Ein Herz für Tiere

Reportage

werden diese behutsam aufgenommen. Hand- schuhe und ein Grasbüschel zwischen Kitz und Hand sind dabei Pflicht, denn der Geruch des Kitzes sollte nicht verfälscht werden. Das Kitz wird dann in eine Transportbox gebracht und bleibt dort so lange, bis das Feld gemäht ist. Das Kitz wird dann nahe des Feldes wieder abgelegt, damit die Ricke ihr Junges wiederfindet. Schlafmangel inklusive Im Feld von Landwirt Schlegel liegen zwei Kitze eng aneinandergeschmiegt. Das kann Frank mit der Wärmebildkamera genau sehen. „Sie sind allerdings zu groß, ihr Fluchtinstinkt möglicher- weise schon zu ausgeprägt, um sie per Hand einzufangen“, sagt Marina Stolle. So entscheiden sie mit Jäger und Landwirt, dass die Mähwerke um die Kitze erst einmal herumfahren soll. Und so geschieht es dann auch: Frank hat die Kitze per Drohnenkamera im Blick, während Schlegel seine Maschine in einem kleinen Bogen drum herumfährt. Als alles weitere gemäht ist, werden die Zwillinge aufgescheucht – und der Landwirt kann die kleine Restfläche abmähen. „So eine tolle Zusammenarbeit wünschen wir uns mit allen Landwirten“, sagt Frank. Doch einige würden sich weigern, anderen seien die Kitze egal. Doch zum Glück melden sich immer mehr Landwirte, um ihre Felder im Vorfeld der Mahd von absuchen zu lassen. „Wir wollen nie- manden überreden oder zwingen“, sagt Marina. In den Hochzeiten der Kitzgeburten leiden Marina, Frank und ihre Helferinnen und Helfer ständig an Schlafmangel. Jeden Tag quasi mitten in der Nacht aufzustehen, zehrt an den Nerven. „Doch wer einmal ein Kitz hat schreien hören, dessen Beine abgemäht wurden, wird aufstehen – ganz egal, wie müde er ist“, sagt der 45-Jährige. Kurz nach Sonnenaufgang – bevor andere Men- schen aufstehen – ist die Arbeit meist schon getan. Und während Marina im Anschluss ihre Arbeit als Außendienstmitarbeiterin eines medi- zinischen Unternehmens angeht, fährt Frank in die Schule. Dort unterrichtet er Schach.

Rücksichtsvolle Mahd Nachdem die Kitze vom Feld sind, kann der Bauer die Fläche mähen

den Termin der Suche vor der Mahd“, sagt Frank. Das tut auch Bernhard Schlegel an diesem Mor- gen. Der Landwirt ist bereits mit seiner Mäh- maschine vor Ort, um den Einsatz auf seinen 38 Hektar großen Feldern zu besprechen, deren Grün als Futter für seine Pferde dient. „Früher sind wir mit einer Menschenkette durch die Felder gelaufen“, sagt er. Heute nimmt er die Hil- fe der Rehkitzretter gern in Anspruch. Zu leicht könne man ein Kitz übersehen. Immer dabei ist ein Jäger. „Schließlich dürfen wir Wildtiere nicht einfach aus der Natur ent- nehmen“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Es werden immer mehr Kitze, die gerettet werden müssen. „Der Lebensraum der Wildtiere wird geringer, denn Menschen nehmen immer mehr Platz in der Natur ein“, sagt Frank. Und Marina fügt hinzu: „So sammeln sie sich auf den noch verbliebenen Feldern. Einmal haben wir 15 Kitze auf einem einzigen Feld gerettet.“ Per Drohne wird das Feld aus der Luft abge- sucht. Wenn das Retterteam Kitze entdeckt,

Nur nicht bewegen! Bei Gefahr duckt sich das Kitz und bleibt völlig reglos liegen

Gute Laune Nach einer Rettung ist die Stimmung immer gut. Alle Helfer wissen, dass es sich gelohnt hat, so früh aufzustehen

Helfer mit Herz www.rehkitzrettung-brandenburg.com Spenden gehen an: Rehkitzrettung Brandenburg e.V. Mittelbrandenburgische Sparkasse IBAN: DE51 1605 0000 1000 6025 55 Oder per Paypal an: Info@Rehkitzrettung-Brandenburg.com

24 Ein Herz für Tiere / Mai 2025

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