die Menschen den Raum. In allen Fällen machten sich die Hunde seelenruhig über das Futter her, sobald sie sich alleine fühl- ten. Und jetzt kommt’s: Den Menschen wurde einmal gesagt, der Hund hätte das Futter gefressen, einer anderen Gruppe teilte man mit, er hätte es nicht angerührt. Hunde lesen uns genau Bei der Rückkehr der ersten Gruppe (er hat’s gefressen) zeigten die Hunde deut- liche Beschwichtigungssignale, bei der zweiten freuten sie sich über die Rückkehr ihrer Menschen. Die Forscher gehen da- von aus, dass der Hund auf die grimmige Stimmung des Menschen, der überzeugt ist, dass sein Hund etwas Verbotenes getan hat, reagieren. Warum? Weil Hunde gar nichts Un- rechtes tun können. Aus ihrer Sicht ist das, was sie gerade machen, richtig. Dass es verboten ist, können sie lernen, wenn sie direkt auf frischer Tat ertappt werden. Also wenn der Mensch dabei ist, während sie einen Schuh klauen und diesen zerbei- ßen wollen. Werden sie in genau diesem Augenblick gestoppt, merkt sich das Hun- dehirn, dass diesen (!) Schuh packen und zerbeißen ungute Folgen nach sich zieht. Gegenwart zählt, nicht Vergangenheit Ist der Schuh schon zerbissen und wir donnern den Hund an, hat er keine Ah- nung, warum wir ihn beschimpfen. Sein Kurzzeitgedächtnis hat die vergangene Tat längst gelöscht. Des Hundes Schlussfolge- rung ist, wenn überhaupt, dass Menschen aus heiterem Himmel ihre Stimmung wechseln. Oder dass das, was er jetzt, in diesem Moment, tut, nicht gut ankommt. Das kann fatale Folgen haben. Wenn der Hund, der auf Pfiff oder Ruf nicht sofort kommt, sondern einige Umwege macht, erst mal überall schnüffelt und sich dann auf den Weg zum Menschen macht, bei seiner Rückkehr beschimpft wird, lernt er, dass Zurückkommen eigentlich nicht erwünscht ist und bleibt das nächste Mal noch länger weg. Was das im Zusammenleben bedeutet? Wenn Sie Ihren Hund zurechtweisen, dann immer nur innerhalb von zwei Sekunden während oder nach seinem Tun. Sind Sie zu spät dran, ignorieren Sie das Vergehen und machen buchstäblich gute Miene zum bösen Hundespiel. Dann werden Sie nie wieder denken müssen, dass Ihr Hund von seinem Gewissen geplagt wird.
Redensarten Das Heulen der Schlosshunde
Wer heult wie ein Schlosshund, der jammert herzzerreißend. Zahlreiche Theorien ranken sich um die Redens- art, zwei davon könnten tatsächlich der Ursprung sein. Eine Vermutung: Schlossherren züchteten oft ihre eige- nen Meuten, mit denen sie auf die Jagd gingen. Diese meist Hunderte Tiere umfassenden Hundemeuten lebten in Zwingern und durften sich nur frei be- wegen, wenn eine Jagd anstand. Schon bei den Vorbereitungen begannen die
Hunde vor Erregung und Vorfreude laut zu jaulen und zu heulen. Vermutung Nummer zwei: Der Schloss- hund war eigentlich ein Schließhund, also einer, der lebenslang an der Kette gehalten wurde, die mit einem Schloss gesichert wurde. Die armen, von ihren Menschen isolierten Kettenhunde jaulten, bellten und heulten oft stunden- lang. Diese Hunde nannte man früher Schließhunde. Verballhornt könnte daraus Schlosshunde geworden sein.
PIONIERE
Namenlos und doch unsterblich
Ein schwarzer Schäferhund, dessen Na- men zu notieren sich niemand die Mühe machte, schrieb als erster Blindenführhund Geschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg, der vielen Soldaten das Augenlicht kostete, begann der Verein für Sanitätshunde einige seiner Schüler systematisch als Begleiter und Beschützer von Erblindeten auszubil- den. 2016 war es dann so weit, der erste Blindenführhund wurde dem Kriegsblinden Paul Feyen übergeben. Bis 1922 blieb dieses kostbare lebende Geschenk ausschließlich Kriegsblinden vorbehalten. Heute beglei- ten etwa 2000 Blindenführhunde ihre Menschen durch den Alltag
JULI 2022 | PARTNER HUND 27
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