Ratgeber Hund
U m verstehen zu können, was der Hund wirklich braucht, muss man wissen, wie Vierbei- ner kommunizieren. Hundetrainerin und Autorin Susanne Allgeier gibt uns im gemeinsamen Gespräch Tipps. Wie Hunde kommunizieren Um den eigenen Hund wirklich ver- stehen zu können, ist es wichtig, seine Sprache zu kennen. Während wir Men- schen vor allem verbal kommunizieren, läuft die Verständigung bei Hunden überwiegend über Körpersprache ab. Sie senden und empfangen Signale untereinander fast ausschließlich non- verbal – und genau hier liegt oft der Ur- sprung von Missverständnissen. Wenn die Körpersprache des Halters nicht zu seinen verbalen Kommandos passt, kann das den Hund verunsi- chern. Ein klassisches Beispiel: Macht sich der Mensch klein und beugt sich nach vorne-unten und zieht den Kopf ein, wirkt das aus Sicht des Hundes un- terwürfig – auch wenn er eigentlich eine klare Ansage machen will. Viele Halter sind sich laut Susanne Allgeier gar nicht bewusst, dass sie selten eine aufrechte Haltung einnehmen, obwohl gerade diese dem Hund Souveränität vermit- telt. Unsicherheit wird dagegen durch eine gebeugte Haltung signalisiert – und genau darauf reagiert der Hund. Ein Teufelskreis Nicht selten entsteht ein Teufelskreis: Zeigt der Hund unerwünschtes Verhal- ten, reagiert der Mensch mit zuneh- mender Lautstärke und mehr Worten – während seine Körpersprache gleich- zeitig Unsicherheit ausdrückt. Der Hund orientiert sich an den nonver-
Selbstversuch Körperhaltung kann entscheidend für erfolgreiche Kommunikation sein
„Aha jetzt hab ichs schon wieder ge- tan.“ Dann findet ein Bewusstsein statt und die Besitzer können anfangen, etwas zu ändern.“ Hilfe zur Selbstreflexion Hunde agieren oft sehr intuitiv und dadurch berechenbar – doch wie sieht es mit dem Verhalten der Halter aus? Auch sie bringen ihre eigenen Muster, Erfahrungen mit. Es treffen zwei un- terschiedliche Charaktere aufeinander. Wer bereit ist, sich selbst zu reflektie- ren, profitiert oft von einem professi- onellen Blick von außen. Ein Einzel- training mit einem erfahrenen Trainer kann helfen, blinde Flecken leichter zu erkennen und gezielt an der Kommuni- kation zu arbeiten. ▶ „Man muss sich auf die eigene Indi- vidualität und die des Hundes einstel- len. Der Blick von außen ist hilfreich, weil einem manche Dinge selbst gar nicht bewusst werden. Leinenführig-
balen Signalen und Missverständnisse verstärken sich. Wollen Sie mehr Aufmerksamkeit von Ihrem Vierbeiner, probieren Sie es mit nonverbaler Kommunikation. Ein einfacher Selbsttest kann hier helfen: Versuchen Sie, einen Tag lang aus- schließlich nonverbal mit Ihrem Hund zu kommunizieren. Welche Verände- rungen nehmen Sie an Ihrer eigenen Körpersprache wahr? ▶ „Das ist ein Konfliktpunkt, weil Menschen manchmal einen Tick zu wenig darüber wissen, was der Körper signalisiert. Sie verlassen sich mehr auf das Verbale.“ Innehalten und beobachten Ist die Kommunikation ins Stocken geraten, hilft ein kurzes Innehalten. Susanne Allgeier empfiehlt die soge- nannte AHA-Übung, mit der sich der Moment bewusst wahrnehmen lässt – ohne Wertung. Die drei Buchstaben stehen dabei sinnbildlich für ein kurzes „Aha“: Was macht mein Hund gerade – und was fühle ich dabei? Die Übung darf ruhig mehrfach am Tag stattfinden. Sie fördert die Selbstwahrnehmung und stärkt die Verbindung zum Hund. Ganz nebenbei kann sie sogar Freude bereiten. ▶ „Der Atem bringt einen immer wieder zurück zu einem selbst. Für mich ist es immer ein spannender Punkt, wenn die Menschen sagen:
keit ist zum Beispiel häu- fig ein Thema von beiden Parteien: nämlich von Hund und Mensch.“
Viele Idealbilder Online-Angebote oder Bücher stellen einen standardisierten Hund dar, den es gar nicht gibt
Keine Einbahnstraße Das Verhalten von Halter und Hund wirkt wechselseitig aufeinander. Zeigt der Hund eine bestimmte Reaktion, reagiert der Mensch darauf – bewusst oder unbewusst. Diese Rückkopplung zu erkennen ist entscheidend, um alter- native Verhaltensstrategien entwickeln zu können. Besonders in Stresssituati- onen ist es wichtig, als Mensch bei sich zu bleiben und dem Hund Sicherheit zu
Überinformation Für Hundeneulinge ist es schwer herauszufinden, welcher Trainingsansatz zu ihnen passt
Mai 2025 / Ein Herz für Tiere 27
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