Kolumne
Z ugegeben: Wir haben intensiv diskutiert, mein Mann und ich. Und das bedeu- tet, dass wir keineswegs einer Meinung waren. Definitiv nicht. Die Sache war so: Unsere Hündin Vroni, die wir abgöttisch lieben, trauerte furchtbar um den Verlust ihres Sennenhund-Gefährten. Ein liebenswertes Wesen an ihrer Seite – das könnte ihr guttun. Darin waren wir uns einig. Na ja, und was dieses Wesen so mit- bringen sollte, um die trauernde Seele aufzuhellen, war uns ebenfalls klar. Es sollte ein Hund sein, der gerne mit anderen zusammen ist. Sowohl mit Mensch wie auch Hund. Das war der Nenner, auf den wir unser Anliegen geschrumpft hatten. Harmo- nie, Ablenkung, neues Leben für unsere durchaus depressive Hündin. Doch unsere Lebenserfahrung signalisierte uns streng: Wenn du schon den menschlichen Idealpartner nicht backen kannst – wie soll das mit einem hundlichen Partner möglich sein? Okay, dann geben wir doch einem süßen Vierpfoter aus dem Tierheim eine Chance! Viele von ihnen sind abgrundtief glücklich, wenn sie in eine intakte (Hunde-)Familie einziehen dürfen. Das war meine Position. Gegenargument von meinem Mann: „Du weißt nie, welche Probleme du dir einhandelst. Viele dieser süßen Kerlchen sind traumatisiert. Dann lassen die ihren Frust an unserer Vroni aus.“ Ich wiederum: „Aber im Tierheim hast du professionelle Beratung. Wenn du die Situation schilderst, sagen sie dir ehrlich, ob es passen könnte. Dort sind Trainer, sogar Hundepsychologen, um das optimale Heim für ihre Zöglinge zu finden.“ Wie dem auch sei: Die Sorgen meines Mannes konnte ich nicht zerstreuen. Also lenkte ich ein, nicht ohne Bedingung: Wenn ein Hund vom Züchter, dann einer, der lange gesund ist. Was hatten wir mit unseren beiden Kerlchen gelitten: Krebs – Hämangiosarkom mit (gelungener) Chemotherapie, Magen-Darm-Probleme, Milz- tumor, lebenslange Inkontinenz, am Ende Nierenversagen. Eine Freundin, Tierärz- tin, gab mir den Tipp, der unsere Ehe massiv stabilisierte: „Mein Hund ist der Ham- mer, acht Jahre, nie krank – und friedvoll-entspannt. Frag meine Züchterin!“ Nein, keine eingetragene Rasse – doch mein Mann war schnell überzeugt. Das ist er also: Golden Doodle, bald zehn Wochen alt. In trauter Eintracht schon jetzt getauft: Rico! Es ist eine Gewissensfrage und in gewisser Hinsicht auch eine Grundsatzfrage: Hund aus dem Tierschutz – oder doch vom Züchter? Der Traum vom Hund – und seine Erfüllung
Her zens-Hündin Sennenhündin
Vroni (s. o.) hat gemein- sam mit Lupo Nina Ruge und ihren Mann viele Jahre lang durchs Leben begleitet. Jetzt wagen die beiden einen Neuanfang
Herzlichst Ihre
Nina Ruge
82 EIN HERZ FÜR TIERE / JUNI/JULI 2022
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