Ein Herz für Tiere

L angen in Hessen – eine Familie hat on- line Hundewelpen inseriert. Hinweise deuten darauf hin, dass etwas nicht stimmt: Die Familie bietet regelmäßig in kurzen Abständen Hundewelpen zum Verkauf an. Birgitt Thiesmann und ihr Team von der Tier- schutzorganisation VIER PFOTEN wird hellhö- rig. Sie geben sich als Kauf-Interessenten aus und entlarven die scheinbar harmlose Familie als illegale Welpenhändler, die Teil mafiöser Strukturen sind. Die Polizei beschlagnahmte die noch viel zu jungen Welpen vor Ort. Sie wa- ren dehydriert und unterernährt, einer verstarb kurz nach seiner Rettung. Rund 2.000 Hundeanzeigen werden täglich auf Kleinanzeigen-Portalen veröffentlicht. Vier von fünf dieser Inserate zeigen Welpen. In sogenannten Welpenfabriken züchten krimi- nelle Organisationen Hunde unter grausamen Bedingungen – Neugeborene und Muttertiere leiden. Wir sprechen mit Birgitt Thiesmann über die Zustände in Welpenfabriken oder - wie sie auch genannt werden – „Vermehrerstationen“. Ein Herz für Tiere: Der Fall Langen ist eines von vielen Beispielen für illegalen Welpenhan- del. Wie funktioniert der Handel? Birgitt Thiesmann: Allgemein ist der Welpen- handel netzwerkartig organisiert und besteht aus Vermehrern, Fahrern und Händlern. Die Welpen werden meist in Vermehrerstationen im osteuropäischen Ausland wie Ungarn, Po- len, Slowakei, Tschechien, Russland gezüch- tet. Wie es den Tieren geht, ist den Händlern egal, es geht nur um die Produktion. Deshalb sprechen wir bei VIER PFOTEN von Vermeh- rern statt Züchtern. Die Welpen werden dann von Fahrern nach Deutschland transportiert. Teilweise gibt es Personen, die die gesamte Das Problem Internet Ein großes Problem beim Online-Welpen- handel ist die Anonymität der Händler. Geben sie sich auf Kleinanzeigenseiten als private Verkäufer aus, können deren Per- sonenangaben wie zum Beispiel der Name gefälscht sein. Das verschleiert ihre wahre Identität und für Käufer wird schwer er- sichtlich, wer tatsächlich hinter den Profilen steckt. Das erschwert zudem die Strafverfol- gung und den illegalen Netzwerken dro- hen kaum rechtliche Konsequenzen.

Im Kampf für die Tiere Birgitt Thiesmann ar- beitet seit 16 Jahren bei VIER PFOTEN und recherchiert seitdem innerhalb des illegalen Welpenhandels. „Es ist mir eine Herzensangele- genheit, den Tieren eine Stimme zu geben und für sie zu kämpfen.“

Dem Tode geweiht Hundemütter überleben nicht lange in den Welpenfabriken

Logistik organisieren und Transporte mit den gewünschten Hunderassen zusammenstellen. So wie im Beispiel in Langen sind am Ende der Kette die Verkäufer in Deutschland und verkaufen die Welpen. Dabei stehen sie nicht immer im direkten Kontakt zu den eigentlichen Produzenten, aber indirekt besteht dieser auf jeden Fall. Oft stellt man die Herkunftsländer als die Schuldigen dar, aber man muss auch sehen, dass die Käufer in westlichen Ländern sitzen.

Mai 2025 / Ein Herz für Tiere 61

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