst fehlt und blenden dabei negative Aspekte aus. Außerdem neigen wir dazu, bei uns selbst überkritisch und bei anderen viel zu leichtgläubig zu sein. Gerade weil wir uns bei uns selbst nicht so leicht durch den Heiligenschein blenden lassen. Erlaube dir also auch bei anderen über den Tellerrand hinaus zu blicken und den ersten Eindruck zu hinterfragen. Und wer weiß: Vielleicht wartet dann die ein oder andere Überraschung auf dich und die Chirurgin entpuppt sich als chaotische Künstlerin. Was lernen wir daraus? Ja, oft gilt: Der erste Eindruck zählt! Aber er erzählt niemals die ganze Geschichte. Die eigenen Denkfehler zu entlarven kann manchmal knifflig sein - hier kann ein professioneller Blick von außen helfen. Psychologen können dir dabei helfen, nicht nur uns selbst einen Spiegel vorzuhalten, sondern auch die rosa Brille abzunehmen, durch die wir manchmal das Leben anderer betrachten. Und dieser klare Blick kann manchmal ganz schön erfrischend sein! Dr. Bernadette Frech, CEO bei Instahelp, der Plattform für psychologische Beratung online ><

etwas aufhalten, es ist nur oft sehr einfach zu sagen: es geht nicht weil….. Es gilt der alte Grundsatz: Wer etwas erreichen möchte, der findet einen Weg. Wer das nicht möchte, der findet eine Ausrede. Schluss mit den Ausreden und auf zum Mut zu neuen Lösungen, so funktioniert Innovationsgeist, darauf fundiert Entrepreneurship. Wir verstehen uns richtig, dies ist alles andere als ein Plädoyer für das Faxgerät, auch kein Leitspruch gegen Innovation, nein es geht darum klar zu denken und sinnvoll zu handeln. Weniger Regeln, mehr Innovation, das ist das Credo. Das Bessere ist der Feind des Guten. Verbote sind in diesem Kontext der völlig FALSCHE WEG - ebenso wie Subventionen. Denken, entwickeln, vorausschauen, nicht verbieten, das ist die Devise. Einstein formulierte es folgendermaßen: „Wenn wir wüssten, was wir tun, wäre es keine Forschung.“ In diesem Sinne freue ich mich auf die Erforschung neuer Felder, das Voran-Scheitern, wie es David Matusiewicz so treffend beschreibt und damit die kontinuierliche Fortentwicklung zum Wohle unserer Patienten. Und ja, lassen Sie mich noch ein Buch für heute empfehlen: „Expert – Understanding the path to Mastery“ von Professor Roger Kneebone, erschienen im Penguin Verlag:

PD Dr. Dominik Pförringer, Klinikum Rechts der Isar I doctos.de ><

#MKHLTH DGTL

Zudem lade ich Sie herzlich in unsere Gruppe „ Make Health Digital “ ein.

10xD - Digital Health Magazine

10xD - Digital Health Magazine

73

72

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online