G anz besondere Aus- und Ansichten erlebt Anne May jeden Tag über den Dächern von Stralsund. Hier kümmert sie sich um eine Schar von südame- rikanischen Humboldt-Pinguinen, die sie alle mit Namen kennt. Doch dieser Job ist mehr als nur Füttern und Pflegen: Anne hat die kleinen Frackträger sogar schon für ein wissenschaft- liches Projekt trainiert und erforscht, wie gut
Pinguine Töne wahrnehmen können. Hier kommt keiner zu kurz
Wenn Anne mit dem Eimer voller Fisch auf die Anlage kommt, dann watscheln, trappeln und drängeln sich elf schwarz-weiße Vögel im Frack vor lauter Vorfreude auf die kommende Fisch- mahlzeit. Anne kennt ihre Schützlinge alle mit Namen, und ein jeder bekommt seine faire Ration schnabelgerecht serviert. Und gern las- sen sie sich auch ein bisschen streicheln. Anne: „Ihr Gefieder fühlt sich erstaunlich weich an, selbst wenn es nass ist“. So herzlich dieser enge tägliche Kontakt auch ist – er ist auch sehr prak- tisch fürs Wohl der Tiere. Stellt er doch ganz praktisch sicher, dass keiner zu kurz kommt und jeder der Schützlinge seinen fairen Anteil am Futter erhält. Auch kleinste Anzeichen von
zurück, da ist es schattig und kühl. Im Winter bei leichten Minusgraden können wir sie drau- ßen auf der Anlage lassen. Es sei denn, es weht so ein kalter Frostwind. Dann werden sie dann ins Winterquartier gebracht.“ Abtauchen zu Hai und Rochen Für ihren Job wechselt Anne auch regelmäßig die Perspektive und steigt vom Dach eine Eta- ge tiefer in einen ungewöhlichen Arbeitsplatz hinunter. Dazu muss sie sich allerdings nach der Fütterung der Frackträger komplett umzie- hen. Sie schlüpft in einen Taucheranzug und steigt – gemeinsam mit einem Kollegen – in den „Offenen Atlantik“. In dem 2,6 Millionen Liter fassenden Becken mit der 50 Quadratme- ter großen, 30 Zentimeter starken Glasscheibe schwimmen Rochen, Haie und Makrelen. Auch hier wird gefüttert – und das Publikum auf der anderen Seite der dicken Scheibe staunt. Traumjob gefunden Die 43-Jährige stammt von einem Bauernhof in Niedersachsen. „Mein Wunsch, was mit Tieren zu machen, kommt schon aus der Kindheit“, erzählt sie. Über Umwege kam sie schießlich an ihr Ziel. „Ich hatte zuerst eine Tischlerausbildung gemacht und dann kam im Kölner Zoo die Aus- bildung zur Tierpflegerin.“ Nach einer weiteren Station in Rostock kam sie vor ziemlich genau 15 Jahren ins Ozeaneum nach Stralsund. „Der Kontakt zu den Tieren macht am meisten Spaß – die sind ja sehr zu- traulich. Und ich bin gerne draußen.“ Wer selbst Tierpflegekraft werden möchte, solle sich zuerst einen Praktikumsplatz organi- sieren und erleben, ob der Beruf wirklich das Richtige ist, empfiehlt sie.
Dachpool mit Aussicht 14 Meter über den Dächern haben die Pinguine freie Sicht auf Stralsund
»Pinguin- gefieder ist erstaunlich weich.«
Krankheiten werden so früh erkannt. Fracksausen an der Ostsee
Sie sind recht unkompliziert, sagt Anna: „Als Südamerikaner von den Küsten Perus und Chi- les mögen sie lieber wärmere Temperaturen. Allerdings in Maßen. „Wenn es bei uns mal zu warm wird, ziehen sie sich gerne in ihre Höhlen
Badewetter ist immer Humboldt-Pinguine sind gut gegen Kälte isoliert
Mai 2025 / Ein Herz für Tiere 53
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