TIERSCHUTZ
Eine Ursache für Tierleid auf der Straße sind mangelnde Kastrationsprogramme
ne“ von Straßenhunden in der Türkei leisten ihr Übriges. Bei all diesen Überlegungen sollte man jedoch verstehen, dass Tier- schutz vor allem von Nachhaltigkeit profitiert. Natürlich will man als Hundefreund am liebsten sofort Hilfe leisten, doch am Ende zahlt sich eine langfristige Strategie mehr aus. Deshalb fördert auch der Deutsche Tierschutzbund Tierschutz sowohl in Deutschland als auch im Ausland. „Wir setzen dabei auf langfristige Un- terstützung, die immer nachhaltig die Menschen vor Ort befähigt, Tierschutz zu leisten“, sagt Thomas Schröder. Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort Die nachhaltigste Methode zur Reduk- tion der Streunerpopulation ist die flächendeckende Kastration. Um diese zu erreichen, kooperiert der Deutsche Tierschutzbund zum Beispiel mit Tierheimen in der Ukraine. „Über die Eurogroup for Animals, den europäischen Tierschutz-Dach- verband, engagieren wir uns für eine einheitliche EU-weite Gesetzesgrund- lage für die Haltung von Hunden und Katzen und plädieren für das Prinzip ‚Fangen, Kastrieren, Freilassen‘“, so
müssen, bevor sie überhaupt über Tierschutzmaßnahmen nachden- ken können. Gerade in ärmeren, ländlichen Regionen ist es gang und gäbe, dass Tiere in erster Linie für den Verzehr und die Landwirtschaft existieren. Hier leben die Hunde oft auch nicht mit den Menschen in Häu- sern, sondern werden als Wach- oder Herdenschutzhunde gehalten. Für Arbeitende einer Tierschutzor- ganisation im Ausland ist es wichtig, den Einheimischen auf Augenhöhe zu begegnen und sie behutsam an das Thema heranzuführen, ohne dabei mahnend den Zeigefinger zu erheben. Nur so kann man Veränderungen für das Wohl der Tiere erreichen. Tierliebe ohne Grenzen Tierschutzarbeit im Ausland hat viele Aspekte. Und die Frage, ob diese sinn- voller oder gar wertvoller ist als jene hierzulande, lässt sich nicht so einfach beantworten. Fakt ist: Beim Thema Tierschutz gibt es kein „Entweder oder“, es ist ein „Sowohl als auch“. Denn jedes Tier, das in Not ist, braucht unsere Hilfe – unabhängig da- von, wo es lebt. Im Idealfall ergänzen sich Tierschutz im In- und Ausland, weil beide gleichermaßen wichtig sind, um das Leid zu lindern. „Tier- schutz endet nicht an den Grenzen“, sagt Thomas Schröder. Nein, vielmehr kann er dort auch erst beginnen. MARINA DEHNER
Thomas Schröder. Ein weiterer wich- tiger Punkt ist die Bildungs- und Auf- klärungsarbeit vor Ort. In Ländern mit hoher Straßenhunde-Population sind langfristige Bildungsprojekte wichtig, um ein Bewusstsein für Tierschutz zu schaffen. An vielen Orten herrscht ein völlig anderes Bild von Tierwohl als bei uns. Das hat nichts mit Ignoranz zu tun, sondern ist oft der Erziehung und Prä- gung der Menschen vor Ort, sei es aus religiösen oder kulturellen Gründen, geschuldet. Hinzu kommt, dass die Menschen in den ärmeren Teilen der Welt sich erst um ihr eigenes Überle- ben und das ihrer Familien kümmern
Diese Blicke sind herzzerreißend. Viele Auslandshunde haben in ihrem Leben bisher keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht
64 PARTNER HUND | SEPTEMBER 2025
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