Partner Hund

TITELTHEMA

ist, dann scheint Interesse von beiden gegeben zu sein. Findet jedoch nur ein kurzes beschwichtigendes Spiel- verhalten statt, in dem mitgeteilt wird, dass keiner dem anderen etwas Böses will – anschließend jedoch jeder seiner Wege geht – dann sollte dies akzeptiert werden. Wir sollten unseren Wunsch nach einem abwechslungsreichen Leben nicht auf unsere Vierbeiner übertragen. Selbstverständlich sollten sie rasse- und bedarfsgerecht beschäftigt werden, aber das kann auch einschließen, dass man sie nicht zu vielen Reizen aussetzt. Das kann andere Hunde betreffen, ständige Ausflüge, neue Futtersorten oder Kon- takte zu fremden Menschen. Je nach Rasse und Alter des Hundes, dessen

Erfahrungen, individuellen Vorlieben und persönlichen Empfindungen muss jeder individuell beachtet und entspre- chend gehandelt werden. Mag er es oder duldet er es? Was Hunde an uns sicherlich auch has- sen, ist unsere oft falsche Einschätzung eines Hundeverhaltens auf ein Verhal- ten von uns. Die Menschen denken sich: „Wenn der Hund sich nicht beschwert, dann wird ihm das schon gefallen.“ Lei- der erkennen sie nicht, dass er sich mehr oder weniger in Schockstarre befindet, sich windet, den Kopf abwendet und am liebsten in Luft auflösen würde. Das könnte zum Beispiel bei einem übertrie- benen Liebesbeweis der Fall sein. Heftige

Umarmungen und An-sich-Drücken ge- hört bei Hunden zu den Dingen, die sie (im besten Fall) gelernt haben, zu dul- den. Mögen tun es viele eher weniger, denn in der Hundesprache ist ein solches Verhalten als übergriffig und bedroh- lich zu verstehen. Aber da ihnen nichts weiter geschieht und die Stimme ihrer Menschen Gegenteiliges übermittelt, lassen sie nicht nur diese Situation über sich ergehen: Manche der folgenden 20 Alltagssituationen werden Sie bestimmt kennen, die eine oder andere ist aber wahrscheinlich auch für Sie neu und bringt Sie vielleicht dazu, Ihr Verhalten zukünftig ein wenig anzupassen. THOMAS BRODMANN

Schauen Sie mal:

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Am Kopf tätscheln

Zu Kontakten zwingen

Stellen Sie sich vor, ein deutlich größeres Lebewesen tät- schelt Ihnen von oben herab unerwünscht über Ihren Kopf. Bei Frauchen und Herrchen ist das noch einigermaßen okay, aber bei einem Fremden kann einem schon mulmig zumute werden. Idealerweise geht die Person in die Hocke und strei- chelt seitlich an den Schultern oder am Hals.

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Keine Frage – ein Hund sollte sozialverträglich sein – und das lernt er nur, wenn er genügend Kontakte zu anderen Artgenossen und Men- schen hat. Wenn er gezeigt hat, dass dies gut funktioniert, man aber spürt, dass er darauf zumeist gut und gerne verzichten kann, sollten Hundehalter dies akzeptieren. Es ist für ihn nicht angenehm, ihm einen Kontakt aufzuzwin- gen, wenn er gerade viel lieber Schnuppern würde.

Viele Hunde möch- ten nicht ständig in Kontakt mit fremden Artgenossen treten

Zu wenig Schlaf Hunde schlafen bzw. dösen unglaublich viel. Das liegt daran, dass sie sich deutlich seltener und kürzer als wir in einer Tiefschlafphase befinden. Die meiste Zeit sind sie auf Empfang, auch wenn sie die Augen zu haben. Tut sich in ihrer Umgebung etwas, schauen sie kurz, aber solange es nicht wichtig ist, ruhen sie lieber weiter. Kontraproduktiv ist es, wenn beispiels- weise Kinder die Anforderungen des Hundes nicht akzeptieren und sie häufig stören. Oder auch, wenn der Schlafplatz des Hundes sich an einem stark frequentierten Ort befindet. Dies kann sich negativ auf das Befinden und Verhalten eines Hundes auswirken.

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Laute Stimmen

Weder Hund noch Mensch mögen lautes Schimpfen und Schreien. Erst recht nicht, wenn unklar ist, warum geschrien wird und wie man dieses beenden kann. Viele Hunde sind da- durch verunsichert, selbst wenn es sie gar nicht betrifft, son- dern zwei Menschen untereinander streiten. Es ist bekannt, wie empfindsam unsere Vierbeiner sind. Ein Streit „im Rudel“ verängstigt und verwirrt sie. Viele fangen an zu winseln. Füh- len sie sich dadurch bedroht, kann diese Unsicherheit sogar in Aggression umschlagen.

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14 PARTNER HUND | SEPTEMBER 2025

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