Gegenstände abzuspeichern und die- se Gegenstände anhand ihres Geruchs zu orten. Das funktioniert nicht nur mit Dummys oder anderem Hundespiel- zeug, sie können auch Elektrogeräte, wie z. B. versteckte Handys in Gefäng- niszellen oder Trüffel im Waldboden erschnüffeln („Suche nach einem be- stimmten Geruch“) . Auch die sprich- wörtliche Suche nach „der Nadel im Heuhaufen“ ist für trainierte Hunde kein Problem, sie finden selbst die win- zige Büroklammer, die in der Wohnung versteckt wurde („Suche nach kleinen Gegenständen“) . Genauso können Hunde lernen, den Geruch einer Per- son von einem Kleidungsstück zu „ex- trahieren“ und diesen Geruch zu ver- folgen, bis sie bei der versteckten oder vermissten Person angekommen sind („Mantrailing“) . Hunde können auch Gerüche unterscheiden. So erkennen Hunde anhand von Geruchsproben die Proben der Menschen, die an Krebs oder Corona erkrankt sind („Geruchs- differenzierung“). Rassen mit extra kurz gezüchteten Nasen (z. B. Französische Bulldoggen) zeigen übrigens auch bei der Riech- leistung eine Behinderung: Durch die anatomischen zuchtbedingten Verän- derungen kommt es bei gleichzeitiger Wachstumshemmung des Kieferschä- dels zu einer Vergrößerung der Nasen- muscheln. Dadurch kommt es zum Kontakt zwischen den benachbarten Lamellen der Nasenmuscheln, sodass zwischen den Oberflächen der Riech- schleimhaut kein Platz mehr für die durchströmende Luft bleibt. Zudem fällt diesen Hunden das Ein- und Ausatmen durch die viel zu kleinen Nasenlöcher schwer. ▶
Marcel Wunderlich eröffnete nach Forschung und Lehre an der Uni mit seine Martin Rütter Hundeschule Wiesbaden/Main- Taunus-Kreis. Eines seiner wichtigsten Trainingsziele: ein entspannter Alltag, sodass Mensch und Hund möglichst viel gemeinsam erleben können. Das braucht Verständnis dafür, wie Hunde unsere Umwelt wahrnehmen und wie sinnvolles Training funktio-
niert. www.martinruetter.com/ wiesbaden-main-taunus-kreis
D
ie Sinnesfähigkeiten von Hunden werden noch allzu oft unterschätzt. Teils, weil
Kombination der einzelnen, aktivierten Rezeptortypen formt den jeweils wahr- genommenen Geruch. Unsere menschliche Riechschleim- haut ist 5 cm groß und enthält 10 – 30 Millionen Riechzellen mit etwa 350 – 400 verschiedenen Rezeptortypen. Die Riechschleimhaut unserer Hunde ist, abhängig von der Rasse, ca. fünf- bis dreißigmal so groß. So kommt ein Hund auf ca. 250 Millionen Rezeptoren sowie über 1000 unterschiedliche Rezeptor- typen für Gerüche, die wir Menschen zu einem großen Teil gar nicht wahrneh- men können. Zudem können Hunde durch das „vomeronasale Organ“, das hinter den Vorderzähnen im Oberkiefer liegt, Sozialpartner auf einer weiteren geruchlichen Ebene wahrnehmen, wie z. B. beim Erkennen von Pheromonen potenzieller Sexualpartner. Auch der Anteil des Gehirns, der Gerüche verar- beitet und speichert, ist beim Hund mit ca. 10 % etwa zehnmal so groß wie der beim Menschen. Es ist für Hunde also grundsätzlich kein Problem, den Geruch diverser
ihre Leistung für uns unvorstellbar ist. Teils aber auch, weil ihre Fähigkeiten noch nicht ausreichend erforscht sind. Hunde können z. B. ein leises Knacken im Wald wesentlich früher hören und schneller lokalisieren als wir Men- schen. Sie sind in der Lage, Unterzu- ckerung anzuzeigen oder die Spuren einer Tage zuvor weggelaufenen Person zu verfolgen. Gleichzeitig scheinen sie manchmal das für uns deutlich sicht- bare Leckerli vor ihrer Schnauze auf dem Boden nicht ohne unsere Hilfe zu finden. In die Sinneswelt unserer Hunde einzutauchen, ist nicht nur faszinierend, sondern hilft uns auch, ihre Wahrnehmung zu verstehen, um sowohl den Alltag mit Hund als auch das Training daran anzupassen. Der Geruchssinn Hunde sind für ihre gigantische bis un- glaubliche Riechleistung bekannt. Be- reits in den ersten Tagen nach der Ge- burt setzen Welpen ihre Nase statt ih- rer – noch fest verschlossenen – Augen ein, um die Zitze der Mutter zu finden. Schlüssel bei der Wahrnehmung von Gerüchen ist die sogenannte „Riech- schleimhaut“, in der verschiedene Ge- ruchsrezeptoren sitzen. Diese Rezep- toren werden durch die eingeatmeten Geruchsmoleküle aktiviert und die
“ Es ist für Hunde kein Problem, den Geruch diverser Gegenstände abzuspeichern und sie dann anhand ihres Geruchs zu orten. ”
SEPTEMBER 2025 | PARTNER HUND 27
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