Schüleraustausch
Sie haben natürlich viel Kontakt zu Kol- leg*innen in den USA, welche Heraus- forderungen bringt diese transatlantische Zusammenarbeit mit sich? Gibt es manch- mal interkulturelle Hürden zu überwinden? Bettina Wiedmann: Ich glaube, dass es keine Zusammenarbeit gibt, in der nicht auch einmal Konflikte und Herausforderungen entstehen. Konflikte sind ja per se nichts Schlechtes, son - dern es geht zunächst einmal um unterschied liche Interessen. Wenn dann noch interkulturelle Eigenheiten dazukommen, braucht man oft etwas mehr Geduld, um den Konflikt zu lösen. Wirklich interessant, und manchmal beinahe ko- misch, wird es, wenn beide Seiten interkulturell geschult sind und versuchen, sich an die andere Seite anzupassen. Dann kommuniziert die US- amerikanische Seite auf einmal in deutscher Di- rektheit und die deutsche Seite redet zunächst über das Wetter … und irgendwann trifft man sich dann doch wieder in der Mitte und versucht, eine Lösung zu finden, die für alle Seiten passt. Im Endeffekt ist es in der Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Partnerorganisationen wie im trans- atlantischen Schüler*innenaustausch: Wenn man sich persönlich kennenlernt und sich auf der menschlichen Ebene auf Augenhöhe begegnet, dann kann man alle Konflikte aus dem Weg räumen und findet Möglich - keiten, die gegensätzlichen Interessen auf einen Nen- ner zu bringen. Und genau das wollen wir mit unserer Arbeit fördern.
Die USA haben in den vergangenen Jahren einige Veränderungen durchgemacht und innenpolitische Herausforderungen bestehen müssen. Merken Sie davon etwas in Ihrer Arbeit bzw. in der Zusammen- arbeit mit amerikanischen Partnerorganisationen?
Rüdiger Muermann: Die innenpolitischen Herausfor- derungen der USA haben sich nicht maßgeblich auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen ausgewirkt. Für unsere Austauschschüler*innen haben sich dadurch allerdings viele spannende Erfahrungen ergeben. 2020 zum Beispiel hatten wir in Texas einen unserer Schüler platziert, der zudem politisch sehr in- teressiert war. Da er mit der Unterstützung eines unse- rer Stipendien in den USA war, hatte er die Aufgabe Er- fahrungsberichte zu schreiben, die er dann auch sehr interessant gestaltete. Er schrieb zum Beispiel über die amerikanische Wahl und seine Perspektive als deutscher Austauschschüler in Texas. Seine Erfahrungen haben ihm einige neue Perspektiven aufgezeigt und ihm vermit- telt, wie wichtig Schüleraustausch ist.
Bettina Wiedmann ist Geschäftsführerin bei Experiment e. V. und Rüdiger Muermann gehört zum Leitungsteam bei Partnership International e. V. Beide Organisationen sind Mitlieder bei AJA, dem Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch.
Web: experiment-ev.de partnership.de
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