RÜTTER
Welchen Geruch er wohl gerade erschnüffelt?
Denn ein weiterer Faktor für die hervor- ragende Riechleistung der Hunde ist ihre Atemtechnik. Beim gezielten Schnüffeln kommen Hunde auf ca. 100 - 200 Atemzü- ge pro Minute, bei denen sie sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen Gerüche wahrnehmen, denn die Luft wird durch die vorderen Nasenlöcher eingeatmet und durch die seitlichen Nasenschlitze wieder ausgeatmet. Dies ist körperlich überaus anstrengend, selbst für Hunde mit gesunder Schnauzenform. Da das gezielte Schnüffeln aber nicht nur müde macht, sondern den meisten Hunden wirklich Freude bereitet, bieten sich die zahlreichen Formen der „Nasenarbeit“ als ideale Auslastung an. Für uns Menschen ist eine der größ- ten Herausforderungen im Training, ein Verständnis für die Welt der Gerüche des Hundes zu entwickeln, da wir nur einen Bruchteil dieser Welt wahrneh- men und nicht wirklich nachvollziehen können, welche Möglichkeiten Hun- den zur Verfügung stehen. Wer seinem Hund beibringen möchte, Spuren zu verfolgen, muss wissen, wie sich Witte- rung und Umgebung auf die Verteilung der Gerüche auswirken. Und wer er- wartet, dass sein Hund das Leckerli auf dem Boden findet, muss wissen, wie der Wind steht. Denn wenn der Hund auf die Nasenarbeit konzentriert ist, spielt
der Sehsinn kaum noch eine Rolle. Und so kann es eben sein, dass dein Hund wenige Zentimeter an dem für dich in der Wiese gut sichtbaren Leckerli vor- beiläuft, wenn der Wind den Geruch in die andere Richtung trägt. Info: So einzigartig wie jeder Hund ist auch seine Nase! Der Nasenspiegel von Hunden hat ein individuelles Muster, ähnlich wie der Fingerabdruck beim Menschen! Der Sehsinn Im Gegensatz zum Riechen sind uns Hunde beim Sehen nicht grundsätzlich überlegen. Sie sehen aber auch nicht so schlecht, wie einst vermutet. Allein die bei den meisten Hunden eher seitliche Anordnung der Augen schafft ein deut- lich weiteres Gesichtsfeld als die fron- tale Anordnung wie bei uns Menschen. Es ist also kein Wunder, wenn dein
grau-braun wahrgenommen, Grüntöne grau-gelb, weswegen Rot und Grün von Hunden kaum unterschieden werden können bzw. beides eher gelblich von ihnen wahrgenommen wird. Möchtest du z. B. beim Distanztrai- ning deinen Hund zu einem Zielpunkt schicken, sollte sich dieser farblich deutlich von der Umgebung abheben: Geeignet wäre z. B. ein blauer Pylon auf grüner Wiese. Möchtest du hingegen die Suchleistung deines Hundes schu- len, sollte sich der Suchgegenstand weniger schnell mit den Augen finden
“ Der Anteil der Zapfen an den Sinneszellen der Netzhaut beträgt beim Hund etwa 3 %, daher sehen Hunde Farben nur in abgeschwächter Form. ”
passionierter Jäger das Reh am We- gesrand vor dir sieht. Wie im mensch- lichen Auge sind auch bei Hunden „Zapfen“ und „Stäbchen“ der Netz- haut ein wesentlicher Teil des Sehsinns. Der Mensch besitzt drei unterschied- liche Zapfen-Typen, die jeweils auf einen anderen Frequenzbereich des Lichts reagieren und uns zusammen den für Menschen sichtbaren Be- reich des Farbspektrums eröffnen. Der Anteil der Zapfen an den Sin- neszellen der Netzhaut beträgt beim Hund etwa 3 %, beim Menschen etwa 5 %, daher sehen Hunde Farben nur in abgeschwächter Form. Zudem besit- zen sie keinen Zapfen-Typ für rötliches Licht. Rottöne werden von ihnen daher
Riechen an anderen Hunden: Beim Analwittern checken Hunde ihr Gegenüber ab
Gezieltes Schnüffeln wie beim Fährtentraining macht vielen Hunden Freude
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