USA-Special 2022: Deutsch-US-Amerikanischer Jugendaustausch

Deutsch-US-Amerikanischer Jugendaustausch – USA-Special 2022

beleuchtet. Wenn man das nicht explizit irgendwo be- nennt, wird man in Aktivist*innen-Kreisen sehr schnell darauf hingewiesen. Das hat alles Vor- und Nachteile: Da- durch kommt man dazu, sich mehr mit diesen Themen zu beschäftigen, aber es entsteht auch mehr CancelCul- ture . Wir arbeiten zwar alle in die gleiche Richtung, aber noch nicht unbedingt zusammen. Man bleibt schnell in Nuancen stecken, Projekte gehen nicht weiter, wir verlie- ren Leute, Zeit und Energie. Ich versuche trotzdem, diese Diskurse nicht zu unterdrücken, denn sie müssen geführt werden in einer Zeit, in der viele Menschen sich nicht ge- hört oder gesehen fühlen. Deswegen versuche ich, das Thema in einen größeren gesellschaftlichen Kontext zu setzen. Bei Aktivismus gibt es kein Richtig oder Falsch. Wir versuchen, den jungen Menschen sogenannte Safe Spaces zu geben, in denen sie sich ausprobieren können. Wir sind Aktivist*innen, die das zum ersten Mal machen. Wir lernen und machen gleichzeitig. Wie seid ihr national organisiert? Wie kommuniziert ihr? Benutzt ihr digitale Tools oder habt ihr eine Platt- form, auf der ihr zusammenkommt?

klein und bestehen aus nur 2 bis 3 Personen. Bei einer großen Demo haben wir trotzdem 45.000 Personen zusammengetrommelt. Eine der aktuellen Initiativen der Bundesregierung ist, den Jugendaustausch mit den USA zu intensivie- ren und auszubauen. Siehst du hier eine Chance für Fridays for Future als Jugendinitiative? Für Fridays for Future wäre das sehr wertvoll. Wir sind im Vergleich zu anderen Grassroots Organisationen interna- tional schon breit aufgestellt. Man bekommt dadurch die Möglichkeit, voneinander zu lernen: Wie machen andere das? Was sind vielleicht andere Schwerpunkte? Wie kann man Themen anders angehen oder beleuchten usw. Es ist wichtig für junge Menschen Leute aus anderen Län- dern kennenzulernen, die sich mit den gleichen Fragen beschäftigen. Kann internationaler Jugendaustausch nachhaltig sein? In den Jugendstrukturen in Deutschland wird diese Frage sehr stark diskutiert. Wie siehst du das? Es ist schon so, dass wir durch Internet und Technologie die Welt mehr erfahren und global besser vernetzt sind, sodass die Menge an Reisen verringert werden könnte. Ein Video-Call, egal wie lustig er gestaltet ist, ist aber im- mer etwas Anderes, als wenn man etwas physisch zu- sammen macht. Es ist einfach wichtig, dass wir Reisen bedachter machen, dass es z. B. nicht normal ist, für ein verlängertes Wochenende irgendwo hinzudüsen, son- dern man für länger irgendwo hingeht und dann diese Zeit sinnvoll ausfüllt. Ich glaube schon, dass wir die Welt erforschen müssen, denn es trägt zu persönlichem Wachstum bei und diese Erfahrungen kann man nicht durch Social Media machen.

Wir nennen uns ein Netzwerk. Jede*r kann Teil dieses Netzwerks sein oder eine regionale Grup- pe bilden. Es gibt aber auch eine Menge an Grup- pen in den USA, die einfach entstehen, ihr eige- nes Ding machen und nicht mit uns verbunden sind. Innerhalb unseres Netzwerks organisieren wir uns auf der Plattform Slack , auf der wir versu- chen, Personen aus den regionalen Gruppen zu- sammenzubringen. Wenn jemand sagt „Hey, ich möchte mitmachen“, dann sagen wir „Ok, hier ist eine Ortsgruppe, da kannst du mitmachen“ oder wir sagen „Es gibt noch keine Ortsgruppe, wir hel- fen dir eine aufzubauen“. Also ist jede*r, die/der auf nationaler Ebene aktiv ist, auch in einer Orts- gruppe engagiert und kann sich auf nationaler Ebene an den Arbeitsgruppen beteiligen. Zum Beispiel kann die Social-Media-Person einer Orts- gruppe in die nationale Arbeitsgruppe für Social Media kommen und ist dort dann mit Social-Me- dia-Personen aus anderen Ortsgruppen vernetzt. Innerhalb vom Netzwerk gibt es derzeit 22 Orts- gruppen, auf Slack sind 81 Personen vernetzt. Wir sind also noch relativ klein. Einige Ortsgruppen wie die in New York sind groß, andere sind sehr

Katharina Maier ist Aktivistin bei Fridays for Future und arbeitet als Assistentin des Präsidenten und der Vizepräsidentin des Center for International Environmental Law in Washington D. C.

Web: fridaysforfutureusa.org

33

Made with FlippingBook - Online catalogs