Ein Herz für Tiere

E in Hund macht glücklich. Und wenn Platz genug da ist, wird auch ein zweiter satt. Die Doppelhun- dehaltung liegt voll im Trend. Doch vor einer Entscheidung sind ein paar Über- legungen fällig. Zwei auf einen Streich? Beim Anblick entzückender Welpen ist die Versuchung groß, gleich zwei Welpen ein Zuhause zu schenken. Den Gedanken, dass dann „alles in einem Aufwasch“ geht, können Sie allerdings vergessen. Es ist schwieriger, zwei Junghunde zu erziehen, denn Sie können sich immer nur auf einen konzentrieren. Nur wenn Sie schon große Hundeerfahrung haben und sich ein wei- teres Familienmitglied um Eingewöhnung und Erziehung kümmern kann, können beide Tiere zu Familienbegleitern werden. Gleicher Typ, ähnliche Größe? Es ist leichter, mit zwei Hunden einer Ras- se, zwei etwa gleichgroßen oder zwei Tie- ren eines Typs umzugehen als mit einem Paar, das gegensätzlich ist. Ein rennbe- geisterter Windhund und ein souveräner

Rolle und Sie können Ihrer Vorliebe fol- gen. Zwei intakte Rüden neigen zu Kom- mentkämpfen, die auch laut sein können, bei denen aber meistens nur Ihre Nerven leiden. Intakte Hündinnen dagegen sind vor und während der Hitze dauergereizt und das kann, wenn Sie nichts dagegen unternehmen, zu einer ewigenFeind- schaft führen. Bei einem Paar herrscht meistens Harmonie. Wer nicht züchten will, hat zweimal im Jahr das Problem, dass er Rüde und Hündin trennen muss. Und: Rüden, die mit einer Hündin leben, neigen dazu, sich als Beschützer aufzu- spielen und andere Rüden zu verjagen. Jedem das Seine Bieten Sie von Anfang an, also wenn der Zweithund einzieht, das Futter in getrennten Näpfen an, damit nicht der Schnellere dem Bedächtigen in die Que- re kommt. Liegeplätze und Körbchen sollten beiden Hunden die Chance ge- ben, sich zurückzuziehen und getrennt vom anderen zu schlummern, sich zu putzen oder zu schlafen. Wenn beide sich in ein Bett quetschen, ist das in Ordnung. Aber sie sollten nicht gezwungen werden. Respekt vor der Hierarchie Eine Rangordnung stellt sich bei jedem noch so kleinen Hunderudel ein. Und sie kann sich im Lauf des Zusammenlebens immer wieder ändern. Gefragt ist Ihre Beobachtungsgabe. Sie müssen erken- nen, wer das Sagen hat, und sich danach

richten. Begrüßen Sie zuerst den „Boss“, der auch der Erste ist, der gefüttert und gestreichelt wird. Wenn sich die Hierar- chie ändert, sollten Sie auch reagieren. Junges Blut zum, Senior? Tatsächlich blühen viele ältere Hunde auf, wenn sie einen Welpen als Gesell- schaft bekommen. Sie übernehmen einen Teil der Erziehung, geben dem Jungtier Sicherheit und Orientierung und lassen sich zum Spielen animieren. Je größer aber der Altersunterschied, desto wahr- scheinlicher leidet der Oldie unter Stress und fühlt sich zurückgesetzt. Zwei bis vier Jahre Altersunterschied sind ideal: Dann hat der Ältere bereits Manieren und kann den Lehrer spielen. Er ist auch noch ro- bust und fit genug, um mitzuhalten, wenn der Neue Lust auf ein Kräftemessen hat. Hoher Zeitaufwand Einiges können Sie synchron erledigen: Beide Hunde werden gleichzeitig gefüt- tert, drehen mit Ihnen die große Run- de, es geht gemeinsam zum Tierarzt. Aber sowohl Erst- als auch Zweithund brauchen Zeit mit Ihnen allein. Fürs Training, die Erziehung, den Sport, für Kuscheleinheiten und Fellpflege. Bei- de müssen lernen, alleine zu bleiben, wenn Sie mit dem anderen arbeiten. Doch jede Mühe, die Sie investieren, lohnt sich. Weil die zwei dann wirklich doppeltes Glück für Sie bedeuten.

RANGORDNUNG Jeder will die Nummer eins sein, da bleiben Rangeleien nicht aus

Herdenschützer haben unterschiedliche Bedürfnisse. Die Ansprüche von Husky und Chihuahua können Sie ebenfalls nicht gleichzeitig befriedigen, einer muss zurückstecken. Zwei gleichartige Hunde zeigen oft gleiche Verhaltensmuster, nei- gen aber auch zu Konkurrenzkämpfen. Rüde zu Rüde oder nicht? Lieber zwei Weibchen, zwei Rüden oder ein gemischtes Paar? Bei kastrierten Tie- ren spielt das nur eine untergeordnete

JUNI/JULI 2022 / EIN HERZ FÜR TIERE 29

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